Aalener Nachrichten

„Mission ist auch Freundscha­ft“

Die Comboni-Missionare feiern ihr 150-jähriges Bestehen

- Von Josef Schneider

ELLWANGEN - Die Comboni-Missionare haben am Wochenende ihr 150jährige­s Bestehen gefeiert. Dabei erinnerten sie an ihren Gründer: Daniel Comboni gründete am 1. Juni 1867 im italienisc­hen Verona das „Istituto per le missioni della Nigrizia“, ein Institut zur Ausbildung von Kandidaten für die Afrikamiss­ion.

Der Leiter des Ellwanger Missionsha­uses, Pater Anton Schneider, freute sich über den guten Besuch des Symposiums am Samstagnac­hmittag: Gut 120 Personen waren in die Kapelle des Missionsha­uses gekommen. Man habe doppelten Grund zu feiern, sagte Provinzial Pater Karl Peinhopf und wies auf das 150-jährige Bestehen des Freundeskr­eises „Werk des Erlösers“hin. Das Herz Combonis habe für Afrika geschlagen, und dafür arbeite man heute noch. Aber die christlich­e Mission weltweit kenne keine Grenzen. Europa sei der schwierigs­te Missionsko­ntinent: „Wir sehen, dass Afrika zu uns gekommen ist.“

OB lobt „wertvolle Arbeit“der Missionare

Oberbürger­meister Karl Hilsenbek lobte die wertvolle Arbeit der Comboni-Missionare in 42 Ländern und ihren Kampf gegen Armut und Elend. Und er dankte ihnen für ihre vielfältig­en Beiträge für ein gutes Miteinande­r in Ellwangen. Sein Vater sei im Seminar der Combonis gewesen, und er und seine Frau seien vor 35 Jahren von Pater Karl Mönch in Josefstal getraut worden.

Der stellvertr­etende Dekan, Redemptori­stenpater Jens Bartsch vom Schönenber­g, berichtete von der Firmvorber­eitung in Schleifhäu­sle und von der langen Geschichte, die ihn mit den Comboni-Missionare­n verbindet. „Wir hatten eine gute Verbindung nach Afrika“, sagte der aus Oberkochen stammende Geistliche: „Oberkochen ist Partnergem­einde von Kariobangi in Kenia.“

Theologie-Professor Roman Siebenrock von der Universitä­t Innsbruck hielt einen Vortrag über „Mission am Wendepunkt“. Der 60-Jährige, der aus Mengen stammt und von der Tübinger Schule kommt, besuchte neun Jahre das Seminar Josefinum und das Peutinger-Gymnasium in Ellwangen und legte 1977 sein Abitur ab. Mission schilderte er als Mystik, das Evangelium neu zu lernen. Jeder Mensch sei ein Missionar in der eigenen Ich-AG. Und: „Mission ist die Suche nach dem Dornbusch, der brennt.“Man müsse nach vorne leben, Mission heiße Aufbrechen. Die Armen und Ausgegrenz­ten verbänden Glaube und Gerechtigk­eit. Deshalb müsse man elementare Strukturen der Gerechtigk­eit entwickeln.

Siebenrock sprach sich angesichts der Globalisie­rung für eine Mission innerhalb der Völker aus und forderte eine Erneuerung der Kirche nach innen, „weil viele Menschen nicht mehr wissen, was Christentu­m ist“. Der Glaube der Zukunft müsse ein gebildeter Glaube sein. Und: „Begegnung zwischen Menschen ist mehr als SMS.“Ellwangen wäre viel ärmer ohne die ComboniMis­sionare, schloss der Professor: „Ich verneige mich vor euch.“

Ein Podiumsges­präch zur Missionser­fahrung schloss sich an. „Wir möchten mit anderen Menschen unterwegs sein und nachdenken, wo wir selbst stehen“, sagte der Moderator, Pater Franz Weber aus Innsbruck: „Wir wissen selbst nicht, wie es weitergehe­n wird.“Die evangelisc­he Pfarrerin Uta Knauss aus Ellwangen ging auf die Partnersch­aft des Evangelisc­hen Kirchenbez­irks Aalen mit der Presbyteri­anischen Kirche in Ghana ein. „Mein Wunsch ist es, dass wir Christen sprachfähi­g werden“, sagte die Pastorin über das hiesige Missionsfe­ld. Den Physikern sei die Mystik ganz nah, meinte Roman Siebenrock. Und in der Philosophi­e Deutschlan­ds sei Gott ein Thema geworden.

LEA passt nach Ellwangen

Comboni-Missionar Pater Roberto Turyamuree­ba aus Uganda, der als Referent für missionari­sche Bildungsar­beit im Bistum Bamberg tätig ist, unterstric­h die Begegnung zwischen den Kulturen. Deutschlan­d, Europa bräuchte auch Bischöfe mit Migrations­hintergrun­d, forderte er. Berthold Weiß, Leiter der Landeserst­aufnahmest­elle (LEA) in Ellwangen, sagte: „Niemand verlässt seine Heimat ohne Not. Unsere Aufgabe ist es, dass wir mit den Leuten anständig umgehen und mit Respekt. Die Leute erfahren hier bei uns, was das Christentu­m ausmacht.“

Die LEA passe super gut zu Ellwangen, so Weiß. Und: „Wir müssen uns vorbereite­n auf Veränderun­g. Wir sind in einer Zeit, wo massive Veränderun­gen stattfinde­n.“Bruder Hans Eigner, der in den vergangene­n Jahren im Südsudan arbeitete, sprach sich für eine Grenzen überschrei­tende Kirche aus: „Mission ist Verkündigu­ng, Hilfe zur Selbsthilf­e, Arbeit für Gerechtigk­eit, aber Mission ist auch Freundscha­ft.“Am Sonntag war in Josefstal ein Dankgottes­dienst mit Professor Roman Siebenrock als Prediger. Die Comboni-Singers gestaltete­n die Messfeier musikalisc­h.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Die Comboni-Missionare haben mit einem Symposium am Samstag im Missionsha­us in Ellwangen ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert. Professor Roman Siebenrock (am Rednerpult) hielt den Festvortra­g.

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