„Bach-Scheißer“: Grüße ans Nachbardorf
„Knöpfleswäscher“spaziert durch die schwäbische Landschaft
AALEN-WASSERALFINGEN - Da haben es die Aalener und Wasseralfinger noch ganz gut erwischt. Mit „Spione“und „Schmelzdreckler“kommen sie vergleichsweise glimpflich davon.
Denn es gibt noch weitaus derbere und hohnvollere Spitznamen für die lieben Nachbarn in der schwäbischen Landschaft. Durch die und gleich auch noch durch die schwäbische Seele spazierte der schwäbische Dialekt-Experte Wolfgang Wulz, selber „Knöpfleswäscher“, sprich „Hoidamr“(Heidenheimer). Das heitere schwäbische Kaleidoskop war die letzte Veranstaltung in der Kunst-Literatur-Dialekt-Reihe „S‘ Ländle“.
Und die war ein voller Erfolg, grüßte Joachim Wagenblast vom Bund für Heimatpflege die Gäste im gut gefüllten Bürgerhaus-Plocksaal. Die Ausstellung geht wohl demnächst sogar auf Tournee und Wagenblast ist sich ziemlich sicher: Sieger Köder, ein „schwäbischer Patriot sondergleichen“, hätte seine Freude an ihr gehabt.
Wulz: Ein Spiegel der Sozialgeschichte
Wulz führt durch diese SpitznamenLandschaft, diese „Grüße“für angeblich besonders herausstechende Eigenschaften oder Eigenarten der Bewohner eines Dorfs oder eines Städtles sind für ihn „wunderbare Spiegel der Sozialgeschichte“. Oft sind sie von Hohn und Spott geprägt, kehren den vermeintlichen Geiz, Beschränktheit oder aber auch lobend den schwäbischen Fleiß hervor, der sich mit Sparsamkeit paart: „Katz verkaufa, selber mausa.“Geizig ist der Schwabe aber gar nicht, ist Wulz überzeugt: „Die Armut vor allem auf dem Land war groß, bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Man musste sparsam sein.“Das drückt sich dann in solchen Spitznamen aus: „Frosch-Abschlecker“(ein Frosch hüpfte in die Fleischbrühe, die wollte man nicht verschwenden und leckte das Tier einfach ab) oder eben die für den Gatten bestimmten Heidenheimer Knöpfle, die in den Dreck fielen und im Bach abgewaschen wurden. Es gibt noch weniger freundschaftliche Bezeichnungen: „Bach-Scheißer“, „Sau-Kübel“oder „Katza-Strecker“: Ein ziemlich diskriminierender Name übrigens für die Jenischen, bei denen angeblich aus jeder Krautschüssel ein Paar Katzenköpfe rausschauen musste. Dabei, so Wulz, der bereits acht Bücher veröffentlichte, waren die Jenischen besonders fleißige Menschen.
Wasseralfingen ist „Groaß-Pfannenstiel“
Nicht immer geht es um Hohn oder die Schadenfreude, die angeblich schönste Freude. Es gibt auch NeidNeckereien, die laut Wulz „den Neid der Besitzlosen“ausdrücken.
So könnte etwa für Wasseralfingen der eher unbekannte „GroaßPfannenstiel“entstanden sein – durch die Eisenindustrie war der Ort zu Ansehen und mehr oder weniger Reichtum gekommen. Vergleichsweise milde neckten übrigens unter anderem die Gmünder die Reichsstädter am Kocher: Der Name Kaspar war in Aalen einst sehr beliebt, vor allem als Rufname „Kapperle“– und so hatten die „Spitzärsch“und „Spione“einen weiteren Spitznamen weg.