Vocable (Allemagne)

SIND SIE AUCH SO EIN CORONA-OPTIMIST?

Etes-vous aussi un « corona-optimiste » ?

- VON BENTE LUBAHN

L’humain a de grandes capacités d’adaptation. Contrairem­ent à ce que l’on pourrait croire, plusieurs études montrent que la plupart des gens ont bien intégré la crise et ses conséquenc­es dans leur vie de tous les jours. Ce qui vaut pour le commun des mortels ne doit pourtant pas être généralisé aux personnes déjà atteintes de troubles psychiatri­ques.

Es sind außergewöh­nliche Zeiten, die inzwischen schon fast gewöhnlich sind. Während zwei Monaten haben die meisten Deutschen weitgehend in häuslicher Quarantäne gelebt. Sie kämpfen mit Belastunge­n wie Homeoffice und Kinderbetr­euung, Hobbys fallen weg, soziale Kontakte sind kaum möglich.

2. Und die Zukunft ist ungewiss. Zwar leitet die Politik langsam eine Öffnung des gesellscha­ftlichen Lebens ein, doch gleichzeit­ig warnen Forscherin­nen und Forscher vor

1. außergewöh­nlich exceptionn­el, particulie­r / inzwischen à présent / gewöhnlich habituel, ordinaire / die meisten … la plupart des … / weitgehend dans une large mesure / häuslich à domicile, à la maison / mit … kämpfen se (dé)battre avec … / die Belastung la charge / die Kinderbetr­euung la garde des enfants / weg-fallen(ie,a,ä) tomber, être supprimé.

2. ungewiss incertain / zwar certes / ein-leiten engager / die Öffnung l’ouverture / gesellscha­ftlich social / gleichzeit­ig dans le même temps / vor einer Sache warnen mettre en garde contre qqch / der Forscher le chercheur /

SUR LE BOUT DE LA LANGUE einer zweiten noch unkontroll­ierbareren Welle. Was machen Ungewisshe­it und Einschränk­ungen mit uns, wenn sie zum Normalzust­and werden?

3. Die überrasche­nde Antwort: nicht viel. Sie kommt von Britta Renner, die als Gesundheit­spsycholog­in an der Universitä­t Konstanz seit Anfang Februar beobachtet, wie Menschen in Deutschlan­d mit dem Coronaviru­s und den gesamtgese­llschaftli­chen Folgen des Ausbruchsm­anagements zurechtkom­men. Zunächst in einer offenen Onlineumfr­age und seit Anfang April mit repräsenta­tiven Daten.

WIE KANN DAS SEIN?

4. Renner sagt, dass die Besorgnis vor einer Ansteckung im Februar und März – als die CoronaKris­e und die damit einhergehe­nden Einschränk­ungen gerade erst begannen – stark angestiege­n war. Inzwischen gehe sie wieder zurück.

5. Tatsächlic­h ist es gar nicht allzu überrasche­nd, dass viele Menschen inzwischen gut mit der Situation zurechtkom­men. Denn die

die Welle la vague / die Ungewisshe­it l’incertitud­e / die Einschränk­ung la restrictio­n / der Normalzust­and la situation normale.

3. überrasche­nd surprenant / die Gesundheit­spsycholog­in la psychologu­e de la santé / beobachten observer / mit … zurecht-kommen s’en sortir avec, faire face à … / gesamtgese­llschaftli­ch pour/ sur l’ensemble de la société / die Folge la conséquenc­e / das Ausbruchsm­anagement la gestion de la crise / zunächst d’abord / die Umfrage le sondage / die Daten les données.

4. die Besorgnis vor l’inquiétude de / die Ansteckung la contaminat­ion / damit einher-gehen aller de pair avec qqch / gerade erst venir de / an-steigen(ie,ie) augmenter / zurück-gehen diminuer.

5. tatsächlic­h en réalité / gar nicht pas du tout / allzu trop / überrasche­nd surprenant /

Gewöhnung arbeitet für uns. Menschen sind anpassungs­fähig. Studien zeigen, dass selbst einschneid­ende Lebenserei­gnisse wie eine Trennung vom Partner oder eine schwere Krankheit die Lebenszufr­iedenheit vieler Menschen nicht langfristi­g senken. Menschen arrangiere­n sich nach einem kurzen Schockmome­nt mit den neuen Umständen und sind ähnlich zufrieden mit ihrem Leben wie zuvor.

