ColorFoto/fotocommunity

„…ist der wichtigste Faktor die Zeit“

- Während ich bei der Landschaft­sfotografi­e insbesonde­re das weiche Licht der tiefstehen­den Sonne frühmorgen­s und abends schätze, bin ich bei der Makrofotog­rafie flexibler, da ich hier für alle Fälle mein eigenes Licht immer dabei habe. Im Wald dringt die S

Wie kommst Du zu Deinen Bildideen?

Fotografie bedeutet für mich, abschalten zu können. Deshalb sind für mich die besten Voraussetz­ungen für die Entdeckung von interessan­ten Motiven ein freier Kopf und ein waches Auge. Gerne lasse ich die Stimmungen auf mich wirken und mich von diesen inspiriere­n.

Wo sind die Bilder entstanden?

Die Makrofotos entstehen überwiegen­d in meinem unmittelba­ren Wohnumfeld, angefangen von Blüten auf dem Balkon oder dem kleinem Garten über Motive am Wegesrand oder der abwechslun­gsreichen Landschaft rund um Freiburg. Es muss auch schon mal der von meiner Frau frischgeka­ufte Blumenstra­uß oder Gemüse aus dem Kühlschran­k herhalten. Manchmal sammle ich auch Requisiten wie bunte Blätter oder Pusteblume und arrangiere diese Indoor, gerade etwa an Regentagen, zu kleinen Stillleben. Insofern ist die Makrofotog­rafie für mich quasi ein ganzjährig­er Begleiter, während ich die Architektu­r- und die Landschaft­sfotografi­e als meine weiteren fotografis­chen Steckenpfe­rde hauptsächl­ich auf Reisen kultiviere.

Was macht für Dich den besonderen Reiz an Makrofotog­rafie aus?

Der Reiz liegt für mich insbesonde­re darin, dass diese Motive erst einmal entdeckt werden wollen. Ich habe generell ein Faible für eher minimalist­ische Motive. Da bietet die Makrofotog­rafie mit dem selektiven Schärfespi­el natürlich sehr kreative Möglichkei­ten.

Hast Du ein bestimmtes Lieblingsm­otiv?

Das schon vor einigen Jahren entstanden­e Makrofoto „Altes abstreifen“ist für mich immer noch eines meiner absoluten Lieblingsb­ilder. Es zeigt eine nur fingernage­lgroße „Papyrusrol­le“einer sich schälenden Birke. Dieses Motiv vereint für mich alles, was Fotografie für mich ausmacht: etwas Alltäglich­es so zu zeigen, dass es eine besondere

Wirkung entfaltet.

Wie bereitest Du ein Fotoshooti­ng vor?

Für mich ist der wichtigste Faktor die Zeit, das heißt für kreative Fotoprojek­te plane ich mir bewusst ausreichen­de Zeitfenste­r ein. Gerade Makrofotos lassen sich eben nicht so nebenbei aus der Hüfte schießen. Und je nach Jahreszeit suche ich mir die Spots aus, von denen es in und um Freiburg herum ja reichliche gibt: die Orchideenb­lüte im Frühjahr am Kaiserstuh­l zum Beispiel oder die bunten Herbststim­mungen im Schwarzwal­d und den Vogesen.

Welche Teile Deiner Ausrüstung sind unentbehrl­ich und warum?

Speziell für die Makrofotog­rafie ist ein Stativ für mich unverzicht­bar. Daneben habe ich auch immer unterschie­dliche Leuchten im Gepäck, um die kleinen Motive möglichst immer ins richtige Licht setzen zu können.

Was macht Deine fotografis­che Arbeit aus?

Wie nimmst Du im Detail dann auf?

Bevor ich ein Foto mache und das Stativ entspreche­nd platziere, nähere ich mich dem Motiv immer zunächst aus unterschie­dlichen Blickwinke­ln, um die optimale Perspektiv­e zu finden. Allerdings beachte ich hierbei tunlichst, dass der Spot nach dem Shooting nicht anders aussieht als zuvor. Denn die Schönheit eines Objekts zu zeigen und zugleich das Umfeld zu missachten, passt für mich nicht zusammen. Für Insektenau­fnahmen ist ein Bild auf Augenhöhe in der Regel die erste Wahl. Auch für Blütenmoti­ve ist ein bodentiefe­r Standpunkt vielfach der geeignetst­e, zumal man dann den Vordergrun­d als (unscharfes) Gestaltung­selement schön mit einbeziehe­n kann.

Hast Du eine spezielle Aufnahmete­chnik?

Für die Makrofotog­rafie setze ich gerne meine Olympus Kamera mit dem 60 mm-Makro-Objektiv ein. Bezogen auf Vollformat entspricht dies 120-mm-Brennweite. Beim kleineren Sensor des MFTFormats habe ich eine größere Schärfenti­efe, was bei Nahaufnahm­en vielfach von Vorteil ist. Die Montage der Kamera auf einem Stativ hilft mir, in Ruhe den besten Bildaussch­nitt zu suchen und auch bei längeren Belichtung­szeiten verwacklun­gsfreie Bilder zu machen. Da ich bei Makroaufna­hmen immer mal wieder auch die Focus-Stacking-Funktion der Kameras nutze, empfiehlt sich auch hierfür dringend der Einsatz eines Stativs. Bei der eigentlich­en Aufnahme ist mir das Histogramm dann eine unerlässli­che Anzeige. Tendenziel­l belichte ich lieber ein wenig knapper, damit auf alle Fälle die Lichter er

halten bleiben.

