Ein Aalener Supermarkt tanzt aus der Reihe
Heilig soll Heiligabend auch einmal für die Mitarbeiter sein – Die meisten Lebensmittelmärkte sind am 24. Dezember geschlossen
AALEN - Wer am Samstag vor Heiligabend vergisst, die Gans einzukaufen, schiebt nicht dieselbe in die Röhre, sondern schaut selbst in die Röhre. Denn die meisten Supermärkte haben auch in Aalen und Umgebung am 24. Dezember geschlossen, weil der Heiligabend in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt. Ein Lebensmittelmarkt, der allerdings aus der Reihe tanzt, ist der Edeka-Markt Viëtor in Hofherrnweiler. Hier können sich die Kunden am 24. Dezember drei Stunden lang mit Weihnachtsgans, Rotkohl und Co. eindecken.
Dass Supermärkte dieses Jahr an Heiligabend ihre Pforten öffnen dürfen, ist per baden-württembergischem Ladenöffnungsgesetz erlaubt. Denn dieses besagt: Fällt der Sonntag auf den Heiligabend, dürfen die Lebensmittelgeschäfte bis zu drei Stunden bis maximal 14 Uhr geöffnet haben. Mit dieser Regelung gehen die großen Ketten allerdings unterschiedlich um. Aldi, Kaufland und Lidl haben angekündigt, dass alle Filialen geschlossen bleiben. Nicht geöffnet werden auch alle filialisierten Rewe- und Penny-Märkte, teilt Andreas Krämer, Pressesprecher der Rewe-Group, auf Nachfrage der „Aalener Nachrichten“mit. Allerdings mit der Einschränkung, dass die von selbstständigen Kaufleuten betriebenen Rewe-Märkte für sich entscheiden könnten. Dazu gehören etwa der Rewe-Markt in der Aalener Gartenstraße und der Rewe-Markt in der Aalener Straße in Essingen.
An Heiligabend zu öffnen, hat für die Inhaberin des Rewe-Supermarktes in Essingen, Geraldine Brehmer, nie zur Debatte gestanden. „Obwohl ich als Selbstständige mein Geld mit dem Laden verdiene, gehen meine Mitarbeiter vor. Wenn der 24. Dezember schon einmal auf einen Sonntag fällt, sollen sie die Möglichkeit haben, ein stressfreies Weihnachtsfest mit ihrer Familie zu verbringen.“Und auch sie selbst möchte einmal ohne Hektik und besinnlich in den Heiligen Abend starten.
Definitiv geschlossen haben wird auch der Rewe-Markt in der Aalener Gartenstraße. „Unsere Kunden können von Montag bis Samstag ihre Einkäufe bei uns erledigen“, sagt der Inhaber und selbstständige Kaufmann Christoph Kurz. Und nach dieser verkaufsintensiven Woche werde er es seinen Mitarbeitern nicht zumuten, auch noch an Heiligabend zu arbeiten. Wenn dieser schon einmal auf einen Sonntag fällt, sollten diese die freie Zeit auch genießen können.
Die Kunden werden nicht verhungern
Geschlossen bleiben am 24. Dezember auch die Märkte, die Edeka in Eigenregie betreibt. Dazu gehört etwa der Supermarkt in der HeinrichRieger-Straße in Aalen. „Die Mehrzahl der Märkte wird jedoch von selbstständigen Kaufleuten betrieben, die eigenständig über eine Öffnung an Heiligabend entscheiden,“teilt Christhard Deutscher von der Unternehmenskommunikation mit. Die meisten halten sich allerdings an die Empfehlung von Edeka, nicht zu öffnen. So bleibt etwa Edeka Streeck in Oberkochen am 24. Dezember zu, teilt der Verkäufer Michael Gratzer den „Aalener Nachrichten“mit.
Auch in Hüttlingen haben sich die Inhaber gegen eine Öffnung an Heiligabend ausgesprochen. „Davon, dass über die Feiertage der Markt drei Tage lang geschlossen hat, wird die Welt nicht untergehen und auch kein Kunde wird deshalb verhungern“, sagt Martina Bölstler, Frau des Inhabers des Edeka-Marktes Bölstler. Für sie haben die Mitarbeiter Priorität. Die Diskussion, an diesem Tag zu öffnen, habe Bölstler von Anfang an nicht verstanden. „Es kräht doch auch kein Hahn danach, am Ostersonntag oder an Allerheiligen aufzumachen.“Abgesehen davon, würde es sich betriebswirtschaftlich gar nicht rentieren, den Markt am 24. Dezember für drei Stunden aufzuma- chen. „Wir brauchen zwei Stunden Vorlauf, bis die Ware in den Regalen eingeräumt ist und nach Ladenschluss zwei Stunden, um den Markt zu putzen.“
Dicht sein wird am 24. Dezember auch der Edeka Miller in Hüttlingen. Die Woche von Montag bis Samstag sei ohnehin eine große Belastung für die Mitarbeiter, sagt der Marktleiter Sascha Biffart. „Wir bieten unseren Kunden allerdings an, am Freitag, 22. Dezember, zu unserer langen Einkaufsnacht zu kommen, bei der der Supermarkt bis 24 Uhr geöffnet hat. Und das müsste ja reichen, um sich für die Weihnachtsfeiertage einzudecken.“
Anders als seine Kollegen hat sich Maiko Viëtor, Inhaber des gleichnamigen Edekas in Hofherrnweiler, entschieden. Er wird an Heiligabend von 10 bis 13 Uhr die Pforten des Supermarktes öffnen. Viele seiner Kunden hätten diesen Wusch geäußert, um nicht so viel auf Vorrat einkaufen und die Hälfte der Lebensmittel dann wegwerfen zu müs- sen. Am 24. Dezember zu öffnen, sei eine Serviceleistung für die Kunden. „Meine Mitarbeiter arbeiten an diesem Tag auf freiwilliger Basis“, betont Viëtor. „Wer frei haben möchte, wird nicht gezwungen, im Laden zu stehen.“
Offen ist noch, ob die Filialen von Netto geöffnet haben. Eine Stellungnahme des Discounters lag bis Redaktionsschluss nicht vor. Nach Information der „Aalener Nachrichten“sollen aber die Filialen in Aalen geschlossen bleiben.