„Stolpersteine“erinnern an NS-Opfer
Acht Exemplare sollen in der Bahnhofstraße und der Oesterleinstraße verlegt werden
AALEN - „Stolpersteine“auf der Straße für die Opfer des Nationalsozialismus sind nichts Neues. 1992 startete dieses Gedenkprojekt, seit einigen Jahren erinnern auch die Städte Heidenheim, Schwäbisch Gmünd und Crailsheim an ihre ermordeten Bürger. In Aalen sollen nun acht solcher knapp zehn mal zehn Zentimeter großen Gedenksteine verlegt werden. Der Gemeinderat stimmte bei einer Gegenstimme zu.
Am Gebäude Bahnhofstraße 18 sollen sieben solcher Steine an die jüdische Aalener Familie Heilbron und ihre Angehörigen erinnern, der achte vor dem Gebäude Oesterleinstraße 10 an die im September 1942 im Konzentrationslager Treblinka ermordete Aalenerin Fanny Kahn. Die Schicksale der in Aalen verfolgten jüdischen Bevölkerung sind weitgehend bekannt. Bislang fehlten noch vertiefte Erkenntnisse über Opfer wie Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, politisch Verfolgte und Opfer der Euthanasie, der Ermordung geistig und körperlich Behinderter. Über die Recherchearbeit der „Initiative Stolpersteine“sollen künftig weitere Informationen, vor allem aber noch nicht weiter bekannte Opferschicksale gefunden werden. Die Steine sollen in Zusammenarbeit mit der Stiftung des Künstlers Gunter Demnig verlegt werden.
Bis Thomas Rühl (Freie Wähler Aalen) stehen alle Stadträte fraktionsübergreifend hinter den „Stolpersteinen“. Für Thomas Wagenblast (CDU) ist es „keine Frage“, dass man das Vorhaben unterstützt, auch weil ohne eine Erinnerung an die Opfer deren Vermächtnis zu verblassen drohe. Senta D’Onofrio (SPD) ist „froh, dass sich die Initiative in Aalen eingebracht hat und ein Zeichen gesetzt wird“, Grüne und die Fraktion Die Linke/Pro Aalen sicherten die „volle Unterstützung“zu. Dabei hatte Roland Hamm (Linke) auch erklärt, dass das Erinnerungsthema in Deutschland „immer ein schwieriges Thema gewesen ist.“
Der Einzige im Rat, der sich nicht mit diesen „Stolpersteinen“anfreunden auf
kann, ist Thomas Rühl (Freie Wähler). Er stimmte am Ende dagegen. Denn, so Rühl, es gebe mittlerweile mehrere jüdische Gemeinden, die solche Erinnerungssteine ablehnten, weil dort „die Namen der Opfer nochmals mit Füßen getreten werden.“Zudem findet Rühl, dass die Nachfahren der Opfer besser geeignet sind als Nichtbetroffene, eine Form der Erinnerung und Mahnung zu finden. Er hält eine Gedenktafel oder eine Info-Stele für die bessere Gedenkform. Auch dass in der Vorlage keine Auswirkungen auf den Haushalt aufgeführt sind, ärgert Rühl. Oberbürgermeister Thilo Rentschler fand es etwas unpassend, genau bei diesem Thema auf die – bescheidenen – Kosten zu verweisen: Pro Stein bekommt die Stiftung 120 Euro. Auch rechnete Hamm die überschaubaren „echten“Kosten für die Stadt vor: „Ein Festakt, ein Sack Zement und ein bisschen Unterstützung vom Bauhof.“Später erklärte Rühl, es gehe ihm nicht um die Kosten der „Stolpersteine“, sondern darum, dass immer wieder finanzielle Auswirkungen in den Sitzungsunterlagen fehlten.