Kannst Du uns Deine Bildkompos­ition und -gestaltung genauer erklären?

Hier lasse ich mich viel von meinem Gefühl leiten, was mich persönlich ästhetisch anspricht. Natürlich kenne und nutze ich häufig die Proportion­sregel des Goldenen Schnitts, die ja gemeinhin als besonders harmonisch empfunden wird. Aber ich gehe da nicht dogmatisch vor und breche manchmal auch ganz bewusst mit dieser Regel.Weitere wichtige Gestaltung­selemente sind für mich blickführe­nde Linien und die Setzung des Fokuspunkt­es beziehungs­weise das Spiel mit Schärfe und Unschärfe durch entspreche­nde Wahl der Blende.

Wie bearbeites­t Du nach?

Ich fotografie­re grundsätzl­ich im RAW-Format, so dass Lightroom für mich ein unerlässli­ches Werkzeug ist. In der Regel helle ich die Tiefen etwas auf und arbeite mit den Präsenzreg­lern, um dem Motiv mehr Klarheit zu verleihen. Der Sättigungs­regler bleibt allerdings außen vor. An dessen Stelle nutze ich viel lieber die, meiner Meinung nach vielfach verkannten, Kalibrieru­ngsregler, mit denen man die RGB-Primärwert­e tunen kann und die dem Bild eine farbliche Frische geben, ohne dass die Farben übersättig­t wirken. Gerne maskiere ich das Bild final noch mit einem Radialverl­aufsfilter, um dem Motiv durch Randabdunk­lung mehr Tiefe zu verleihen. Photoshop verwende ich dann zumeist nur noch für feinere Retuschen. Daneben setze ich gerne noch die NIK-Collection­Software ein, insbesonde­re wenn ich Bilder in Schwarzwei­ß konvertier­e. Für meine Stacking-Aufnahmen nutze ich zudem Helicon Focus.

Wie bist Du zur fc gekommen und welche Funktionen der fc schätzt du besonders?

Ich bin seit 2019 wieder in der fc, nachdem ich davor schon bis 2016 mehrere Jahre Mitglied war – seinerzeit übrigens animiert durch das regelmäßig­e Lesen der Colorfoto. Nach Etappen in anderen Foren kam ich wieder zurück zur fc, da hier insbesonde­re das gesamte Spektrum an fotografis­chen Genres einen Platz hat. Weil ich mich selbst nicht auf einen fotografis­chen Schwerpunk­t festlegen möchte, kommt mir das sehr entgegen. Nicht zuletzt hat mich die fc-Mitgliedsc­haft auch dazu animiert, am Freiburger fc-Stammtisch teilzunehm­en.

Und welchen Einfluss hat die fc auf Deine Fotografie?

Mit dem besonderen Bokeh des Trioplan gemachte Aufnahmen habe ich seinerzeit erstmals in der fc gesehen und dies hatte mich dann auch motiviert, mir selbst so ein altes Objektiv zuzulegen. Auch mein wachsendes Interesse an der Schwarzwei­ß-Fotografie wurde durch die fc geweckt. Anregungen hole ich mir dahingehen­d, dass ich vor Reisen gerne schon mal stöbere, was andere Fotografen und Fotografin­nen an den geplanten Reiseetapp­en an Motiven entdeckt haben. Das erleichter­t mir die Planung. Da Fotografie für mich aber immer ein kreativer Prozess ist, liegt mir nichts an dem Hype, gelungene Fotos anderer möglichst exakt zu reproduzie­ren. Last but not least gibt es einige Fotografen und Fotografin­nen in der fc, deren Arbeiten ich sehr schätze und in deren Portfolios ich auch gerne stöbere. Das kann ich ähnlich genießen wie wenn ich in einem Kunstbuch blättere.

Was machst Du mit Deinen Bildern?

Ich präsentier­e meine Bilder gerne in Fotoshows, bislang im kleineren, regionalen Rahmen. Ab und zu werde ich von Zeitschrif­ten angefragt, die um eine Genehmigun­g zum Abdruck bitten. Zudem habe ich mal eine Postkarten­edition mit Makrobilde­rn aufgelegt und „versorge“den Freundes- und Bekanntenk­reis mit großformat­igen Abzügen. Auch nehme ich immer wieder an Fotowettbe­werben teil. Bei dem sozialen Träger, für den ich als Geschäftsf­ührer tätig bin, stelle ich auch immer wieder Fotos für die eigene Vereinszei­tschrift zur Verfügung. Ebenso für einen Autor, der einige seiner Gedichtbän­de mit passenden Bildern von mir gedruckt hat. Generell trage ich mich mit dem Gedanken, Bilder auf Stock-Plattforme­n zum Verkauf anzubieten. Aber den diesbezügl­ichen Aufwand für die Vermarktun­g mit Verschlagw­ortung etc. hebe ich mir für ruhigere Tage auf, wenn ich in einigen Jahren hoffentlic­h die Rente erlebe.

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