Salzburger ortete gestohlenen Koffer per Handy
Zum Krimi wurde für Robert Krasser eine Reise nach Sansibar. Sein Koffer kam nie an. Eine Ortungs-App führte ihn zu einem Schließfach nach Graz.
SANSIBAR, GRAZ. Zwei Koffer hatte der Salzburger Architekt Robert Krasser vor wenigen Tagen gepackt, um nach Sansibar zu reisen. „Ich habe sie am Vortag am Flughafen Wien eingecheckt.“Am nächsten Tag flog er über Istanbul nach Sansibar. Dort angekommen die Enttäuschung: Ein Koffer tauchte nicht auf dem Gepäckband auf. „Bei Turkish Airlines hieß es, der Koffer sei in Istanbul geblieben, weil er zu schwer sei. Eine Auskunft, die bei Krasser Zweifel und Frust auslöste. Denn in dem Koffer befanden sich nicht nur persönliche Gegenstände,
sondern Material für eine ehrenamtliche Tätigkeit des Salzburgers. „Ich engagiere mich für ein Projekt, das die Fahrradinfrastruktur auf Sansibar vorantreiben soll.“Am Donnerstag findet ein Workshop mit Verantwortlichen der Stadtpolitik statt. Nun ohne Unterlagen und spezielle Klebebänder, die Radwege auf den Straßen in Sansibar markieren sollen.
Dabei ist der Koffer inzwischen aufgetaucht. An einem Ort, der Krasser vor noch mehr Rätsel stellte. Dorthin führte ihn die Ortungs-App auf seinem Handy. „Ich hatte in diesem Koffer einen AirTag. Das ist ein Sender, über den man verfolgen kann, wo sich der Gegenstand befindet.“Dieser zeigte den Hauptbahnhof in Graz an. Verwundert dachte Krasser erst an einen technischen Fehler. Als er dann aber auch noch sein Tablet in besagtem Koffer ortete und wieder der Bahnhof in Graz aufschien, glaubte er es doch.
Er kontaktierte einen Bekannten in Graz und schaltete die Ortungs-App für ihn frei. Dieser machte sich auf dem Hauptbahnhof in detektivischer Manier auf die Suche und wurde fündig. „Wir wussten ja nicht, woher am Bahnhof das Signal kam, also wanderte er herum und landete schließlich bei den Schließfächern.“Immer wieder habe er den Sender angewählt und plötzlich ein Signal durch die Tür eines Schließfachs wahrgenommen.
Der Bekannte bat die Polizei um Hilfe, erklärte den Sachverhalt. Diese ließ das Schließfach schließlich mit Hilfe von ÖBBMitarbeitern öffnen. Und siehe da, dahinter fand sich der vermisste Koffer. „Ich habe die Aktion am Handy mitverfolgt und konnte es kaum glauben.“Da Krasser im Detail angeben konnte, was sich in dem Koffer befand, wurde dieser an seinen Bekannten ausgehändigt.
Wie das Gepäckstück vom Flughafen Wien zum Grazer Hauptbahnhof gekommen ist, ist völlig unklar. „Die Geschichte der Fluglinie kann nicht stimmen“, so Krasser. Der Flughafen Wien teilte in einer Stellungnahme mit: „Die Abfertigung dieser Fluglinie und des Gepäcks wird nicht vom Flughafen Wien durchgeführt.“Ein anderes Unternehmen sei zuständig.
Für Krasser ist klar, dass der Koffer nach dem Einchecken entwendet wurde. Dem geht nun die Polizei nach. Von der Pressestelle der Landespolizeidirektion Steiermark heißt es, dass der Bereich der Schließfächer auf dem Bahnhof videoüberwacht sei. Das Videomaterial werde nun ausgewertet und an die Polizei in Schwechat übergeben. Diese sei zuständig, da dort die Tat verübt worden sei.
Bei Krasser mischt sich unter die Freude, seinen Koffer wiedergefunden zu haben, Enttäuschung. „Ich hätte mich gefreut, wenn das Unternehmen, das für die Abfertigung zuständig war, den Koffer nachgeliefert hätte.“Doch von dort habe er bis heute nichts gehört.