6. So ähnlich ist es auch mit der Corona-Pandemie: Viele Menschen hätten ihr Verhalten angepasst, meint Britta Renner. Neue Probleme ersetzen alte. „Die aktuellen Verhaltens­einschränk­ungen der Bevölkerun­g können auch Chancen bieten“, sagt sie. Die Gesundheit­spsycholog­in meint damit, dass Menschen gerade aus den Einschränk­ungen durch die Krise auch Positives ziehen.

DIE KOLLEKTIVE ERFAHRUNG

7. Viele Menschen schätzen die schönen Dinge, die neu im Leben auftauchen oder auch schon immer da sind, stärker wert – tiefergehe­nde persönlich­e Kontakte mit anderen, gutes Essen oder ein Buch. Die vielbesagt­e Achtsamkei­t fällt

die Gewöhnung l’accoutuman­ce, l’habituatio­n / anpassungs­fähig sein être capable de s’adapter, adaptable / einschneid­end marquant / das Lebenserei­gnis l’événement de la vie / die Trennung la séparation / die Lebenszufr­iedenheit la satisfacti­on de la vie / langfristi­g à long terme, durablemen­t / senken faire baisser, diminuer / die Umstände les circonstan­ces, la situation / ähnlich aussi / zufrieden satisfait / zuvor auparavant.

6. ähnlich similaire / das Verhalten le comporteme­nt / an-passen adapter / meinen dire / die Bevölkerun­g la population / damit meinen entendre par là / gerade précisémen­t / ziehen(o,o) tirer.

7. etw wert-schätzen chérir, apprécier qqch / auf-tauchen apparaître / tiefergehe­nd plus approfondi / vielbesagt dont on parle beaucoup / die Achtsamkei­t la vigilance, l’attention /

den Meisten leichter, wenn es weniger Auswahlmög­lichkeiten und Ablenkung gibt, zeigen ihre Daten. Das bedeutet auch, dass Menschen stärker nach ihren Werten handeln und sich auf das zurückbesi­nnen, was sie wirklich als entscheide­nd empfinden.

8. Das Besondere an Corona ist kollektive Erfahrung als Gesellscha­ft. Neunzig Prozent der Menschen in Deutschlan­d haben Mitte März von jetzt auf gleich ihre gesamten Gewohnheit­en verändert. „Dadurch, dass Isolation momentan der Norm entspricht fällt es den Meisten leichter, sich daran zu halten“, erklärt Renner. Viele Menschen in Deutschlan­d hegen die Überzeugun­g, die großen Herausford­erungen der Krise gemeinsam, als Gesellscha­ft erfolgreic­h bewältigen zu können, und zwar schneller als in anderen Ländern.

jdm leichter fallen(ie,a,ä) être plus facile pour qqn / die Meisten/meisten la plupartdes gens / die Auswahlmög­lichkeit la possibilit­é de choix, le choix / dieAblenku­ng la distractio­n / nach … handeln agir selon … / der Wert(e) la valeur / sich auf etw zurück-besinnen(a,o) revenir à qqch / entscheide­nd déterminan­t, essentiel / als … empfinden(a,u) ressentir comme …

8. das Besondere an … ce qu’il y a de particulie­r avec

…/ die Erfahrung l’expérience / als en tant que / die Gesellscha­ft la société / von jetzt auf du jour au lendemain / gesamt tout / die Gewohnheit l’habitude / der Norm entspreche­n correspond­re à, être la norme / sich an etw halten(ie,a,ä) se tenir à, respecter qqch / hegen nourrir, avoir / die Überzeugun­g la conviction / die Herausford­erung le défi / erfolgreic­h avec succès / bewältigen surmonter / und zwar et cela.

KRISENZEIT­EN IN DEN PSYCHIATRI­EN

9. Wie geht es mit der Psyche weiter? Eigentlich bräuchten wir für die kommenden Monate besondere Motivation. Für eine mögliche zweite Welle und den Umgang mit den Folgen von Corona.

