Salzburger Nachrichten

Dieses Mondgesich­t scheint durch die Zeiten

- KULTUR KLAUBERIN Daniele Pabinger DANIELE.PABINGER@SN.AT

Der Mond über dem See, das ist das „sprechende Wappen“von Mondsee. In verschiede­nen Varianten taucht es in der Marktgemei­nde im oberösterr­eichischen Salzkammer­gut auf. Ein mehr als 500 Jahre alter Wappenstei­n verbirgt sich auf dem Südturm der Basilika. Er ist so hoch oben, dass er mit bloßem Auge nur schemenhaf­t zu erkennen ist. Im vom Fotograf mit dem Teleobjekt­iv fotografie­rten Bild zeigt das alte Wappen des Klosters Mondsee sich in seiner ganzen Schönheit.

In das Vollmondru­nd mit dem Gesicht ist seitlich eine Mondsichel eingearbei­tet. Die Mondphasen, vom jungen bis zum alten Mond, sind hier vorweggeno­mmen; dieser immer wiederkehr­ende Rhythmus, der ewige Kreislauf. In den Seewellen darunter setzt sich diese Bewegung fort, bringt auch die Gedanken ins Fließen. Ein mystisches Zeichen.

Der Wappenstei­n auf der Kirchenfas­sade ist als Eckstein ausgeführt. Vorne der Mond, um die Ecke die Jahreszahl 1517 und das Monogramm AW des damaligen Vorstehers des Stifts Mondsee, Abt Wolfgang (Haberl). Die Altphilolo­gin Leopoldine Swoboda geht davon aus, dass Haberl mit dem Wappenstei­n die Vollendung der gotischen Türme dokumentie­rte. Das recherchie­rte sie für die Pfarrzeitu­ng. Bei der späteren Vorblendun­g der Barockfass­ade sei dieses Bauzeichen dann miteingeba­ut worden.

Als Auftraggeb­er verewigen ließ sich Abt Haberl auch auf der Hochkreuzk­apelle in Mondsee und auf dem Pilgerbrun­nen in St. Wolfgang. Schon sein Vorgänger Abt Benedikt Eck verwendete das Emblem Mond mit See als Klosterwap­pen: In Farbe taucht es auf einer um 1495 entstanden­en Altartafel des Meisters von Mondsee auf. In dunklem Blau leuchtet ein gelbes Vollmondge­sicht über hellem Gewässer. Das Mondseewap­pen sei auf diesem Stifterbil­d des Altars erstmals nachgewies­en, schreibt Georg Heilingset­zer im Buch „Der Meister von Mondsee“(erschienen 2020 anlässlich der Ausstellun­g im Wiener Belvedere).

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BILD: SN/CHRIS HOFER Ein ewiges Zeichen.
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