Warnung vor China-Spionen an Hochschulen in OWL
Für Nachrichtendienste aus Peking gelten die Einrichtungen als begehrtes Ziel. In der Region haben Universitäten bereits Maßnahmen ergriffen.
Experten und Nachrichtendienste sehen eine akute Gefahr durch chinesische Spionage in Deutschland. „Besonders Hochschulen und Universitäten wirken attraktiv“, berichtet der Spionageexperte Erich Schmidt-Eenboom. Er sieht die Einrichtungen als „nachrichtendienstliche Einfallstore“. Verfassungsschutzbehörden warnen seit Jahren vor der Gefahr.
„Im Forschungsbereich ist China vor allem an Schlüsseltechnologien wie beispielsweise künstlicher Intelligenz interessiert. Es bemüht sich in diesen Bereichen intensiv um Forschungskooperationen mit Deutschland“, schreibt der NRW-Verfassungsschutz. China unterstütze Kooperationen und Stipendien vor allem dann, „wenn sie explizit den Staatszielen dienen“. Dies berge die Gefahr, dass Wissen und Technologien „illegitim“transferiert werden. Zudem wiesen viele Universitäten in China Verbindungen zum Militär auf.
„China interessiert sich generell vor allem dafür, was deutsche Hochschulen für den nächsten technischen Sprung halten“, sagt Schmidt-Eenboom. Es bestehe das Risiko, dass beispielsweise chinesische Doktoranden durch schlechte Sicherung in den Unis nicht nur auf eigene, sondern auch auf Forschungsergebnisse anderer Studenten oder Professoren zugreifen können. Brisant werde es auch, wenn Hochschulen Forschungskooperationen mit Unternehmen pflegen. „Zudem können sich die Studenten offener Quellen bedienen – also frei zugänglichen Informationen, die jedoch auch von Interesse für China sein können“, so der Experte.
Aufgrund der Risiken haben Hochschulen in OWL Maßnahmen ergriffen. An der Uni Paderborn haben externe Wissenschaftler und Studierende keinen Zugang zu sensiblen Daten oder kritischer Infrastruktur. Die Uni Bielefeld berichtet von einem internen System zur Gefahrenabwehr. Diese beziehe sich auf Exportkontrollen, was auch Personen betreffe. Kritik einstecken musste die Hochschule Bielefeld, nachdem sie 2023 angekündigt hatte, einen Standort in China zu eröffnen. Die Präsidentin der Hochschule, Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, betont, die Hochschule agiere eigenständig und sei kein Teilcampus der Bielefelder Einrichtung. Ziel des Projekts sei auch, Deutschland-Kompetenzen zu vermitteln – auch für OWL-Unternehmen. „Die deutsche Seite trägt keine unkalkulierbaren Risiken“, so Schramm-Wölk.