Vertriebene und Flüchtlinge begehen den Tag der Heimat
Die zentrale Gedenkfeier ist am Sonntag, 1. Oktober, im Speratushaus
ELLWANGEN (sj) - Am Sonntag, 1. Oktober, wird in Ellwangen der Tag der Heimat begangen. Die zentrale Gedenkfeier der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) Ellwangen und des Kreisverbands Aalen des Bunds der Vertriebenen beginnt um 14 Uhr im Speratushaus. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „60 Jahre Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung“.
Die Verbände der Heimatvertriebenen setzten sich bis heute für Menschenrechte und für Verständigung, aber auch für eine lebendige Heimat und ein Bleiberecht der Völker ein, sagt Johann Jungbauer, Ehrenvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Menschenrechtsverletzungen durch Flucht und Vertreibung aus der Heimat seien heute aktueller denn je, klagt der 83-jährige Böhmerwäldler. Die Probleme könnten auch heute nur durch Dialog auf der Basis historischer Wahrheit und grenzüberschreitende Verständigung gelöst werden. Der Tag der Heimat solle deshalb nicht nur für die Vertriebenen sein, so Jungbauer: „Jeder, der seine Heimat schätzt und liebt, kann mitfeiern.“
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kamen von 1946 bis 1948 über 15 Millionen Deutsche in die spätere Bundesrepublik Deutschland. Sie kamen aus dem Sudetenland und aus Schlesien, aus Westund Ostpreußen, aus Pommern und Danzig, aus Polen, Ungarn, Jugoslawien, Rumänien, Russland, aus dem Baltikum und anderswoher. 4497 Männer, Frauen und Kinder zogen nach Ellwangen. Das waren damals über 26 Prozent der Bevölkerung. Die stärkste Gruppe der Vertriebenen bildeten die Sudetendeutschen, darunter wiederum die aus dem Böhmerwald, vornehmlich aus dem Kreis Kaplitz. Für die Kaplitzer übernahm die Stadt Ellwangen 1980 die Patenschaft.
Trachtengruppe der Wischauer Sprachinsel tritt auf
„Die Heimatvertriebenen haben in der Stadt Ellwangen wie im ganzen Land den Wiederaufbau mitgestaltet. Sie haben entscheidend zum friedvollen Aufbau Europas beigetragen“, heißt es auf dem Gedenkstein auf dem Kapuzinerplatz vor dem Alten Kino, der 2014 zum Stadtjubiläum errichtet wurde. In der in Stuttgart unterzeichneten Charta der Heimatvertriebenen vom 5. August 1950 wurde auf Rache und Vergeltung verzichtet.
Den Tag der Heimat eröffnet der BdV-Kreisvorsitzende Franz Kopetschek. Grußworte sprechen Landrat Klaus Pavel, Bürgermeister Volker Grab, CDU-Landtagsabgeordneter Winfried Mack und der evangelische Pfarrer Martin Schuster. Die Festrede hält der Landesobmann der Sudetendeutschen in Baden-Württemberg, Klaus Hoffmann. Das kulturelle Beiprogramm bestreiten die Trachtengruppe der Wischauer Sprachinsel, die Musikgruppe Dreiklang aus Pfahlheim und die Frauentanzgruppe aus Hummelsweiler. Der Musikverein Rindelbach umrahmt die Veranstaltung musikalisch.