Heynen: VfB mit „50 zu 50“-Chance
Friedrichshafens Trainer Vital Heynen vor dem Beginn der Finalserie gegen Berlin
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Auf „50 zu 50“beziffert Vital Heynen im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“die Chancen seines VfB Friedrichshafen, das ewig junge Finale um die Volleyball-Meisterschaft gegen die Berlin Recycling Volleys zu gewinnen. Vor Spiel eins der Best-of-Three-Serie am Sonntag in der heimischen ZF-Arena denkt der 47-jährige Trainer auch an das erfolgreiche Pokalfinale gegen die Berliner: „Seitdem weiß ich, dass wir immer gewinnen können.“
FRIEDRICHSHAFEN - Bevor Vital Heynen am Sonntag ab 14.30 Uhr in der ZF-Arena zum ersten Mal den VfB Friedrichshafen in einem Finalspiel zur deutschen Meisterschaft betreuen kann, hofft er auf möglichst wenig Verkehr auf den Autobahnen. Am Samstag, nach dem Training, braust Heynen heim nach Belgien, um 19 Uhr findet dort die Firmung seiner jüngsten Tochter Bente statt. Sonntagvormittag um zehn Uhr möchte er wieder in Friedrichshafen sein. In der nur in maximal drei Spielen ausgetragenen Finalserie kommt es zum Duell der zwei dominierenden deutschen Volleyballmannschaften der letzten Jahre. Friedrichshafen trifft auf die Berlin Volleys, die sich am Donnerstag im Entscheidungsspiel knapp mit 3:2 gegen die Volleys RheinMain durchgesetzt haben. Heynens Häfler sind für die amtierenden Meister in dieser Saison bislang unschlagbar gewesen. Vier Begegnungen gab es, inklusive Pokal und Supercup, viermal gewannen die Riesen vom See. Filippo Cataldo und Giuseppe Torremante sprachen vor Beginn der Finalserie mit Heynen.
Herr Heynen, Berlin hat sich zum ersten Mal für das Final Four der Champions League qualifiziert. Das heißt für Friedrichshafen, dass die Finalserie nur in drei Spielen entschieden wird. Und für Berlin, dass sie nach dem Spiel am Sonntag am Bodensee nächstes Wochenende nach Rom dürfen, ehe die deutsche Finalserie weitergeht. Ein Vorteil für die Häfler? Ich habe das Gefühl, dass die Meisterschaft für Berlin sehr wichtig ist. Wenn so ein Verein das ganze Jahr nicht eine deutsche Trophäe holt, dann ist das nicht gut. Das Final Four ist ein Extra – und dann läuft auch noch das für sie wichtigere deutsche Finale dazwischen. Sie sind mit Ihrer Mannschaft in der Champions League in der Vorrunde ausgeschieden. Eine verpasste Gelegenheit?
Wir waren zu dem Zeitpunkt nicht gut genug für die Champions League. Berlin ist reifer als wir. Ich glaube aber, wenn wir jetzt das entschei- dende Spiel gegen Paris spielen würden, würden wir gewinnen. Wir haben in den letzten Wochen wieder ein paar Schritte nach vorne gemacht. Du musst verlieren, um nach vorne zu kommen, das ist so. Ob es eine verpasste Möglichkeit war? Ja, aber wir wussten, dass wir durch unsere Unerfahrenheit auch etwas verpassen könnten. Aber wir haben nur sehr wenig verpasst diese Saison. Ich finde es gut, dass Berlin im Final Four ist und wir die Meisterschaft gewinnen. (lacht).
Ist Berlin nach vier Niederlagen gegen Sie und Ihre Mannschaft noch Favorit in der Finalserie?
Wenn sie clever sind, geben sie die Favoritenrolle an Friedrichshafen weiter. Ich denke, die Chancen stehen wirklich 50 zu 50. Vor dem Pokalfinale habe ich gedacht, dass Berlin auf jeden Fall besser ist als wir und wir sie nur schlagen können, wenn sie einen schlechten Tag erwischen. Seitdem weiß ich aber, dass wir immer gewinnen können.
Sie haben fast eine Woche mehr Zeit als Berlin gehabt, um sich auf das Finale vorzubereiten ...
Aber bis Donnerstagabend wussten wir nicht, gegen wen wir spielen. Also habe ich kaum an das Finale gedacht in den letzten Tagen. Wir haben die ganzen Play-offs über fast nichts gemacht. Sehr ruhig trainiert, sehr viel Spaß gehabt, den Geist ganz locker gehalten. Druck hatten wir zuvor genug.
Die Mannschaft kam dieses Jahr sehr sympathisch rüber. Achten Sie auf die charakterlichen Eigenschaften der Spieler?
Ich hole die Spieler, die ich haben will. Ein Trainer muss verliebt sein in seine Spieler. Danach suche ich sie aus. Was ich hier gemacht habe, mache ich seit zwölf Jahren: junge Leute holen, bei denen ich ein Potenzial sehe. Ich weiß, dass sie sich entwickeln werden, weiß aber nicht wie sehr und wie schnell. Aber das Niveau wird nach oben gehen.
Dennoch werden Sie ein paar der Spieler wegschicken nach der Saison. Nicht verliebt genug gewesen?
Einige musst du auch wegschicken, weil sie zu gut sind für deinen Verein. Aber die meisten Spieler wollen und werden bleiben. Wenn wir mehr als vier Neue holen müssten, wäre ich ein bisschen enttäuscht. Wenn ich mir bei einem Spieler nicht ganz sicher bin, ob er noch besser werden kann, dann versuche ich, ihn zu halten. Im zweiten Jahr sind Spieler unter mir eigentlich immer besser gewesen. Und wer neu dazukommt, muss entweder noch jünger sein oder Deutscher.