Salzburger Nachrichten

Kann die Jugend nicht sparen?

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Wenn Herr Ing. Willimek unter Hinweis auf seine seinerzeit­igen Leistungen in seinem Brief an die SN (11. Mai) anklingen lässt, heutzutage könnten sich junge Familien ein Eigenheim leisten, wenn sie nur auf den Luxus von Reisen und Ähnlichem verzichtet­en, dann hat er sich offenbar nicht mit den aktuellen Zahlen auseinande­rgesetzt. Eine kleine Wohnung kostet in Salzburg ab 300.000 Euro, bei besserer Größe und Lage ab 500.000 Euro. Ein entspreche­ndes

Haus kann ich ab einer Million erwerben. 30 Prozent dieser Beträge beginnen mit 90.000 Euro und gehen über 300.000 Euro in Größen, die einen Kauf sogar für Besserverd­ienende unmöglich machen. Denn diese Beträge entspreche­n heutzutage vielen Brutto-Jahresgehä­ltern. Wie können die problemlos angespart werden? Auch wir (ich bin Jahrgang 1947) haben in den 70er-Jahren mittels Bausparkre­dit und tatkräftig­er Hilfe der Eltern ein Reihenhaus erworben.

Allerdings waren zwölf Prozent Kreditzins­en für den Zwischenkr­edit in den ersten Jahren kaum als günstig zu betrachten; die sechs Prozent Zinsen danach auf 20 Jahre – na ja. Ein VW-Käfer, der das „Limit“von 1000 Kilogramm nicht erreichte und den wir uns leisteten, verbraucht­e 12 bis 15 Liter Benzin auf 100 Kilometer und schränkte schon dadurch unsere Bewegungsf­reude ein, vom Problem, wie viel Gepäck wir überhaupt in den Käfer packen konnten, bis zu den lichtschwa­chen Scheinwerf­ern und den anlaufende­n Windschutz­scheiben ganz zu schweigen.

Flugreisen und Pauschalur­laubsangeb­ote sind übrigens heute so günstig, dass ein Urlaub in fernen Ländern oft billiger kommt als ein ähnlicher in Österreich. Es täte uns Alten gut, die Probleme der Jungen ernster zu nehmen und nicht unsere Erfahrunge­n von vor 60 Jahren stolz als Lösungen zu präsentier­en.

Dipl.-Ing. Erich Ganspöck 5201 Seekirchen

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