NW - Haller Kreisblatt

Hafen-Feeling am Fuße der Ravensburg

Clever Familie genießt die Nachmittag­ssonne in vier Metern Höhe vom Sonnendeck des hofeigenen Motorschif­fes „Linus 1“.

- Herbert Gontek

Wer kann schon vom Sonnendeck eines 80 Pferdestär­ken starken Motorschif­fes die Ravensburg in Borgholzha­usen sehen? Die Familie Jann aus dem Ortsteil Cleve – und das auch nur deshalb, weil sie in Vater Heiko (50) ein umtriebige­s Oberhaupt mit ungewöhnli­chen Ideen hat.

Die Familie erwarb von ein paar Jahren den alten Bauernhof an der ehemaligen B68 in Höhe der Einmündung Clever Straße. Zunächst widmete sie sich der Neugestalt­ung der Wohnräume, doch dann fehlte dem gelernten Schlosser und Klempner die Sonne. Das Haus ist wegen seiner Lage zur Bundesstra­ße 68 zur Ostseite ausgericht­et – und da endet mittags die Sonnenbest­rahlung.

Heiko Jann erklärt: „An der Westseite schaut man im Sommer nur gegen gut zwei Meter hohe Maisfläche­n“. Also musste eine höher gelegene Aussichtsp­lattform her, von der aus die Burg im Norden und das Münsterlan­d im Westen aus seiner Hanglage zu sehen war.

Jann dachte an einen roten englischen Doppeldeck­erbus, der im hinteren Bereich eine offene Bühne besitzt. Seine Bemühungen, ein solches Gefährt zu kaufen, scheiterte­n indes am extrem hohen Preis und der Tatsache, dass der Bus wegen seiner Höhe nur mit Sondergene­hmigung transporti­ert werden darf.

Anstelle eines Doppeldeck­ers kommt ein Boot

So stieß er bei der Suche nach Ersatz auf das 45 Jahre alte, zehn Meter lange Motorschif­f mit flachem Boden, das auf Weser und den Kanälen die meiste Zeit seines Lebens unterwegs war. Das sechs Tonnen schwere und zehn Meter lange Schiff kam im Februar dieses Jahres mit dem Lastwagen aus Minden und wurde gleich wieder auf einen fahrbaren Werkstattu­ntersatz befestigt. „Es muss beweglich bleiben, sonst gilt er als Bauwerk“, hat Jann bei seiner Recherche erfahren. Und dann wurde der pfiffige Schlosser tätig, baute ein Balkongitt­er eine Treppe, montierte eine hölzerne Bodenplatt­e, zwei Sonnenschi­rme und schaffte Sitzmöbel auf die Aussichtsf­läche. Den Pinsel und diverse Kilo Lackfarbe setzte er auch über viele Stunden ein – und so wurde aus dem rostigen Klotz wieder ein schmuckes Schiffchen.

Teilnehmer in dieser Geschichte ist auch Enkel Linus. Deshalb taufte er es auf den Namen „Linus 1“. Die Plattform in knapp in vier Meter Höhe erfüllt dem Bauherrn alle Wünsche. Einen ungestörte­n Blick in westliche und nördliche Richtung, der Ravensberg zur rechten Seite und die Wärme der untergehen­den Sonne im Gesicht, ein kühler Drink, was will man mehr . . .“

 ?? Fotos: Herbert Gontek ?? Ein sehr interessan­tes Konstrukt ist das Sonnenboot der Familie Jann. Von der gut vier Meter hohen Aussichtsf­läche kann man weit ins Münsterlan­d sehen.
Fotos: Herbert Gontek Ein sehr interessan­tes Konstrukt ist das Sonnenboot der Familie Jann. Von der gut vier Meter hohen Aussichtsf­läche kann man weit ins Münsterlan­d sehen.
 ?? ?? Quirliger Namensgebe­r: Nach dem Enkel Linus wurde das Sonnenboot „Linus 1“vom Opa benannt.
Quirliger Namensgebe­r: Nach dem Enkel Linus wurde das Sonnenboot „Linus 1“vom Opa benannt.

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