Einen Blackout
Kommt ein Blackout, dann gilt es, das Beste aus der bedrohlichen Lage zu machen. Ein paar Tipps, wie das ohne Dosengulaschsuppe gelingen kann – und was im Fall der Fälle unbedingt zu beachten ist. ideenreich überstehen
Eine wenig repräsentative Umfrage im eigenen Freundeskreis hat ergeben: Die wenigsten Leute – allesamt um die 40 Jahre alt – sind für den Ernstfall auch nur annähernd vorbereitet. Vorräte und Wasser für 14 Tage? Fehlanzeige. Obwohl die Bundesregierung konkrete Empfehlungen für die Zeit während eines langfristigen Stromausfalls auf ihrer Homepage bereithält, hat kaum jemand die angeratenen Kerzen, Kurbelradios oder Bargeld in größerer Menge zu Hause. Einen Blackout verbinden dafür alle mit einem Begriff, der Gourmets erzittern lässt: Dosengulaschsuppe. Doch mit ein wenig Kreativität muss es nicht so weit kommen und auch ein Lagerkoller kann schlau umschifft werden. Wir haben ein paar Tipps zusammengetragen, die das Warten auf erneuten Strom im Falle des Ausfalls zumindest etwas erträglicher machen. Denn es geht ja nicht nur um die Grundlagen des Überlebens, sondern auch darum, die Zeit, wenn möglich, auf gute, sinnvolle Weise zu nutzen.
1. Kulinarische Experimente
Schon in der Pandemie war schnell zu sehen, wie hingebungsvoll Menschen an Rezepten getüftelt und die unfreiwillig gewonnene Zeit zu Hause in der Küche genutzt haben. Statt eines heißen Brotbackofens stehen bei einem Blackout jedoch vielmehr Campingkocher und Holzkohlegrill zur Verfügung. Nun ist Kreativität gefragt, um aus den vorhandenen Zutaten etwas Schmackhaftes zuzubereiten. Auf der Suche nach geeigneten Rezepten stolpern wir über das „BlackoutKochbuch“. Autor: das österreichische Bundesheer. Es rät, zuallererst das zu verbrauchen, was am schnellsten verdirbt, wenn Kühlschrank und Gefriertruhe mangels Strom nicht mehr kühlen. Logisch so weit. Darüber hinaus sind die Rezepte
tauglich für das Zubereiten von Standard- und Grundnahrungsmitteln ohne Strom und Gas aus der Leitung. Will heißen: Brotsuppe, Eierspeise und Nudeln mit Sauce klappen in diesem Krisenfall fix. Vorausgesetzt, ein Campingkocher ist einsatzbereit. Der kriegt auch Reis und Erdäpfel weich, rät das Heer.
Kulinarisch erfüllender ist unterwegs, wer in seinem Vorrat Bohnen, Linsen, Tomatensauce, Kokosmilch und Gewürzpasten lagernd hat. Die können sehr schnell und mit einer kurzen Aufwärmzeit am Gaskocher zu Currys und Chilis verarbeitet werden, die über weitaus mehr und bessere Nährstoffe verfügen als beispielsweise weiße Nudeln. InstantCouscous ist in vier Minuten weich. Und das 70er-Jahre-Fondueset mit der guten alten Brennpaste kann außerdem für die eine oder andere warme Mahlzeit sorgen.
2. Zusammenrücken auf mehreren Ebenen
Wo wir beim gemeinschaftsstiftenden Fondue-Essen sind: So unangenehm und nervenaufreibend ein Blackout sein mag, er kann eine Gelegenheit sein, einander Mut zuzusprechen und sich gegenseitig zu stärken. Nachbarn muss nicht unbedingt ein Gartenzaun trennen, gegenseitige Unterstützung und Austausch können guttun.
Selbst wenn der letzte Spieleabend etliche Jahre her ist, verfügen die meisten Haushalte über Brettspiele oder Karten. „Uno“, „Mensch ärgere dich nicht“, „Monopoly“? Abstauben und loslegen, tagsüber und abends. Denn ein Blackout bedeutet eine erzwungene digitale Auszeit, sobald die Akkus von Smartphones und Tablets leer sind. WLAN ist dann ohnehin kein Thema mehr.
Wer Menschen treffen möchte, die nicht in der direkten Umgebung oder fußläufig leben, sollte schon jetzt einen Ort samt Uhrzeit ausmachen, an dem man sich gegebenenfalls treffen und austauschen kann. Die Erzdiözese Wien denkt indes darüber nach, im Ernstfall mit sogenannten Lichtinseln vorbereitet zu sein – Laternen und Kerzen stehen vor (Kirchen-)Räumen und laden zum Dazukommen ein. Geschulte Freiwillige stehen mit offenen Ohren für die Sorgen und Nöte der Besucherinnen und Besucher parat. Die Stadt Wien stattet alle Lichtinseln
mit Funkgeräten und Bannern aus; dazu bietet sie weiteres Knowhow im Umgang mit Krisen.
3. Kindern alles gut erklären
Viele Dinge, die für Klein und Groß selbstverständlich sind, würden bei einem Blackout nicht mehr funktionieren. Das Licht geht aus, Handynetze brechen zusammen und die Heizung bleibt kalt. Ganz zu schweigen von der WC-Spülung, dem Trinkwasser, dem Straßenverkehr. Geschichten und Erklärungen können beruhigen. Ebenso wie die Tatsache, dass etwa Krankenhäuser auf den Ernstfall vorbereitet sind. Bei einem Stromausfall können Ärztinnen und Ärzte eine Zeit lang immerhin mit einem Notstromaggregat weiterarbeiten.
In Österreich haben Schulen Pläne vorliegen, sollte es zu einem Blackout kommen. Das Bildungsministerium hat einen Leitfaden an alle Bildungseinrichtungen geschickt, diese haben das Infoschreiben an die Eltern weitergeleitet. Denn wenn der Strom fehlt, kann nicht mehr geklärt werden, wie die Kinder schnell und sicher nach Hause gelangen. Werden die Kinder abgeholt oder machen sie sich allein und zu Fuß auf den Heimweg? Das sollen die Erziehungsberechtigten schon im Vorfeld festlegen, so das Ministerium.
4. Kreative Taten und Entdeckungen
Ein Blackout kann, wenn man selbst und sein Umfeld mit dem Notwendigsten versorgt ist, durchaus eine unerwartete Quelle der Inspiration werden. Wie oft verkümmert eine kreative Seite im hektischen Berufsund Familienalltag? Ob Gedichteschreiben, Bildermalen oder Musikmachen: Die abends begrenzte Beleuchtung kann eine ganz neue Atmosphäre schaffen, die künstlerische Bemühungen bereichert.
Aus der Pandemie lässt sich heute ableiten, dass es viele Menschen in die Natur gezogen hat. Im Falle eines Blackouts können nächtliche Spaziergänge beruhigend wirken. Atemübungen senken den Blutdruck und entspannen. Tagsüber können Stille und Abgeschiedenheit guttun, bevor es zurück nach Hause geht, wo der fehlende Strom wohl das Nummer-eins-Thema sein wird.