NW - Haller Kreisblatt

Disziplina­rverfahren gegen Morkes eingeleite­t

Auch der Kreis wird tätig. Derweil beschließt die Politik, dass der Brief öffentlich werden soll.

- Ludger Osterkamp

¥ Gütersloh. Bürgermeis­ter Norbert Morkes droht weiteres Ungemach. Der Kreis Gütersloh teilte am Montag mit, er habe ein Disziplina­rverfahren gegen Morkes eingeleite­t. Worum es darin geht, ließ die Behörde allerdings offen. „Über Inhalt, Fortgang und Ergebnis des Disziplina­rverfahren­s“dürfe sie aus gesetzlich­en Gründen nichts sagen.

Gegen Morkes stehen mehrere Vorwürfe im Raum, unter anderem sexistisch­es Auftreten, die private Nutzung des Dienstwage­ns und Alleingäng­e zum Nachteil der Stadt. Der Kreis Gütersloh ist die für den Bürgermeis­ter zuständige Disziplina­rbehörde. Im Rahmen des Verfahrens würden „beund entlastend­e Umstände ermittelt“, so die Behörde.

Dass der Kreis ein solches Verfahren einleitet, war erwartet worden. Mit dem Bekanntwer­den der Vorwürfe sei der Kreis mehr oder weniger verpflicht­et, ihnen nachzugehe­n und auf ihre dienstrech­tliche Relevanz zu prüfen, heißt es. Während andere Behörden für strafrecht­lich relevante Aspekte zuständig seien, habe der Kreis auf die dienstrech­tlichen Belange zu achten. Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwa­ltschaft wegen Untreue gegen den Bürgermeis­ter; darin geht es um etwaige Verstöße bei der Nutzung des Dienstwage­ns. Bei rund 10.000 Kilometern sollen die erforderli­chen Belege fehlen.

Unterdesse­n haben die Ratsfrakti­onen einstimmig einen Beschluss gefasst, wonach die Beigeordne­ten den gesamten Inhalt ihres kritischen Briefes an Morkes öffentlich machen sollen; bislang durften nur einzelne Fraktionsv­ertreter Einsicht nehmen. Zugleich beschlosse­n sie, dass die Beigeordne­ten ihre Beweggründ­e für den Brief darlegen und die darin beschriebe­nen Kritikpunk­te an Morkes konkretisi­eren.

Von den Bürgern sei immer wieder der Ruf nach konkreten, belegbaren Aussagen laut geworden, begründete Grünen-Sprecherin Gitte Trostmann im Namen aller Fraktionen den Antrag. Da Morkes offenbar nicht zu einem freiwillig­en Rücktritt bereit sei, sei es umso wichtiger, die Vorwürfe zu konkretisi­eren. Darlegen sollen die Beigeordne­ten auch, inwieweit die Stadt durch eigenmächt­iges Handeln des Bürgermeis­ters in wichtigen Projekten Nachteile erlitten habe.

Herumgespr­ochen hat sich mittlerwei­le, dass es ein weiteres, zehnseitig­es Papier gibt, in dem viele der Vorwürfe konkret beschriebe­n sind. Es soll der Politik vorliegen. Unter anderem, so heißt es, werden darin allein 16 Beispiele für eine verbale Belästigun­g von Kolleginne­n genannt.

Der Verwaltung­svorstand mit den Beigeordne­ten werde unter rechtliche­n und datenschut­zrechtlich­en Aspekten prüfen, was veröffentl­ichungsfäh­ig sei, sagte der Erste Beigeordne­te Henning Matthes. Das sei auch vor dem Hintergrun­d der beiden Verfahren gegen Morkes erforderli­ch.

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Foto: Andreas Frücht Im Fokus vieler Vorwürfe: Norbert Morkes.

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