Mühlenverein kämpft um Schwarzbach
Mühlenbesitzer Hans Westfeld startete eine Online-Petition für den Erhalt der denkmalgeschützten Bachläufe an der Wassermühle Deppendorf. Pfingstmontag gibt es einen Tag der offenen Tür. Dabei wird auch die umstrittene Planung vorgestellt.
Niederdornberg-Deppendorf/Werther. „Die Verwaltung der Stadt Bielefeld hat in einem Verstoß gegen demokratische Grundsätze gegen den einstimmigen Beschluss der zuständigen Bezirksvertretung Dornberg eine Planung beim Umweltausschuss der Stadt durchgesetzt, bei der die erst 2017 unter Denkmalschutz gestellten Bachläufe und Bauwerke des seit 500 Jahren bestehenden Schwarzbaches ’trocken gelegt’ werden sollen“, heißt es in derPetition,inderWestfeldund der Mühlenverein um Unterstützung werben.
Gemeinsam steht der Mühlenbesitzer mit Wasserbauingenieur Erich Hoffmann und Gerlinde Günther-Boemke vom Förderverein Wassermühle Deppendorf am Rand des Schwarzbaches. Weil dort Sträucher entfernt wurden, kann man in diesen Tagen den Verlauf beobachten. Und der orientiert sich genau dorthin, wo sich der Verein die Alternative vorstellt.
In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Pit Clausen hatten die Fraktionsvorsitzenden von Grünen, CDU und SPD sowiedieVertretervonFDPund Linken ihrem Unmut über das „undemokratische Verhalten“der Ausschussmitglieder Luft gemacht.
Der frühzeitige Beschluss könne eine Zunahme der Politikverdrossenheit „engagierter Bürgerinnen und Bürger“zur Folge haben, die sich nicht ernstgenommen fühlen würden. Eine alternative Planung, wie sie der Mühlenverein vorgelegt habe, sei nicht abgewartet worden.
Auch Erich Hoffmann ist enttäuscht. Der Ingenieur führte vor seinem Ruhestand ein Büro für Wasserwirtschaft in Minden. „Ich habe mich jahrelang mit naturnahem Gewässerbau beschäftigt“, berichtet der 75Jährige mit Wurzeln in Dornberg. Rund 20 Projekte habe er damals auch für die Stadt Bielefeld realisiert. Auf Anfrage des Fördervereins Wassermühle Deppendorf erstellte er eine Machbarkeitsstudie, um die geplante Verlegung des Schwarzbaches so naturnah wie möglich zu gestalten.
„Ich habe jetzt an vier Veranstaltungen teilgenommen und durfte kein Wort sagen“, schimpft Hoffmann. Dies sei frustrierend gewesen. Zwar habe es einen Runden Tisch gegeben. „Aber das war für uns ebenfalls nicht befriedigend. Es wurde viel über technische Details gesprochen“, berichtet GerlindeGünther-Boemke.Dabeihatte die Bezirksvertretung Dornberg „dringend gebeten“eine Variante unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes zu prüfen, bei der die „Deppendorfer Mühle weiterhin über Wasser verfügen kann und die Umflut erhalten bleibt“.
Wie es besser laufen kann, zeigt ein Blick in das benachbarte Werther. Der Schwarzbach entspringt oberhalb der Stadt. Hier ist ein Gemeinschaftsprojekt von Politik, Verwaltung und Bürgern unter dem Titel: „Urbane Lebensader Schwarzbach“entstanden. Kürzlich durfte sich der Wertheraner Bürgermeister Veith Lemmon über die Zusage einer „3-Millionen-Finanzspritze“vom Bund freuen.
Von Anfang an war klar, dass sich Bürger mit eigenen Ideen und Wünschen an der Renaturierung des Baches beteiligen dürfen. Es soll Workshops und Infoabende geben. „Es wäre schön, wenn das auch bei uns so laufen könnte“, sagt die Vorsitzende des Fördervereins Wassermühle.
Erich Hoffmann ist sicher: „Unsere Lösung ist naturnäher als die des Bielefelder Umweltamtes.“Der Bach habe ein normales Gefälle und sei für Fische und Kleinlebewesen durchgängig, außerdem könne dabei ein Mühlrad zur Stromerzeugung eingebaut werden. Eine Sohlgleite, wie sie die Behörde geplant habe, werde nur im Notfall gebaut, wenn es keine anderen Möglichkeiten mehr gebe. Das habe er in seinem gesamten Berufsleben seit den 1980er Jahren so erlebt.
Hans Westfeld weist darauf hin, dass die Böckstiegel-Eiche durch das „mächtige Bauwerk“geschädigt werden könnte. Fachmann Erich Hoffmann bestätigt, dass der geplante, 3,20 Meter tiefe „Krater“der Sohlgleite eine entwässernde Funktion hat. Der Grundwasserstand werde auf mindestens 20 Meter abgesenkt. Ob der Baum dann noch genügend Wasser bekomme, sei fraglich.
Alte Eiche könnte gefährdet werden
Die imposante Eiche erhielt ihren Namen, weil der Wertheraner Künstler Peter August Böckstiegel (1889–1951) sie mehrfach gemalt hat. Ein Baumkletterer hatte ihr Alter während einer Kronensanierung 2010 auf 200 Jahre geschätzt. Damals hatte die Eiche eine Höhe von 20 Metern und einen Stammumfang von 3,30 Metern.
Der Mühlenbesitzer, der in den vergangenen Wochen viel Zustimmung von Dornbergern erhalten hat, die sich bei der Planung ein Mitspracherecht gewünscht hätten, möchte nun mit dem Mühlenverein eine PetitioninsLebenrufen:„Wirwollen nun den politischen Weg verlassen und eine Bürgerbefragung starten.“Während eines Tages der offenen Tür soll es am Pfingstmontag, 20. Mai, von 11 bis 18 Uhr verschiedene Angebote geben. „Dabei wollen wir auchoptischdarstellen,wiegroß die Bauwerke werden sollen“, kündigt Westfeld an. Der Wasserbauingenieur Erich Hoffmann steht Rede und Antwort.
◆ Der Link zur Online-Petition auf change.org ist per Handy über den nebenstehenden QR-Code erreichbar.