Dieses Mondgesicht scheint durch die Zeiten
Der Mond über dem See, das ist das „sprechende Wappen“von Mondsee. In verschiedenen Varianten taucht es in der Marktgemeinde im oberösterreichischen Salzkammergut auf. Ein mehr als 500 Jahre alter Wappenstein verbirgt sich auf dem Südturm der Basilika. Er ist so hoch oben, dass er mit bloßem Auge nur schemenhaft zu erkennen ist. Im vom Fotograf mit dem Teleobjektiv fotografierten Bild zeigt das alte Wappen des Klosters Mondsee sich in seiner ganzen Schönheit.
In das Vollmondrund mit dem Gesicht ist seitlich eine Mondsichel eingearbeitet. Die Mondphasen, vom jungen bis zum alten Mond, sind hier vorweggenommen; dieser immer wiederkehrende Rhythmus, der ewige Kreislauf. In den Seewellen darunter setzt sich diese Bewegung fort, bringt auch die Gedanken ins Fließen. Ein mystisches Zeichen.
Der Wappenstein auf der Kirchenfassade ist als Eckstein ausgeführt. Vorne der Mond, um die Ecke die Jahreszahl 1517 und das Monogramm AW des damaligen Vorstehers des Stifts Mondsee, Abt Wolfgang (Haberl). Die Altphilologin Leopoldine Swoboda geht davon aus, dass Haberl mit dem Wappenstein die Vollendung der gotischen Türme dokumentierte. Das recherchierte sie für die Pfarrzeitung. Bei der späteren Vorblendung der Barockfassade sei dieses Bauzeichen dann miteingebaut worden.
Als Auftraggeber verewigen ließ sich Abt Haberl auch auf der Hochkreuzkapelle in Mondsee und auf dem Pilgerbrunnen in St. Wolfgang. Schon sein Vorgänger Abt Benedikt Eck verwendete das Emblem Mond mit See als Klosterwappen: In Farbe taucht es auf einer um 1495 entstandenen Altartafel des Meisters von Mondsee auf. In dunklem Blau leuchtet ein gelbes Vollmondgesicht über hellem Gewässer. Das Mondseewappen sei auf diesem Stifterbild des Altars erstmals nachgewiesen, schreibt Georg Heilingsetzer im Buch „Der Meister von Mondsee“(erschienen 2020 anlässlich der Ausstellung im Wiener Belvedere).