Unordnung tut Insekten gut
75 Prozent weniger Fluginsekten als vor Vierteljahrhundert - Initiativen in Ellwangen zum Erhalt ihrer Lebensräume
ELLWANGEN - Sie sind zwar klein aber unentbehrlich für unser Ökosystem – Insekten. Doch in den vergangenen 27 Jahren hat die Biomasse bei Fluginsekten um mehr als 75 Prozent abgenommen. Das hat eine Studie ergeben, die jüngst in dem Wissenschaftsmaga„Plos zin One“verlichtwurde.Nun öffentlichtwurde.Nun hat die Landesregierung einSonderprogramm für Artenschutz beschlossen, das in den kommenden zwei Jahren über ein Budget von 36 Millionen Euro verfügen soll. Die „Ipf- und Jagst Zeitung“hat nachgefragt, welche Initiativen es in Ellwangen bereits gibt, um Insekten zu schützen. S tadt: Die Stadtverwaltung habe schon mehrere kleinere Maßnahmen ergriffen, erklärt Elfriede Lingel, Umweltschutzbeauftragte der Stadt. Eine davon sei, dass die zeitlichen Abstände, in der städtische Grünflächen in Nähe des Sportzentrums gemäht würden, verlängert wurden. Dadurch soll erreicht werden, dass mehr Blumen blühen können und somit Nahrung für Insekten bieten.
Im kommenden Jahr plant die Stadt, mehr Wildblumen auszusäen und bei städtischen Wiesen breitere Randstreifen anzulegen, in denen sich Insekten besser aufhalten und vermehren können.
„Zusätzlich wurden auf Streuobstwiesen bei der Otto-HäckerStraße Wildkräuter angepflanzt und das Wasser im Eisweiher beim Wellenbad wurde länger stehen gelassen“, erklärt Lingel. In dem stehenden Gewässer sollen sich dann Inten sekten besser vermehren können. Gleichwerde zeitig damit auch der notwendige Lebensraum der Störche gefördert, die sich auf dem Dach der ehemaligen Statthalterei niedergelassen haben. N abu: Der Naturschutzbund Ellwangen versuche schon seit vielen Jahren dem Artensterben entgegenzuwirken und Biodiversität zu erhalten, sagt Hariold Löffelad, Vorsitzender des Nabu Ellwangen. „Wir haben in der Regi- on bei Privatleuten und den Kommunen angeregt, private und öffentliche Flächen aus der intensiven Mähpflege herauszunehmen und Blumenwiesen den Vorzug zu geben. Teilweise wurde dies auch umgesetzt“, erklärt Löffelad. Generell sei es aber mit dem Anlegen von Blumenwiesen nicht getan, denn die Ursachen für das Insektensterben seien sehr
vielschichtig und schwierig zu analysieren. „Einerseits ist da die immer intensivere Landwirtschaft mit dem frühen Abmähen der Wiesen, ohne dass die Blumen sich entwickeln und aussamen können. Dann die Monokulturen wie Mais und andere Anbaupflanzen für Silage oder Biogas“, sagt Löffelad. Ein Problem seien natürlich auch die eingesetzten Pestizide. Als weitere Ursache nennt Löffelad den Landverbrauch mit der Entwässerung von Wiesengebieten, der zunehmenden Helligkeit durch Siedlungen oder Verkehr. I mker: Bienen seien abgesehen von Wildbienen nicht so sehr vom Insektensterben betroffen, erklärt Daniel Pfauth, Imker und Mitglied des Bienenzuchtvereins Ellwangen. „Sie können viel durch die Größe ihres Volkes kompensieren“, sagt Pfauth. Das Problem bei anderen Insekten oder Wildbienen sei, dass sie allein sind. Sterben sie, können sie sich nicht mehr fortpflanzen. „Wenn eine Biene aus dem Stock vergiftet wird, fliegt sie zum Beispiel nicht zurück zu ihrem Volk und schützt damit die anderen“, erklärt der Imker.
Er nehme zwar wahr, dass seine Bienen durch Gifte in der Umwelt, wie Pestizide und Autoabgase, geschwächt seien, aber seine Aufgabe als Imker sei es, zu schauen, dass die Bienen alles haben,
was sie brauchen. „Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr“, mahnte bereits Albert Einstein. Die Biene gilt als das wichtigste Nutztier der Menschheit.