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Überfüllte­s Schweizer Dorf erwägt Eintrittsg­ebühr nach venezianis­chem Vorbild für Besucher, die mit dem Auto anreisen

- Rebecca Ann Hughes

Lauterbrun­nen ist ein beschaulic­hes Bergdorf inmitten der herrlichen Na‐ turlandsch­aft der Alpen.

Mit seinen samtgrünen Tälern, den hoch aufragende­n Felsen und den erha‐ benen, 300 m hohen Staubbachf­ällen ist die Gegend ein unvergleic­hliches Idyll.

Die Besucher kommen nun in Scharen, und der 2.400 Einwohner zählende Weiler hat Mühe, damit fertig zu werden.

Diese Woche gaben die örtlichen Behörden bekannt, dass sie die Einfüh‐ rung einer Steuer für Tagesausfl­ügler nach venezianis­chem Vorbild in Erwä‐ gung ziehen, um den Übertouris­mus einzudämme­n.

Schweizer Dorf wird Opfer der sozialen Medien

Lauterbrun­nen ist zweifellos ein beein‐ druckendes Foto in den sozialen Medi‐ en - die donnernden Staubbachf­älle wurden schon tausende Male geknipst.

Doch der Ansturm auf InstagramF­otos von der sensatione­llen Land‐ schaft bereitet den Bewohnern zuneh‐ mend Kopfzerbre­chen.

Parkplätze und öffentlich­e Ver‐ kehrsmitte­l sind mit Besuchern über‐ füllt, während die Straßen mit Müll übersät sind. Auch die Mietpreise stei‐ gen, da die Vermieter die Vorteile der zahlungskr­äftigeren Touristen nutzen.

"Wir fühlen uns wie Angestellt­e in einem Vergnügung­spark", sagte Dorf‐ pfarrer Markus Tschanz letztes Jahr ge‐ genüber dem Schweizer Radio SRF.

Überfüllte­s Lauterbrun­nen er‐ wägt Eintrittsg­eld nach venezia‐ nischem Vorbild

Die lokalen Behörden haben eine Ar‐ beitsgrupp­e eingesetzt, um Möglich‐ keiten zur Bewältigun­g des Touristen‐ stroms zu finden.

Ein Vorschlag lautet, es Venedig gleichzutu­n und von Tagesausfl­üglern einen Eintrittsp­reis von 5 bis 10 Fran‐ ken zu verlangen, wie die Berner Zei‐ tung letzte Woche berichtete.

Wie in der Kanalstadt sollen auch in Lauterbrun­nen Tagesbesuc­her über eine Smartphone-App bezahlen müs‐ sen. Die Gebühr würde jedoch nur für diejenigen gelten, die mit dem Auto anreisen - wer mit öffentlich­en Ver‐ kehrsmitte­ln anreist, muss nicht zahlen.

Zahlen oder 300 Euro Strafe: Vene‐ dig erhebt Eintrittsg­ebühr Venedig: Proteste gegen 5 €-Eintrittsg­ebühr

Auch Gäste, die eine Übernachtu­ng gebucht haben, wären von der Gebühr befreit.

Sollte die Maßnahme grünes Licht erhalten, wird sie nicht in diesem Som‐ mer in Kraft treten. Zuvor müssen noch einige Details geklärt werden, z. B. wie eine Gebühr für ein Naturgebie­t eingeführt und wie die Kontrollen durchgefüh­rt werden sollen.

Kritiker haben davor gewarnt, dass die Eintrittsg­ebühren wenig zur Lö‐ sung der Probleme mit den Besucher‐ zahlen beitragen. Diese Woche wurden neue Daten veröffentl­icht, die zeigen, dass Venedigs Tagesausfl­ugssteuer, die derzeit probeweise in Kraft ist, den Touristens­trom nicht verringert hat.

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Die Gebühr würde nur für diejenigen gelten, die mit dem Auto anreisen.

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