Putin setzt auf eine neue Militärtaktik
Entlassener Schoigu ersetzt Putin-Intimus im Sicherheitsrat.
Er galt als unantastbar, Wladimir Putins Spezi. Aber am Sonntag hat Putin Sergej Schoigu überraschend als Verteidigungsminister abgesetzt. Als Nachfolger schlug der Staatschef Andrej Beloussow vor, zuletzt Vizepremier, zuständig für Wirtschaft und Finanzen. Aber auch Beloussow ist Putin auf intime Weise nahe. Durch dessen jüngere Tochter Katerina. Kremlnahe Kommentatoren feiern Beloussow als Topökonomen, der das unter Schoigu korruptionsumwitterte Ministerium ausmisten werde. „Seine Ernennung bedeutet den Start eines umfassenden Audits und einer Perestroika aller Finanzmodelle in der Behörde“, heißt es hoffnungsfroh auf dem Telegram-Kanal Rybar.
Dass unter Schoigu Unordnung in den Armeefinanzen herrschte, monierten Nationalpatrioten wie der einsitzende Z-Blogger Igor Strelkow schon vor Jahren. Erst im September war dessen Vize Timur Iwanow verhaftet worden, wegen Korruption. Aber angesichts der jüngsten Erfolge an der Front galt Schoigu als ungefährdet. Und seine Entlassung stellt keinen Sturz dar: Putin ernannte ihn zum Sekretär des Sicherheitsrates, zumindest nominell eine Beförderung. Für Schoigu musste ein anderer Putin-Vertrauter weichen, der professionelle Geheimdienstler Nikolaj Patruschew.
Beloussow gehört zu den erfahrensten „Technokraten“der Regierung. Er verknüpft das Image eines „Verstaatlichers“mit dem eines tatkräftigen Modernisierers. Kremlsprecher Dmitri Peskow verkündete, das Verteidigungsministerium müsse „absolut offen für Innovationen und alle fortschrittlichen Ideen werden, für die Schaffung wirtschaftlicher Konkurrenzfähigkeit“.