Betten Mehr für Ältere in
Durch eine neue Art der Versorgung braucht die Psychiatrie weniger Betten. Diese sollen nach dem Neubau für die Gerontopsychiatrie genutzt werden.
SALZBURG. Die Arbeiten haben begonnen. An der Stelle, wo früher das Haus 5 der Psychiatrie auf dem Gelände der ChristianDoppler-Klinik in Salzburg-Liefering stand, ist nur noch eine Baugrube zu sehen. Seit Februar wird an der Stelle gearbeitet. Erst kam der Abriss, der Neubau soll im August starten und 24,5 Millionen Euro kosten. Die baulichen Maßnahmen folgen einem neuen Konzept der psychiatrischen Versorgung, das in Salzburg bereits vor fünf Jahren gestartet hat.
Integrierte Versorgung nennt das Primar Wolfgang Aichhorn. Das bedeutet, dass das Spital als Zentrum der Expertise zwar wichtige Anlaufstelle für alle Patienten mit psychischen Erkrankungen ist. Die Versorgung endet aber nicht an den Spitalsmauern, sondern läuft in enger Zusammenarbeit mit den verschiedenen Arten der Betreuung außerhalb der Krankenhäuser. Die psychiatrische Abteilung im Spital hat ein eigenes mobiles Team, das Patienten zu Hause betreut. „Wenn wir die Menschen im häuslichen Umfeld versorgen, können wir stationäre Aufnahmen verhindern. Bei schwerst kranken Patienten wurden diese um 80 Prozent reduziert“, sagt Wolfgang Aichhorn.
Die integrierte Versorgung entlaste das gesamte Gesundheitssystem. So würden gerade psychische Erkrankungen bei unzureichender Betreuung häufig chronisch werden. „50 Prozent der integriert betreuten Patienten haben nach drei Jahren keinen Spitalsaufenthalt mehr gebraucht“, sagt Aichhorn. Ziel der integrierten Betreuung sei auch, möglichst viele Personen an die Systeme außerhalb des Spitals abzugeben. „Wir haben derzeit 150 Patienten in Behandlung, es waren aber schon einmal 400.“
Das bedeutet für die neuen Gebäude auch, dass man die Verteilung der Betten neu gewichtet. So soll die Zahl der gerontopsychiatrischen Betten von 12 auf 22 erhöht werden – genauso viele Plätze wie für die allgemeine Psychiatrie. Mehr Betten für die Versorgung betagter Patientinnen und Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen entsprächen der demografischen Entwicklung, sagt Aichhorn. „Wir gehen auch davon aus, dass die 22 Betten in der Gerontopsychiatrie künftig nicht reichen werden“, sagt Aichhorn. Räumlich wird man im Neubau dem Schwerpunkt auf betagte Patienten unter anderem mit einem Demenzgarten entgegenkommen.
Die integrierte Versorgung und der Neubau seien auch für das Personal attraktiv, sagt Pflegedienstleiterin Nina Leiber. Das zeige sich bereits jetzt. „Wir sind stolz, dass wir in der allgemeinen Psychiatrie kein einziges Bett gesperrt haben.“Mit 200 Pflegekräften sei die Psychiatrie einer der größten Fachbereiche der
Salzburger Landeskliniken. In dem neuen Gebäude könne man vor allem in dem von 600 auf 1200 Quadratmeter vergrößerten Aufnahmebereich bessere Arbeitsumstände bieten. „Dort werden sechs Patienten gleichzeitig betreut. Teilweise kommen diese mit Polizeibegleitung, sind in einem psychischen Ausnahmezustand oder alkoholisiert. Künftig haben wir für jede Person eigene Kojen und getrennte Bereiche für Männer und Frauen. Die ruhigere Gesamtsituation wird auch dazu beitragen, dass sich die Patienten schneller beruhigen lassen.“
Mit dem Neubau ist die Arbeit an der psychiatrischen Versorgung im Bundesland nicht abgeschlossen. So sei ein Thema, dass Patienten lange auf einen Termin beim niedergelassenen Psychiater warten müssten, sagt Wolfgang Aichhorn. „Oft müssen wir dann nach drei Monaten einspringen, weil sich der Zustand der Patienten in der Zeit verschlechtert hat.“
Zu diesem Thema sei auch ein runder Tisch geplant, sagt Gesundheitslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP). So wird der Regionale Strukturplan Gesundheit, der unter anderem die Zahl der Kassenvertragsstellen festlegt, bald neu verhandelt. Zusätzliche Kassenstellen für Psychiatrie seien dabei sicher ein Thema, sagt Gutschi. „Die Frage ist aber auch, ob sich diese besetzen lassen.“
„Wir haben die stationären Aufnahmen um 80 Prozent reduziert.“Wolfgang Aichhorn, Primar Psychiatrie