Schön Selten
Über 90 Prozent der Schnittblumen sind aus dem Ausland. Neben Rosen aus Afrika und Tulpen aus Holland ist heimische Ware aber gefragt.
Tulpen gibt es für den Muttertagsstrauß heuer keine mehr, auch Märzenbecher sind nur noch wenige übrig. „Eigentlich find’ ich, es muss nicht immer alles geben“, sagt Elisabeth Lindner und zupft einige Nebentriebe von dem in zartem Gelb blühenden kräftigen Rosen-Haupttrieb. „Dafür bekommt man g’scheite Qualität.“Kundinnen und Kunden hätten fast immer Verständnis, wenn manches bereits verblüht, anderes dafür ganz frisch geschnitten sei. „Das hält dann auch länger.“Und Rosen und Gerbera tragen in den Gewächshäusern der Gärtnerei Lindner in Wals-Siezenheim rechtzeitig vor dem Muttertag bereits kräftige Blüten.
Der Salzburger Betrieb ist einer von wenigen, die noch selbst Schnittblumen anbauen. „Bei Rosen und Gerbera sind wir in Salzburg wohl die einzigen“, sagt Sohn Andreas Lindner. „Saisonale Blumen wie Tulpen oder später dann Dahlien gibt es auch bei Kollegen.“Mit zwei Geschäften im Nonntal und in Maxglan ist auch sein Bruder Sebastian mit im Familiengeschäft.
Weniger als zehn Betriebe seien es österreichweit, die noch in größerem Stil Schnittblumen anbauten, schätzt Karin Lorenzi, Geschäftsführerin des Verbands der heimischen Gärtnereien in der Landwirtschaftskammer. Ob Rosen aus Afrika oder Tulpen aus Holland, mehr als 90 Prozent der Blumen für den Muttertagsstrauß kämen aus dem Ausland. Auch übers Jahr gesehen seien weniger als zehn Prozent der Schnittblumen aus heimischer Landwirtschaft. Warum? „Energie kostet bei uns weit mehr als anderswo“, sagt Lorenzi. Zudem brauche man viele Mitarbeiter, die seien teuer – und schwer zu finden. „Sobald es um Schnittblumen geht, ist das meiste Handarbeit.“Und die ist hart: Gebücktes Arbeiten, heiß und eng im Gewächshaus, kalt, wo geschnittene Blumen gelagert werden. Und Rosen sind nun mal dornig.
Balkonblumen und Topfpflanzen seien da einfacher. Ob Geranien, Fuchsien oder Petunien, hier komme vieles aus heimischer Produktion,
sagt Lorenzi. Bei Küchenkräutern gebe es eigene landwirtschaftliche Betriebe, die sich nur darauf spezialisiert hätten. „Küchenkräuter gibt es aber auch das ganze Jahr über, nicht nur in der Saison.“
Anders als Floristen, deren Betriebe der Wirtschaftskammer zugeordnet sind, zählen Gärtnereien mit eigener Produktion zur Landwirtschaftskammer. Auch die Lehre ist eine andere. Die Zahl der Gärtner ist drastisch gesunken. Gab es vor dem EU-Beitritt noch über 1250 Zierpflanzen-Betriebe, seien es heute nur knapp über 500, sagt Lorenzi. Auch wenn man Baumschulen und Gemüsegärtner dazurechne, habe sich die Zahl der Gärtner von mehr als 2000 auf knapp über 1000 halbiert. „Zuletzt haben noch einige wegen der immens hohen Gaskosten aufgegeben“, sagt Lorenzi. Oder weil kein Nachfolger gefunden werden konnte. Generell sei zuletzt aber zu bemerken, dass die Nachfrage nach selbst gezogener Qualität bei Pflanzen wieder mehr geschätzt werde. „Die Coronazeit hat einen richtigen Boom gebracht“, sagt Lorenzi. Zudem kämen verstärkt junge Kunden, die weniger über Pflanzenbau wüssten und Beratung in der Gärtnerei schätzten.
Die Konkurrenz ist hart. Nicht nur Baumärkte buhlen um die steigende Zahl der Gartenliebhaber, auch Lebensmittelhändler und Diskonter locken mit palettenweise Pflänzchen, Kräutern und Blumensträußen. Mehr als die Hälfte des Umsatzes gehe nicht mehr an die Gärtner selbst, sondern an den Handel, schätzt Lorenzi. Wie viel dabei aus Österreich komme, sei unterschiedlich.
Ausschließlich auf Schnittblumen hat sich Stefan Wallner mit seinem Gartenbaubetrieb in Graz spezialisiert. Mit 42 Mitarbeitern produziert er in vierter Generation Blumen und macht 5,5 Mill. Euro Umsatz im Jahr. „Bei Rosen und Gerbera sind wir der größte heimische Produzent.“Verkauft wird über den Großhandel an Floristen und Gärtnereien. Eigentlich sei er nach dem frühen Tod seiner Eltern mit erst 26 Jahren quasi gezwungen gewesen, den Betrieb fortzuführen. „Solange es aber so viel Spaß macht und auch lukrativ ist, mach’ ich weiter“, sagt der heute 35-Jährige.