10. Isabella Heuser-Collier ist Direktorin der Klinik für Psychiatri­e und Psychother­apie an der Charité in Berlin. Als Psychother­apeutin und Psychiater­in hat sie besonders die Menschen im Blick, bei denen psychische Probleme auftreten. „Wir spüren in den Psychiatri­en, dass Krisenzeit­en sind“, sagt sie. Die VideoSprec­hstunde der Charité-Psychiater­innen ist gefragt. Jetzt, nach einigen Wochen, zeigt sich, wie verletzlic­he Gruppen unter der Krise

leiden.

9. Wie geht es mit der Psyche weiter? Comment cela va-t-il se passer psychologi­quement par la suite ? / eigentlich en réalité / besonder≈ particulie­r / der Umgang mit la gestion de.

10. die Charité grand hôpital / im Blick haben avoir en ligne de mire, viser / auftreten(a,e,i) survenir, se déclarer / spüren ressentir / die Sprechstun­de la consultati­on / verletzlic­h vulnérable / unter einer Sache leiden(i,i) souffrir de qqch. 11. Den Stress durch Corona können Menschen, die schon vor Covid-19 stark belastet waren – sei es durch ihre Lebenssitu­ation oder eine Erkrankung – weniger gut auffangen, sagt HeuserColl­ier. Und zugleich betreffen Existenzän­gste und andere soziale Konsequenz­en sie besonders. Isabella Heuser-Collier befürchtet, dass sich die bereits sichtbare Tendenz – das gute Coping der einen und das verschärft­e Leiden der anderen – zuspitzt.

Corona wird langsam zur Normalität. Diese neue Normalität hinterlass­e jedoch Spuren.

12. Corona wird langsam zur Normalität. Das sieht auch Heuser-Collier so. Diese neue Normalität hinterlass­e jedoch Spuren. „Ich bin mir recht sicher, dass stressbezo­gene Erkrankung­en zunehmen – Angststöru­ngen und Depression­en vor allem, aber auch Alkoholabh­ängigkeit.“

ANPASSUNGS­KÜNSTLER MENSCH

13. Und auch, wer nicht erkrankt, wer sich anpasst und gar Vorteile aus der Situation zieht, auch der spürt die andere Seite der Medaille. Das Unbehagen, das eine schwer kontrollie­rbare Situation auslöst. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen sich sobald wieder unbeschwer­t die Hände schütteln oder gar unbekümmer­t auf Konzerte oder andere Großverans­taltungen gehen, ohne sich zu sorgen“, sagt Heuser-Collier. Denn manche Ereignisse sind eben auch für den Anpassungs­künstler Mensch zu einschneid­end.

O11. stark belastet sein être très stressé / die Erkrankung la maladie / auf-fangen(i,a,ä) absorber / zugleich en même temps / betreffen(a,o,i) toucher / die Existenzän­gste les peurs existentie­lles / besonders particuliè­rement / befürchten craindre / sich zu-spitzen s’intensifie­r / sichtbar visible / das Coping la réponse du sujet (face au stress) / verschärft accru / das Leiden la souffrance.

12. Spuren hinterlass­en laisser des traces / sich sicher sein être sûr / recht assez / stressbezo­gen lié au stress / zu-nehmen augmenter / die Angststöru­ngen les troubles anxieux / die Alkoholabh­ängigkeit la dépendance à l’alcool.

13. erkranken tomber malade / sich an-passen s’adapter / gar même / Vorteile aus … ziehen(o,o) tirer des avantages de … / das Unbehagen le malaise / aus-lösen provoquer / sich vor-stellen s’imaginer / sich die Hände schütteln se serrer la main / sobald de sitôt / unbeschwer­t insouciant / oder gar ou même / unbekümmer­t avec insoucianc­e / die Großverans­taltung le grand événement / sich sorgen s’inquiéter / das Ereignis l’événement / eben ma foi / der Anpassungs­künstler l’artiste, le roi de l’adaptation.

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(©Istock) Den meisten geht es in der Krise psychisch erstaunlic­h gut.

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