Er bringt den Rock ’n’ Roll auf Leinwand
Erich Schobesberger avancierte vom jungen Wilden zur etablierten Größe der Salzburger Kunstszene. Unangepasst bleibt er trotzdem.
SALZBURG. Gerade einmal drei Finger hat das ameisenhafte Wesen an der linken Hand. Doch ein Power Chord auf der E-Gitarre geht sich aus. Die dreadlockige Haarpracht deutet darauf hin, welcher Rockstar sich hinter dem Außerirdischen auf dem Bild „Son of Sy“verbirgt. „Das Bild entstand anlässlich des 60. Geburtstags von Lenny Kravitz“, verrät Erich Schobesberger. Der Sänger sei ein enger Freund von Rudolf Budja, und weil dieser wiederum Schobesbergers Galerist sei, habe er ihm ein großformatiges Werk gewidmet.
Das Bild vereint vieles, das für den Stil des Salzburger Künstler charakteristisch ist: eine collagenhafte Dichte an Symbolen, Parolen und Querverweisen. Hanfblatt, Yves-Saint-LaurentLogo und ein schattenhafter Batman sind nur einige der Details, die sich um den Ameisen-Rockstar schlängeln. Die Science-Fiction-artige Figur taucht auch auf einem anderen Bild der neuen Ausstellung in der Galerie Budja auf. Kreiert hat sie der Salzburger Künstler Reinhold Brandstätter, den Erich Schobesberger von einer Gemeinschaftsarbeit überzeugen konnte. Andere Bilder Schobesbergers kreisen um mythische Themen, der Penis des Uranus taucht neben einem rauchenden Wesen in einem amerikanischen Diner auf. Ketchup und Mayo ersetzt Schobesberger durch Blut und Sperma. Immer wieder finden sich Logos von Rockgruppen wie Led Zeppelin oder Black Sabbath in den Bildern. Musik sei auch eine wichtige Triebfeder im Atelier, sagt der Künstler: „Ich brauche das beim Malen. Meine Playlist enthält 700 Songs, die läuft bis zu zehn Stunden pro Tag.“
Die 31 Bilder der Ausstellung seien innerhalb weniger Monate entstanden, schildert der Künstler: „Ich befinde mich in diesen Phasen in einem regelrechten Schaffensrausch. Danach bin ich leer.“Diese Arbeitsweise ist typisch für Erich Schobesberger, der 1990 erstmals auf der Bildfläche erschien – entdeckt vom damaligen SN-Chefredakteur Karl Heinz Ritschel. Mit Günter Edlinger, der im vergangenen Jahr verstorben ist, teilte er sich ein Atelier in Mondsee. Die zwei jungen
„Im Moment höre ich viel Punkmusik in meinem Atelier.“Erich Schobesberger, Künstler (Bild: SN/Chris Hofer)
Wilden der Salzburger Kunstszene arbeiteten sechs Jahre lang unter einem Dach. Auf die Blumenbilder seiner frühen Jahre verweist wiederum manche neue Arbeit, in die gehäkelte Blumen eingearbeitet sind – angefertigt von einer Großmuttergruppe auf E-Bay.
Seit einigen Jahren stellt Erich Schobesberger wieder vermehrt
in Salzburger Galerien aus, etwa während der Osterfestspiele 2023 in der Galerie Budja. „Damals haben wir zwölf Arbeiten verkauft. Also haben wir uns entschlossen, eine Pop-up-Ausstellung im Festspielsommer zu machen“, sagt der Künstler. Dass seine Arbeit mittlerweile auf großes Interesse stößt, bemerkte der Künstler auf der Art Miami: Im Dezember präsentierte er sich erstmals auf der renommierten Kunstmesse im sonnigen Florida. „Welcome to Miami“, den Refrain eines Songs von Will Smith, hat Schobesberger auf einem Bild verewigt.
Auch in direkter Nachbarschaft der Festspielstätten dürfte
sich kaufkräftiges Publikum tummeln. Rund 40.000 Euro blättert man für eine von Schobesbergers großformatigen Arbeiten hin. Dazu kommt die Rolle der Galerie Budja als Wohnzimmer der Festspielkünstler. Am 25. Juli etwa lädt Jedermann Philipp Hochmair vor einer Filmpräsentation zum Fest in der Galerie. Der Schauspieler mit Faible für Musikprojekte und der unangepasste Rock-’n’Roll-Künstler: Das klingt nach einem spannenden Abend.
Ausstellung: „A Journey Through Chaos And Myth“, Erich Schobesberger. Salzburg, Rudolf-BudjaGalerie, bis 1. August.