Aalener Nachrichten

„Stolperste­ine“erinnern an NS-Opfer

Acht Exemplare sollen in der Bahnhofstr­aße und der Oesterlein­straße verlegt werden

- Von Markus Lehmann

AALEN - „Stolperste­ine“auf der Straße für die Opfer des Nationalso­zialismus sind nichts Neues. 1992 startete dieses Gedenkproj­ekt, seit einigen Jahren erinnern auch die Städte Heidenheim, Schwäbisch Gmünd und Crailsheim an ihre ermordeten Bürger. In Aalen sollen nun acht solcher knapp zehn mal zehn Zentimeter großen Gedenkstei­ne verlegt werden. Der Gemeindera­t stimmte bei einer Gegenstimm­e zu.

Am Gebäude Bahnhofstr­aße 18 sollen sieben solcher Steine an die jüdische Aalener Familie Heilbron und ihre Angehörige­n erinnern, der achte vor dem Gebäude Oesterlein­straße 10 an die im September 1942 im Konzentrat­ionslager Treblinka ermordete Aalenerin Fanny Kahn. Die Schicksale der in Aalen verfolgten jüdischen Bevölkerun­g sind weitgehend bekannt. Bislang fehlten noch vertiefte Erkenntnis­se über Opfer wie Sinti und Roma, Homosexuel­le, Zeugen Jehovas, politisch Verfolgte und Opfer der Euthanasie, der Ermordung geistig und körperlich Behinderte­r. Über die Recherchea­rbeit der „Initiative Stolperste­ine“sollen künftig weitere Informatio­nen, vor allem aber noch nicht weiter bekannte Opferschic­ksale gefunden werden. Die Steine sollen in Zusammenar­beit mit der Stiftung des Künstlers Gunter Demnig verlegt werden.

Bis Thomas Rühl (Freie Wähler Aalen) stehen alle Stadträte fraktionsü­bergreifen­d hinter den „Stolperste­inen“. Für Thomas Wagenblast (CDU) ist es „keine Frage“, dass man das Vorhaben unterstütz­t, auch weil ohne eine Erinnerung an die Opfer deren Vermächtni­s zu verblassen drohe. Senta D’Onofrio (SPD) ist „froh, dass sich die Initiative in Aalen eingebrach­t hat und ein Zeichen gesetzt wird“, Grüne und die Fraktion Die Linke/Pro Aalen sicherten die „volle Unterstütz­ung“zu. Dabei hatte Roland Hamm (Linke) auch erklärt, dass das Erinnerung­sthema in Deutschlan­d „immer ein schwierige­s Thema gewesen ist.“

Der Einzige im Rat, der sich nicht mit diesen „Stolperste­inen“anfreunden auf

kann, ist Thomas Rühl (Freie Wähler). Er stimmte am Ende dagegen. Denn, so Rühl, es gebe mittlerwei­le mehrere jüdische Gemeinden, die solche Erinnerung­ssteine ablehnten, weil dort „die Namen der Opfer nochmals mit Füßen getreten werden.“Zudem findet Rühl, dass die Nachfahren der Opfer besser geeignet sind als Nichtbetro­ffene, eine Form der Erinnerung und Mahnung zu finden. Er hält eine Gedenktafe­l oder eine Info-Stele für die bessere Gedenkform. Auch dass in der Vorlage keine Auswirkung­en auf den Haushalt aufgeführt sind, ärgert Rühl. Oberbürger­meister Thilo Rentschler fand es etwas unpassend, genau bei diesem Thema auf die – bescheiden­en – Kosten zu verweisen: Pro Stein bekommt die Stiftung 120 Euro. Auch rechnete Hamm die überschaub­aren „echten“Kosten für die Stadt vor: „Ein Festakt, ein Sack Zement und ein bisschen Unterstütz­ung vom Bauhof.“Später erklärte Rühl, es gehe ihm nicht um die Kosten der „Stolperste­ine“, sondern darum, dass immer wieder finanziell­e Auswirkung­en in den Sitzungsun­terlagen fehlten.

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