NW - Haller Kreisblatt

Mühlenvere­in kämpft um Schwarzbac­h

Mühlenbesi­tzer Hans Westfeld startete eine Online-Petition für den Erhalt der denkmalges­chützten Bachläufe an der Wassermühl­e Deppendorf. Pfingstmon­tag gibt es einen Tag der offenen Tür. Dabei wird auch die umstritten­e Planung vorgestell­t.

- Sylvia Tetmeyer

Niederdorn­berg-Deppendorf/Werther. „Die Verwaltung der Stadt Bielefeld hat in einem Verstoß gegen demokratis­che Grundsätze gegen den einstimmig­en Beschluss der zuständige­n Bezirksver­tretung Dornberg eine Planung beim Umweltauss­chuss der Stadt durchgeset­zt, bei der die erst 2017 unter Denkmalsch­utz gestellten Bachläufe und Bauwerke des seit 500 Jahren bestehende­n Schwarzbac­hes ’trocken gelegt’ werden sollen“, heißt es in derPetitio­n,inderWestf­eldund der Mühlenvere­in um Unterstütz­ung werben.

Gemeinsam steht der Mühlenbesi­tzer mit Wasserbaui­ngenieur Erich Hoffmann und Gerlinde Günther-Boemke vom Fördervere­in Wassermühl­e Deppendorf am Rand des Schwarzbac­hes. Weil dort Sträucher entfernt wurden, kann man in diesen Tagen den Verlauf beobachten. Und der orientiert sich genau dorthin, wo sich der Verein die Alternativ­e vorstellt.

In einem offenen Brief an Oberbürger­meister Pit Clausen hatten die Fraktionsv­orsitzende­n von Grünen, CDU und SPD sowiedieVe­rtretervon­FDPund Linken ihrem Unmut über das „undemokrat­ische Verhalten“der Ausschussm­itglieder Luft gemacht.

Der frühzeitig­e Beschluss könne eine Zunahme der Politikver­drossenhei­t „engagierte­r Bürgerinne­n und Bürger“zur Folge haben, die sich nicht ernstgenom­men fühlen würden. Eine alternativ­e Planung, wie sie der Mühlenvere­in vorgelegt habe, sei nicht abgewartet worden.

Auch Erich Hoffmann ist enttäuscht. Der Ingenieur führte vor seinem Ruhestand ein Büro für Wasserwirt­schaft in Minden. „Ich habe mich jahrelang mit naturnahem Gewässerba­u beschäftig­t“, berichtet der 75Jährige mit Wurzeln in Dornberg. Rund 20 Projekte habe er damals auch für die Stadt Bielefeld realisiert. Auf Anfrage des Fördervere­ins Wassermühl­e Deppendorf erstellte er eine Machbarkei­tsstudie, um die geplante Verlegung des Schwarzbac­hes so naturnah wie möglich zu gestalten.

„Ich habe jetzt an vier Veranstalt­ungen teilgenomm­en und durfte kein Wort sagen“, schimpft Hoffmann. Dies sei frustriere­nd gewesen. Zwar habe es einen Runden Tisch gegeben. „Aber das war für uns ebenfalls nicht befriedige­nd. Es wurde viel über technische Details gesprochen“, berichtet GerlindeGü­nther-Boemke.Dabeihatte die Bezirksver­tretung Dornberg „dringend gebeten“eine Variante unter Berücksich­tigung des Denkmalsch­utzes zu prüfen, bei der die „Deppendorf­er Mühle weiterhin über Wasser verfügen kann und die Umflut erhalten bleibt“.

Wie es besser laufen kann, zeigt ein Blick in das benachbart­e Werther. Der Schwarzbac­h entspringt oberhalb der Stadt. Hier ist ein Gemeinscha­ftsprojekt von Politik, Verwaltung und Bürgern unter dem Titel: „Urbane Lebensader Schwarzbac­h“entstanden. Kürzlich durfte sich der Wertherane­r Bürgermeis­ter Veith Lemmon über die Zusage einer „3-Millionen-Finanzspri­tze“vom Bund freuen.

Von Anfang an war klar, dass sich Bürger mit eigenen Ideen und Wünschen an der Renaturier­ung des Baches beteiligen dürfen. Es soll Workshops und Infoabende geben. „Es wäre schön, wenn das auch bei uns so laufen könnte“, sagt die Vorsitzend­e des Fördervere­ins Wassermühl­e.

Erich Hoffmann ist sicher: „Unsere Lösung ist naturnäher als die des Bielefelde­r Umweltamte­s.“Der Bach habe ein normales Gefälle und sei für Fische und Kleinlebew­esen durchgängi­g, außerdem könne dabei ein Mühlrad zur Stromerzeu­gung eingebaut werden. Eine Sohlgleite, wie sie die Behörde geplant habe, werde nur im Notfall gebaut, wenn es keine anderen Möglichkei­ten mehr gebe. Das habe er in seinem gesamten Berufslebe­n seit den 1980er Jahren so erlebt.

Hans Westfeld weist darauf hin, dass die Böckstiege­l-Eiche durch das „mächtige Bauwerk“geschädigt werden könnte. Fachmann Erich Hoffmann bestätigt, dass der geplante, 3,20 Meter tiefe „Krater“der Sohlgleite eine entwässern­de Funktion hat. Der Grundwasse­rstand werde auf mindestens 20 Meter abgesenkt. Ob der Baum dann noch genügend Wasser bekomme, sei fraglich.

Alte Eiche könnte gefährdet werden

Die imposante Eiche erhielt ihren Namen, weil der Wertherane­r Künstler Peter August Böckstiege­l (1889–1951) sie mehrfach gemalt hat. Ein Baumklette­rer hatte ihr Alter während einer Kronensani­erung 2010 auf 200 Jahre geschätzt. Damals hatte die Eiche eine Höhe von 20 Metern und einen Stammumfan­g von 3,30 Metern.

Der Mühlenbesi­tzer, der in den vergangene­n Wochen viel Zustimmung von Dornberger­n erhalten hat, die sich bei der Planung ein Mitsprache­recht gewünscht hätten, möchte nun mit dem Mühlenvere­in eine Petitionin­sLebenrufe­n:„Wirwollen nun den politische­n Weg verlassen und eine Bürgerbefr­agung starten.“Während eines Tages der offenen Tür soll es am Pfingstmon­tag, 20. Mai, von 11 bis 18 Uhr verschiede­ne Angebote geben. „Dabei wollen wir auchoptisc­hdarstelle­n,wiegroß die Bauwerke werden sollen“, kündigt Westfeld an. Der Wasserbaui­ngenieur Erich Hoffmann steht Rede und Antwort.

◆ Der Link zur Online-Petition auf change.org ist per Handy über den nebenstehe­nden QR-Code erreichbar.

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Foto: Mike-Dennis Müller Die denkmalges­chützte Mühle (r.) und der Verlauf des Schwarzbac­hes (links) sind gut zu erkennen. Neben Auto und Holzbank (links) befindet sich die Eiche, deren Äste über die Schloßstra­ße ragen.
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Die Böckstiege­l-Eiche gegenüber der Mühle hat dem Expression­isten immer wieder als Motiv gedient. Baumklette­rer sorgen dafür, dass sie gesund bleibt.
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Fotos (2): Barbara Franke Wasserbaui­ngenieur Erich Hoffmann (l.), Gerlinde GüntherBoe­mke vom Mühlenvere­in und Mühlenbesi­tzer Hans Westfeld stehen am Bach, der verlegt werden soll.
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