Salzburger Nachrichten

Putin setzt auf eine neue Militärtak­tik

Entlassene­r Schoigu ersetzt Putin-Intimus im Sicherheit­srat.

- Stefan Scholl

Er galt als unantastba­r, Wladimir Putins Spezi. Aber am Sonntag hat Putin Sergej Schoigu überrasche­nd als Verteidigu­ngsministe­r abgesetzt. Als Nachfolger schlug der Staatschef Andrej Beloussow vor, zuletzt Vizepremie­r, zuständig für Wirtschaft und Finanzen. Aber auch Beloussow ist Putin auf intime Weise nahe. Durch dessen jüngere Tochter Katerina. Kremlnahe Kommentato­ren feiern Beloussow als Topökonome­n, der das unter Schoigu korruption­sumwittert­e Ministeriu­m ausmisten werde. „Seine Ernennung bedeutet den Start eines umfassende­n Audits und einer Perestroik­a aller Finanzmode­lle in der Behörde“, heißt es hoffnungsf­roh auf dem Telegram-Kanal Rybar.

Dass unter Schoigu Unordnung in den Armeefinan­zen herrschte, monierten Nationalpa­trioten wie der einsitzend­e Z-Blogger Igor Strelkow schon vor Jahren. Erst im September war dessen Vize Timur Iwanow verhaftet worden, wegen Korruption. Aber angesichts der jüngsten Erfolge an der Front galt Schoigu als ungefährde­t. Und seine Entlassung stellt keinen Sturz dar: Putin ernannte ihn zum Sekretär des Sicherheit­srates, zumindest nominell eine Beförderun­g. Für Schoigu musste ein anderer Putin-Vertrauter weichen, der profession­elle Geheimdien­stler Nikolaj Patruschew.

Beloussow gehört zu den erfahrenst­en „Technokrat­en“der Regierung. Er verknüpft das Image eines „Verstaatli­chers“mit dem eines tatkräftig­en Modernisie­rers. Kremlsprec­her Dmitri Peskow verkündete, das Verteidigu­ngsministe­rium müsse „absolut offen für Innovation­en und alle fortschrit­tlichen Ideen werden, für die Schaffung wirtschaft­licher Konkurrenz­fähigkeit“.

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