Ein neuer Schreibtisch im Bundestag
Eine Bleibe hat sie, aber noch kein Büro: SPD-Landesvorsitzende Leni Breymaier ist in ihrer neuen zweiten Heimat Berlin angekommen
AALEN - Gerade aus dem Flieger in Berlin ausgestiegen, antwortet Leni Breymaier (SPD) auf eine Anfrage unserer Zeitung und ruft in der Redaktion an. „Ich bin jetzt auf dem Weg zur Fraktionssitzung“, berichtet sie. Morgen und übermorgen steht dann ein Einführungsseminar für die „Neuen“im Bundestag an. Schon am Freitag will sie dann wieder bei einem Parteifest in Oberkochen sein: Die Pendelei wird nicht weniger in Zukunft.
Ganz so jungfräulich ist der erste Eindruck ihrer neuen zweiten Heimat Berlin nicht mehr. In ihrer Funktion als SPD-Landesvorsitzende war sie vorher schon oft in der Hauptstadt. Der einzige Unterschied: Künftig wird sie in ihrer Wohnung absteigen und nicht mehr im Hotel. „Ich habe mir eine WG gesucht mit zwei anderen Frauen in der Nähe der Charlottenburg.“Nun hat sie Handtücher, Bettzeug und Geschirrtücher mit im Koffer und freut sich darauf, ein Zuhause zu haben, statt jedes Mal auszuchecken, wenn sie wieder heimfährt. „An sich ist es schön, eine Bleibe zu haben.“
Ganz so schnell wie mit der Wohnung, die sie sich schon gesucht hatte, als im Wahlkampf absehbar war, dass sie nach Berlin kommen würde, geht es mit ihrem Büro im Bundestag allerdings nicht. Dort müssen erst noch Leute aus- und umziehen, erzählt Breymaier. Räume werden neu gestrichen. „Ein Kollege hat mir jetzt Asyl gewährt und mir angeboten, dass ich sein Büro mitnutzen darf.“Außerdem muss sie sich noch ihr Personal suchen, wobei es zum Regierungswechsel in Berlin sowieso einen regen Wechsel für das Personal der Abgeordneten gebe. „Da muss ich jetzt noch Vorstellungsgespräche führen.“
In Aalen will sie ein Büro als Hauptstandort im Wahlkreis einrichten, ein Nebenstandort könnte in Heidenheim aufgebaut werden, sagt sie. „Ich bin jetzt mein eigener kleiner Politikbetrieb.“
Spannend werde erst mal, in welchen Ausschüssen sie in der Fraktion mitarbeiten werde, sagt Breymaier. Sie habe vorab angegeben, in welchen Bereichen sie gerne mitarbeiten würde, allerdings gelte es auch ein großes Spektrum auszufüllen, nachdem es einen regen Wechsel gab. „Ich bin auf jeden Fall mal gespannt.“
„Das richtige Leben ist daheim.“Leni Breymaier vergleicht Berlin mit ihrem Wahlkreis
„Ich werde immer zwei Wochen im Monat in Berlin sein und zwei Wochen im Wahlkreis.“Und wo ist sie lieber? „Sagen wir mal so: Der Sonntagabend hier in Berlin war nicht wirklich schön.“Sie sei ziemlich enttäuscht gewesen von den Ergebnissen, bis sie realisiert habe, dass es ja immerhin noch das beste Zweitstimmenergebnis im Land gewesen sei. Das sei nach dem Wahlkampf, den man teilweise „wie in einer Blase“durchlebe, schon eine ernüchternde Erfahrung gewesen. „Da hab’ ich meinen Mann vermisst, der in Königsbronn bei der Wahlparty war.“
Außerdem habe sie den Eindruck, in der Stadt nichts mit Kindern oder älteren Leuten zu tun zu haben. „Das ist nicht das richtige Leben. Das richtige Leben ist daheim“, sagt sie, bevor sie in ein Taxi steigt, dass sie in den Bundestag fährt.