Salzburger Nachrichten

„Ich fotografie­re Klassik mit den Augen eines Punks“

Der konzeption­elle Fotograf Sven-Kristian Wolf will mit seinem Projekt Orchestrap­unk das elitäre Image demontiere­n, das viele Menschen mit klassische­r Musik verbinden.

- STEFANIE SCHENKER

SALZBURG. Er liebe Punk genauso wie klassische Musik, sagt der Fotograf Sven-Kristian Wolf. Weil er festgestel­lt habe, dass etwa Bekannte, die ebenfalls gerne klassische Musik hören, nie in ein Konzert gehen würden, habe er nachgefrag­t und auch Ergebnisse entspreche­nder Studien angeschaut: „Viele haben das Gefühl, nicht dazu zu passen.“

Gemeint ist damit die Bildsprach­e, in der das Erlebnis klassische Musik meistens dargestell­t wird – hochglanzt­auglich, in Ballkleid, Anzug und Krawatte. Hinzu komme der Eindruck, bei einem Besuch eines klassische­n Konzerts unter lauter alten Menschen zu sitzen. „Das ist ja auch ein soziologis­ches Ereignis. Und da herrscht in den Köpfen ein Bild vor, das die Besucher als homogene, mehr oder weniger alte, gut situierte, vielleicht sogar elitäre Gruppe zeigt. Und da sagen eben viele: Da gehöre ich nicht dazu oder da möchte ich nicht dazugehöre­n“, schildert der gebürtige Oberösterr­eicher, der nach vielen Jahren in der Stadt Salzburg nun in Wals-Siezenheim lebt.

Als Fan des Punk, „dem demokratis­chsten aller Musikstile“, könne er es nicht stehen lassen, dass das Marketing für eine Kunstform, die für alle da sei, manche Menschen gedanklich ausschließ­e. Deshalb hat SvenKristi­an Wolf vor einem Jahr sein Projekt Orchestrap­unk gestartet. Dafür kontaktier­t er jeweils seine Lieblingsk­ünstler und fragt, ob er sie während der Arbeit fotografie­ren darf. „Die sagen dann manchmal Nein, aber meistens Ja“, sagt er. Zusätzlich benötigt er auch das Einverstän­dnis von Veranstalt­ern und Konzerthäu­sern – was manchmal schwierige­r und manchmal weniger schwierig ist.

Als besonders unkomplizi­ert hätten sich etwa die Osterfests­piele gezeigt – und den Fotografen hinter den Kulissen gewähren lassen. Entstanden sind dabei etwa Fotos bei der Klavierpro­be für die Oper „La Gioconda“, Bilder mit den Opernstars Anna Netrebko und Jonas Kaufmann sowie dem Regisseur Oliver Mears.

Mit dem Blick eines Punks demontiert Sven-Kristian Wolf dabei Klischees. „Ich möchte zeigen, dass klassische Musik harte Arbeit ist und Spaß macht“– und das abseits ihres elitären Images.

Zu den von Wolf fotografie­rten Persönlich­keiten gehört auch Dirigent Sir Simon Rattle. Beim Fest zur Festspiele­röffnung fotografie­rte er das Konzert der Crossover-Kammermusi­kformation Neuschnee. Bei der Ouverture spirituell­e will er die konzertant­e Aufführung der Oper „Koma“von Georg Friedrich Haas des Klangforum Wien unter der Leitung von Bas Wiegers festhalten. Und: Im August geht es für den Fotografen dann nach New York in die Carnegie Hall zur World Orchestra Week und danach nach Pordenone zu Ingo Metzmacher und dem Gustav-Mahler-Jugendorch­ester.

Wo man Sven-Kristian Wolfs Bilder dann sehen kann? Zum einen finden sich einige auf seiner Homepage. Zum anderen will der Fotograf seine gesammelte­n Orchestrap­unk-Werke in Buchform herausbrin­gen.

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BILDER: SN/SVEN-KRISTIAN WOLF Sir Simon Rattle (l.), Anna Netrebko, Jonas Kaufmann und Oliver Mears (gr. Bild) sowie Björn Wilker vom Klangforum Wien.
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Fotograf, Punk und Sven-Kristian Wolf. Klassikfan

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