NW - Haller Kreisblatt

Bayern-Siegesseri­e gegen Werder reißt

Der Serienmeis­ter hat einen herben Dämpfer im Titelrenne­n kassiert. Nach einem 0:1 gegen Bremen liegt die Mannschaft von Thomas Tuchel sieben Punkte hinter Leverkusen zurück.

- Thomas Niklaus und Felix Neubauer

¥ München. Die tief enttäuscht­en Stars um Harry Kane und Leroy Sané standen mit ausdrucksl­osen Gesichtern vor ihren Fans, Trainer Thomas Tuchel schüttelte immer wieder den Kopf. Ein erschrecke­nd schwacher FC Bayern hechelt Spitzenrei­ter Bayer Leverkusen nach einem ernüchtern­den 0:1 (0:0) gegen Werder Bremen bereits sieben Punkte hinterher – die stolze Serie von elf Meistersch­aften droht zu reißen. „Das war deutlich zu wenig. Ich habe 70 Minuten nicht das Gefühl gehabt, dass wir verbissen um den Sieg spielen. In der ersten Halbzeit haben wir uns gar nicht bewegt“, schimpfte Tuchel bei „DAZN“und forderte mit Blick auf das Nachholspi­el am Mittwoch (20.30 Uhr) gegen Union Berlin: „Wir müssen Lösungen finden, das ist nicht unser Anspruch. Wir haben gespielt, als ob wir in der Liga mit zehn Punkten führen würden und am Dienstag ein Champions-League-Spiel haben.“Thomas Müller redete ebenfalls Klartext. „Über die 90 Minuten hatten wir den Sieg nicht verdient. Wir waren viel zu träge, es war kein Leben drin“, sagte Müller und ergänzte: „Es fehlte die Freude, um da unbedingt durchzukom­men. Das war ein harter Schlag ins Gesicht.“

Der starke Mitchell Weiser sorgte in der 59. Minute für den nicht unverdient­en Erfolg der Gäste. Die Bayern drehten die Partie trotz einer verzweifel­ten Schlussoff­ensive nicht mehr und blieben erstmals seit vier Jahren in der heimischen Arena ohne Ligator. Dadurch riss nach 28 Spielen ohne Niederlage auch die Rekordseri­e gegen Werder. Die Bremer gewannen erstmals seit September 2008 wieder gegen den früheren Titelrival­en. Danach ließen sich die überglückl­ichen Bremer Spieler wild hüpfend von den mitgereist­en Fans feiern. „Das haben wir sehr genossen. Wir haben alles gezeigt, was man braucht, um hier zu gewinnen. Das tut uns gut“, sagte Weiser. „Wahnsinn, dass wir hier gewonnen haben“, fügte der gute Torhüter Michael Zetterer an.

Vom viel gepriesene­n Esprit aus dem Kurz-Trainingsl­ager in Portugal war über weite Strecken bei den Bayern nichts zu sehen. Die Münchner taten sich sichtlich schwer, das „extrem hohe Trainingsn­iveau“(Tuchel) ins Spiel zu bringen. Bremen, das auf Leonardo Bittencour­t und Marvin Ducksch (beide gelbgesper­rt) verzichten musste, agierte von Beginn an entschloss­ener. So scheiterte Jens Stage (9.) freistehen­d an Manuel Neuer, kurz darauf musste Dayot Upamecano in höchster Not vor Nick Woltemade klären. Neuer parierte zudem glänzend einen abgefälsch­ten Schuss von Weiser. Glück hatten die Münchner auch, dass ein Treffer von Justin Njinmah nach Videobewei­s wegen eines vorangegan­genen Foulspiels zurückgeno­mmen wurde (25.).

Und die Bayern? Die liefen sich immer wieder fest. Die Aktionen war zu langsam und viel zu durchsicht­ig. Die gut gestaffelt­en Bremer hatten abgesehen von einer UpamecanoC­hance, die Zetterer (28.) entschärft­e, keine Probleme, die schlecht vorgetrage­nen Angriffe der Münchner abzuwehren.

Auch nach der Pause blieb der Bayern-Vortrag zäh. Torjäger Harry Kane hing abgesehen von einem Schuss (50.) weitgehend in der Luft. Von Jamal Musiala, Sané und Co. kam kaum etwas. Die Strafe folgte prompt, als Weiser nach einem gewonnen Zweikampf gegen Alphonso Davies mit einem wuchtigen Schuss traf. Tuchel reagierte und brachte Müller, Mathys Tel und Leon Goretzka. Zudem stellte er auf Dreierkett­e um. Der Druck wurde nun größer, doch Kanes Kopfball (72.) konnten die Bremer klären. Tel vergab am Ende eine Dreifachch­ance (87.,88., 90.+5) – danach herrschten Frust und Enttäuschu­ng.

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Foto: afp Der starke Mitchell Weiser (r.) erzielt nach einem gewonnenen Zweikampf gegen Bayerns Alphonso Davies das Siegtor.

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