Die schwäbisch-badische Connection
In Marcus Sorg und Thomas Schneider arbeiten zwei Schwaben dem badischen Bundestrainer Joachim Löw zu
ÉVIAN - Hermann Gerland ist der Prototyp des loyalen Assistenten. Auch unter Carlo Ancelotti, der am 11. Juli bei Rekordmeister Bayern München seinen Dienst antritt, wird der „ewige Hermann“, mittlerweile 62 Jahre alt und längst Opa, seinem Boss zuarbeiten. Mit Freude. Das Ego steht beim „Tiger“hinten an. Wie in München, wie bei den meisten Bundesligisten so hat auch die Nationalelf und deren Cheftrainer Joachim Löw zwei Assistenten. Erstmals bei einem Turnier – mal abgesehen von Torwart-Coach Andreas Köpke (54). Aber dieser Job steht ja seit den Zeiten von Torwarttrainer-Erfinder Sepp Maier außer Frage ...
Neben Thomas Schneider (43), der im Oktober letzten Jahres Weltmeister-Assistent Hansi Flick (jetzt DFB-Sportdirektor) beerbte, arbeitet Marcus Sorg (50) seit März diesen Jahres in Löws Trainerteam. „Der Fußball ist komplexer geworden. Das erfordert auch mehr Manpower auf mehreren Ebenen“, erklärte Sorg am Donnerstag im Teamquartier von Évian, „im Verein ist es Standard – und in der Nationalmannschaft sehr wichtig, weil die Zeitfenster wesentlich geringer sind als im Verein. Die wenige Zeit wollen wir sinnvoll nutzen.“Zu dritt plus Köpke.
Manpower? Power aus dem Südwesten! Außer dem gebürtigen Kieler Köpke stammt der komplette Nationalelf-Trainerstab aus BadenWürttemberg: Der Badener Löw aus Schönau im Schwarzwald, der Schwabe Sorg ist gebürtiger Ulmer und der in Rheinhausen im Ruhrgebiet zur Welt gekommene Schneider wuchs im Landkreis Böblingen auf.
Und wer macht auf dem Platz was? Trainiert einer die Defensive und einer die Offensive wie im American Football üblich? Weit gefehlt. „Wir arbeiten dann in Gruppen, so dass Jogi als eine Art Supervisor über dem Ganzen schwebt“, erklärte Schneider. Ein schönes Bild.
Die Zuarbeiter, beide mit Bundesliga-Erfahrung als Chefcoach (Schneider beim VfB Stuttgart, Sorg beim SC Freiburg), packen mit an, beobachten, bereiten die Video-Analysen der eigenen Mannschaft und des Gegners mit vor, sprechen viel mit den Spielern, geben Löw Ratschläge.
Sorg, der in der Saison 2012/13 die U17 des FC Bayern trainierte, hat während der EM-Spiele eine besondere Aufgabe. „Marcus ist in der ersten Halbzeit auf der Tribüne oben, was natürlich auch in die HalbzeitAnalyse einfließt“, erklärte Schneider, der mit seiner Familie im niederbayerischen Straubing lebt.
Sorg wird Hrubeschs Nachfolger
Und wie geht es weiter mit dem Assistenten-Duo? Sorg, der 2014 die U19-Nationalelf um Joshua Kimmich zum EM-Titel geführt hatte, wird nach den Olympischen Sommerspielen von Rio im August 2016 die U21 von Horst Hrubesch übernehmen. Schneider, der einst beim VfB Stuttgart unter Löw gespielt hatte, will seinem Jogi treu bleiben. „Ich könnte mir durchaus vorstellen, bis Katar weiterzumachen“, sagte er mit Blick auf die WM 2022 und fügte lächelnd hinzu: „Nein, so lange Jogi Cheftrainer und mit meiner Arbeit zufrieden ist, bin ich gerne an seiner Seite und unterstütze ihn.“