Zahl der Klassikorchester ist weiter rückläufig
Deutsche Orchestervereinigung kritisiert Bundesregierung – Viele Musiker verzichten auf normale Tarifbezahlung
BERLIN (epd) - Die Deutsche Orchestervereinigung hat den Abbau von Planstellen für Musiker bei Berufsorchestern kritisiert. Die Zahl der Stellen sei in den vergangenen zwei Jahren um 70 auf aktuell 9746 gesunken, wie die Deutsche Orchestervereinigung am Dienstag in Berlin mitteilte. Auch die Zahl der Orchester ist weiter rückläufig. Sie sank den Angaben nach von 131 im Jahr 2016 auf 129.
Vor allem die Zusammenlegung der beiden SWR-Orchester aus Baden-Baden/Freiburg und Stuttgart sowie der Thüringen Philharmonie Gotha mit der Landeskapelle Eisenach hätten zum Rückgang beigetragen. Der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, Gerald Mertens, betonte, „angesichts des unglaublich langanhaltenden Wirtschaftsaufschwungs und übervoller Staatskassen“müsse mehr Geld auch im Kulturbereich und bei den Berufsorchestern ankommen.
„Viele Kollegen verzichten für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze immer noch auf einen Teil der ganz normalen Tarifbezahlung“, sagte Mertens. Lohnverzicht sei aber keine Dauerlösung. Die Vergütungen in einigen Orchestern lägen bis zu 30 Prozent unter Tariflohn und damit nur knapp über dem Mindestlohnniveau. Bundesweit zahlen laut Orchestervereinigung 39 Orchester nicht nach Tarifvertrag, davon allein 27 Orchester im Osten. Mertens kritisierte, es sei ein Widerspruch, wenn die Bundesregierung einerseits die deutsche Theaterund Orchesterlandschaft bei der Unesco als immaterielles Kulturerbe der Menschheit nominiere, zugleich aber diesen Schatz weiter schrumpfen lasse.