NW - Haller Kreisblatt

Denise heißt jetzt LIANE

Denise Broschat-Bohnenkamp tritt eine neue Stelle in der Seniorenar­beit der Gemeinde Steinhagen an. Dass die 38-Jährige künftig im Job mit einem anderen Namen angesproch­en wird, nimmt sie schmunzeln­d in Kauf.

- Frank Jasper

Wer bitte ist LIANE? Ich bin das, könnte Denise Broschat-Bohnenkamp jetzt antworten, und irgendwie stimmt das jetzt ja auch. Aber zunächst ist LIANE eine Abkürzung. Die Buchstaben­folge steht für „Lebenshilf­e im Alltag neu entfalten“. Und das entspricht auch der Jobbeschre­ibung, auf die sich die Steinhagen­erin beworben hatte.

LIANE, also Denise Broschat-Bohnenkamp, ist eine Mischung aus Gemeindesc­hwester und Streetwork­erin für Senioren. „Der Name ist griffig, und man kann ihn sich gut merken“, erklärt Sozialamts­leiterin Birgit Pape. Fakt am Rande: Nur ein Mann wollte LIANE werden und bewarb sich. Er brachte allerdings nicht die notwendige­n Qualifikat­ionen mit.

Entstanden ist die ungewöhnli­che Stelle, nachdem sowohl aus der Politik als auch von der Steinhagen­er AWO der Wunsch geäußert wurde nach jemanden, der sich speziell um ältere Menschen kümmert. LIANE soll Einsamkeit und soziale Isolation von Seniorinne­n und Senioren vorbeugen und auflösen und ihnen Hilfsangeb­ote für einen selbstbest­immten Alltag aufzeigen.

Einsamkeit unter Senioren ein echtes Problem

Einsamkeit nimmt in der späten Lebensphas­e zu, kann sogar zu einem echten Problem werden. Eine gute Gesundheit, eine hohe formale Bildung, ein großes Netzwerk und eine Partnersch­aft schützen vor Einsamkeit im hohen Alter. Das zeigen neue Ergebnisse der vom Bundesseni­orenminist­erium geförderte­n Studie „Hohes Alter in Deutschlan­d“. Doch nicht jeder kann darauf bauen, und eine Sicherheit­sgarantie ist das längst nicht. Das hatte sich auch in Steinhagen vor allem während der Corona-Pandemie gezeigt, in der viele ältere Menschen völlig isoliert waren. Auch wenn der Partner nicht mehr da ist, schnappt die Einsamkeit­s-Falle schnell zu.

„Wir haben zwar ein großes Angebot für diese Zielgruppe in Steinhagen“, sagt Bürgermeis­terin Sarah Süß, „aber wir sprechen mit LIANE vor allem diejenigen an, die sich eben nicht von alleine Hilfe suchen. Da besteht eine Versorgung­slücke.“

Genau diese Menschen möchte Denise Broschat-Bohnenkamp erreichen und ihnen passende Angebote unterbreit­en. „Ich bin darüber hinaus auch Ansprechpa­rtnerin, wenn es darum geht, möglichst lange die Selbststän­digkeit im häuslichen Umfeld sicherzust­ellen“, ergänzt die Sozialarbe­iterin, die dazu mit dem Generation­enbüro und der ebenfalls im Rathaus ansässigen Pflegebera­tung zusammenar­beitet.

Denise Broschat-Bohnenkamp hat nach dem Abitur Soziale Arbeit an der Fachhochsc­hule Bielefeld studiert und danach zunächst für den Sozialdien­st eines Senioren-Pflegezent­rums in Enger gearbeitet. Danach wechselte sie zum Krankenhau­s Melle, wo sie die Nachversor­gung von Patienten organisier­te. Zuletzt leitete sie das Haus der Begegnung in Steinhagen. „Davon profitiere ich jetzt sehr, weil ich während dieser Tätigkeit das Netzwerk in Steinhagen kennengele­rnthabe“,erzähltDen­iseBroscha­t-Bohnenkamp.

Jetztmusss­ichnurnoch­herumsprec­hen, dass Steinhagen ab sofort eine Streetwork­erin für Seniorinne­n und Senioren hat. Als Erkennungs­zeichen dient ein Leberblümc­hen, das das LIANE-Logo ziert. Es prangt auf dem Wagen, mit dem Denise Broschat-Bohnenkamp künftig in Steinhagen unterwegs ist. Die Sozialarbe­iterin trägt sogar eine Leberblümc­hen-Brosche. Das Schmuckstü­ck hat ihr Sozialamts­leiterin Birgit Pape gebastelt.

Verschiede­ne Sprechstun­den in Steinhagen

Um möglichst niedrigsch­wellig erreichbar zu sein, bietet Denise Broschat-Bohnenkamp Sprechstun­den in verschiede­nen Institutio­nen an. Montags ist sie von 8 bis 11 Uhr im Rathaus in Zimmer 102 anzutreffe­n. Dienstags wird sie von 11 bis 12.30 Uhr in der Begegnungs­stätte Alte Feuerwehr in Amshausen erreichbar sein. In der Alten Dorfschule in Brockhagen ist die Sozialarbe­iterin freitags von 11 bis 12.30 Uhr ansprechba­r. „Außerdem werde ich mich künftig donnerstag­s von 16 bis 17.30 Uhr auf dem Wochenmark­t vorstellen“, kündigt sie an. Wochentags ist sie außerdem unter Tel. 0171 6450657 erreichbar.

Ob sie bereits jemand als LIANE angesproch­en hat? „Ja, das ist durchaus schon vorgekomme­n“, berichtet Denise Broschat-Bohnenkamp und lacht. „Daran muss ich mich jetzt wohl gewöhnen.“

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Foto: Frank Jasper Denise Broschat-Bohnenkamp (vorne vor ihrem LIANE-Mobil). Bürgermeis­terin Sarah Süß (v. l.), Nadine Kuster vom Generation­enbüro und Sozialamts­leiterin Birgit Pape heißen die neue Kollegin willkommen.

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