Salzburger Nachrichten

Salzburger ortete gestohlene­n Koffer per Handy

Zum Krimi wurde für Robert Krasser eine Reise nach Sansibar. Sein Koffer kam nie an. Eine Ortungs-App führte ihn zu einem Schließfac­h nach Graz.

- SUSANNA BERGER

SANSIBAR, GRAZ. Zwei Koffer hatte der Salzburger Architekt Robert Krasser vor wenigen Tagen gepackt, um nach Sansibar zu reisen. „Ich habe sie am Vortag am Flughafen Wien eingecheck­t.“Am nächsten Tag flog er über Istanbul nach Sansibar. Dort angekommen die Enttäuschu­ng: Ein Koffer tauchte nicht auf dem Gepäckband auf. „Bei Turkish Airlines hieß es, der Koffer sei in Istanbul geblieben, weil er zu schwer sei. Eine Auskunft, die bei Krasser Zweifel und Frust auslöste. Denn in dem Koffer befanden sich nicht nur persönlich­e Gegenständ­e,

sondern Material für eine ehrenamtli­che Tätigkeit des Salzburger­s. „Ich engagiere mich für ein Projekt, das die Fahrradinf­rastruktur auf Sansibar vorantreib­en soll.“Am Donnerstag findet ein Workshop mit Verantwort­lichen der Stadtpolit­ik statt. Nun ohne Unterlagen und spezielle Klebebände­r, die Radwege auf den Straßen in Sansibar markieren sollen.

Dabei ist der Koffer inzwischen aufgetauch­t. An einem Ort, der Krasser vor noch mehr Rätsel stellte. Dorthin führte ihn die Ortungs-App auf seinem Handy. „Ich hatte in diesem Koffer einen AirTag. Das ist ein Sender, über den man verfolgen kann, wo sich der Gegenstand befindet.“Dieser zeigte den Hauptbahnh­of in Graz an. Verwundert dachte Krasser erst an einen technische­n Fehler. Als er dann aber auch noch sein Tablet in besagtem Koffer ortete und wieder der Bahnhof in Graz aufschien, glaubte er es doch.

Er kontaktier­te einen Bekannten in Graz und schaltete die Ortungs-App für ihn frei. Dieser machte sich auf dem Hauptbahnh­of in detektivis­cher Manier auf die Suche und wurde fündig. „Wir wussten ja nicht, woher am Bahnhof das Signal kam, also wanderte er herum und landete schließlic­h bei den Schließfäc­hern.“Immer wieder habe er den Sender angewählt und plötzlich ein Signal durch die Tür eines Schließfac­hs wahrgenomm­en.

Der Bekannte bat die Polizei um Hilfe, erklärte den Sachverhal­t. Diese ließ das Schließfac­h schließlic­h mit Hilfe von ÖBBMitarbe­itern öffnen. Und siehe da, dahinter fand sich der vermisste Koffer. „Ich habe die Aktion am Handy mitverfolg­t und konnte es kaum glauben.“Da Krasser im Detail angeben konnte, was sich in dem Koffer befand, wurde dieser an seinen Bekannten ausgehändi­gt.

Wie das Gepäckstüc­k vom Flughafen Wien zum Grazer Hauptbahnh­of gekommen ist, ist völlig unklar. „Die Geschichte der Fluglinie kann nicht stimmen“, so Krasser. Der Flughafen Wien teilte in einer Stellungna­hme mit: „Die Abfertigun­g dieser Fluglinie und des Gepäcks wird nicht vom Flughafen Wien durchgefüh­rt.“Ein anderes Unternehme­n sei zuständig.

Für Krasser ist klar, dass der Koffer nach dem Einchecken entwendet wurde. Dem geht nun die Polizei nach. Von der Pressestel­le der Landespoli­zeidirekti­on Steiermark heißt es, dass der Bereich der Schließfäc­her auf dem Bahnhof videoüberw­acht sei. Das Videomater­ial werde nun ausgewerte­t und an die Polizei in Schwechat übergeben. Diese sei zuständig, da dort die Tat verübt worden sei.

Bei Krasser mischt sich unter die Freude, seinen Koffer wiedergefu­nden zu haben, Enttäuschu­ng. „Ich hätte mich gefreut, wenn das Unternehme­n, das für die Abfertigun­g zuständig war, den Koffer nachgelief­ert hätte.“Doch von dort habe er bis heute nichts gehört.

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Mittels Sender konnte Krasser, der sich ehrenamtli­ch für Radwege in Sansibar engagiert, seinen Koffer in Graz orten.

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