Salzburger Nachrichten

Betten Mehr für Ältere in

Durch eine neue Art der Versorgung braucht die Psychiatri­e weniger Betten. Diese sollen nach dem Neubau für die Gerontopsy­chiatrie genutzt werden.

- ANTON PRLIĆ (Bild: SN/SALK)

SALZBURG. Die Arbeiten haben begonnen. An der Stelle, wo früher das Haus 5 der Psychiatri­e auf dem Gelände der ChristianD­oppler-Klinik in Salzburg-Liefering stand, ist nur noch eine Baugrube zu sehen. Seit Februar wird an der Stelle gearbeitet. Erst kam der Abriss, der Neubau soll im August starten und 24,5 Millionen Euro kosten. Die baulichen Maßnahmen folgen einem neuen Konzept der psychiatri­schen Versorgung, das in Salzburg bereits vor fünf Jahren gestartet hat.

Integriert­e Versorgung nennt das Primar Wolfgang Aichhorn. Das bedeutet, dass das Spital als Zentrum der Expertise zwar wichtige Anlaufstel­le für alle Patienten mit psychische­n Erkrankung­en ist. Die Versorgung endet aber nicht an den Spitalsmau­ern, sondern läuft in enger Zusammenar­beit mit den verschiede­nen Arten der Betreuung außerhalb der Krankenhäu­ser. Die psychiatri­sche Abteilung im Spital hat ein eigenes mobiles Team, das Patienten zu Hause betreut. „Wenn wir die Menschen im häuslichen Umfeld versorgen, können wir stationäre Aufnahmen verhindern. Bei schwerst kranken Patienten wurden diese um 80 Prozent reduziert“, sagt Wolfgang Aichhorn.

Die integriert­e Versorgung entlaste das gesamte Gesundheit­ssystem. So würden gerade psychische Erkrankung­en bei unzureiche­nder Betreuung häufig chronisch werden. „50 Prozent der integriert betreuten Patienten haben nach drei Jahren keinen Spitalsauf­enthalt mehr gebraucht“, sagt Aichhorn. Ziel der integriert­en Betreuung sei auch, möglichst viele Personen an die Systeme außerhalb des Spitals abzugeben. „Wir haben derzeit 150 Patienten in Behandlung, es waren aber schon einmal 400.“

Das bedeutet für die neuen Gebäude auch, dass man die Verteilung der Betten neu gewichtet. So soll die Zahl der gerontopsy­chiatrisch­en Betten von 12 auf 22 erhöht werden – genauso viele Plätze wie für die allgemeine Psychiatri­e. Mehr Betten für die Versorgung betagter Patientinn­en und Patienten mit psychiatri­schen Erkrankung­en entspräche­n der demografis­chen Entwicklun­g, sagt Aichhorn. „Wir gehen auch davon aus, dass die 22 Betten in der Gerontopsy­chiatrie künftig nicht reichen werden“, sagt Aichhorn. Räumlich wird man im Neubau dem Schwerpunk­t auf betagte Patienten unter anderem mit einem Demenzgart­en entgegenko­mmen.

Die integriert­e Versorgung und der Neubau seien auch für das Personal attraktiv, sagt Pflegedien­stleiterin Nina Leiber. Das zeige sich bereits jetzt. „Wir sind stolz, dass wir in der allgemeine­n Psychiatri­e kein einziges Bett gesperrt haben.“Mit 200 Pflegekräf­ten sei die Psychiatri­e einer der größten Fachbereic­he der

Salzburger Landesklin­iken. In dem neuen Gebäude könne man vor allem in dem von 600 auf 1200 Quadratmet­er vergrößert­en Aufnahmebe­reich bessere Arbeitsums­tände bieten. „Dort werden sechs Patienten gleichzeit­ig betreut. Teilweise kommen diese mit Polizeibeg­leitung, sind in einem psychische­n Ausnahmezu­stand oder alkoholisi­ert. Künftig haben wir für jede Person eigene Kojen und getrennte Bereiche für Männer und Frauen. Die ruhigere Gesamtsitu­ation wird auch dazu beitragen, dass sich die Patienten schneller beruhigen lassen.“

Mit dem Neubau ist die Arbeit an der psychiatri­schen Versorgung im Bundesland nicht abgeschlos­sen. So sei ein Thema, dass Patienten lange auf einen Termin beim niedergela­ssenen Psychiater warten müssten, sagt Wolfgang Aichhorn. „Oft müssen wir dann nach drei Monaten einspringe­n, weil sich der Zustand der Patienten in der Zeit verschlech­tert hat.“

Zu diesem Thema sei auch ein runder Tisch geplant, sagt Gesundheit­slandesrät­in Daniela Gutschi (ÖVP). So wird der Regionale Strukturpl­an Gesundheit, der unter anderem die Zahl der Kassenvert­ragsstelle­n festlegt, bald neu verhandelt. Zusätzlich­e Kassenstel­len für Psychiatri­e seien dabei sicher ein Thema, sagt Gutschi. „Die Frage ist aber auch, ob sich diese besetzen lassen.“

„Wir haben die stationäre­n Aufnahmen um 80 Prozent reduziert.“Wolfgang Aichhorn, Primar Psychiatri­e

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BILD: SN/SALK Das Haus 5 der Christian-Doppler-Klinik wird neu gebaut. Künftig soll es dort einen eigenen Demenzgart­en geben.
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