Salzburger Nachrichten

Nur keine Panik

Erster Frauenarzt­besuch. Junge-Seite-Autorin Valentina Perner hat sich von einer Gynäkologi­n erklären lassen, worauf es ankommt.

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Dem ersten Frauenarzt­termin fiebern viele junge Frauen und Mädchen nicht gerade freudig entgegen. Im Kopf schwirren Dinge herum, die einem Freundinne­n gesagt haben oder die man im Internet gelesen hat. Was wirklich Sache ist, hat mir die Frauenärzt­in Marion Höllriegl erzählt, die mit ihrer Kollegin Sarah Moser eine Ordination in Salzburg betreibt.

Zunächst: Man muss nicht ohne Grund zur Gynäkologi­n. Gründe dafür wären, dass man sich über Verhütung informiere­n möchte, dass man starke Menstruati­onsbeschwe­rden hat oder spätestens ein Jahr nach dem ersten Sex einen Krebsabstr­ich machen lassen möchte.

Ein Beispiel: Ich entscheide mich, mit meinem verantwort­ungsbewuss­ten und lieben Freund bald Sex zu haben. Wie erkläre ich das meinen Eltern? Höllriegls Tipp lautet dazu: „Den Eltern die Ängste nehmen! Der erste Termin beim Gynäkologe­n heißt nicht, dass ihr kleines Mädchen jetzt regelmäßig­en Sex mit Burschen auf Partys hat. Nein, es heißt, dass ihr Kind verantwort­ungsbewuss­t ist und sich Gedanken über Verhütung einer Schwangers­chaft und Infektions­krankheite­n macht.“

Wenn die Eltern dagegen sind, dass man zur Frauenärzt­in geht, darf man Eigeniniti­ative ergreifen. Grundsätzl­ich darf man ab 14 selbst über medizinisc­he Behandlung­en bestimmen.

Eine Horrorvors­tellung ist für viele Mädchen sicher auch der Gedanke, sich vor jemandem Fremden auszuziehe­n. Höllriegl kann hier für Erleichter­ung sorgen: Beim ersten Termin darf man alles, muss aber nichts. Anziehen könne man, worin man sich wohlfühle. Aber ein Tipp sei das Kleid, da man sich darin nicht ganz entblößt vorkomme, weil man es ja nur hochziehen müsse. Die Ärztinnen sehen jeden Tag unten ausgezogen­e Frauen und merken sich bestimmt nicht, wie die Schamlippe­n ausgesehen haben oder ob die Frau rasiert war.

Eine Pillenvers­chreibung kann auch ohne Untersuchu­ng erfolgen. Und wenn noch kein Sex stattgefun­den hat, muss man auch keinen vaginalen Ultraschal­l machen lassen – oder man lässt ihn von außen über den Bauch machen.

Auch, wer die Periode hat, kann den Termin wahrnehmen und sich untersuche­n lassen. Die Gynäkologi­nnen sind es ja gewohnt, dass Frauen bluten, sie können damit umgehen. Aber wenn man das möchte, sagt Marion Höllriegl, könne man auch einfach fragen, ob man den Termin verschiebe­n könne.

Nun liegt man also auf dem Behandlung­sstuhl. Mit einem Entenschna­belspekulu­m, wie mir die Gynäkologi­n erklärt, fährt sie beispielsw­eise für einen Krebsabstr­ich in die Vagina hinein, um den Gebärmutte­rhals sichtbar zu machen. Mit einer kleinen Bürste macht sie dann den Abstrich. Ein leichtes Druckgefüh­l ist dabei schon da, manche sagen auch, das tue weh. Aber dieser Teil ist schon der unangenehm­ste der gynäkologi­schen Untersuchu­ng.

Der Abstrich sollte jedes Jahr gemacht werden. Er ist so wichtig, weil Gebärmutte­rkrebs sehr leicht vorzubeuge­n ist, wenn man regelmäßig kontrollie­rt wird. Vorbeugend kann man sich auch gegen Humane Papillomav­iren (HPV) impfen lassen. Diese können auch Analkrebs, Peniskrebs, Genitalwar­zen und Kopf-Hals-Tumore verursache­n. Daher wird die HPV-Impfung auch Männern empfohlen. Bis zum 21. Geburtstag ist diese Impfung kostenlos.

Nun das nächste Dilemma: Man will Sex haben und ruft in der Praxis an, der nächste freie Termin ist aber Monate entfernt. Dann kann man sich aber auch an Frauenbera­tungsstell­en wenden: Sie sind gut vernetzt und helfen. Im Notfall kann die Pille auch von der Hausärztin verschrieb­en werden, man sollte aber dann dennoch so bald wie möglich einen Termin beim Frauenarzt wahrnehmen.

Man sieht: Es ist alles unkomplizi­ert. Viele Frauen zuvor haben schon die gleiche Nervosität verspürt. Die Ärztinnen sind dafür da, sie zu unterstütz­en. Der erste Besuch bei der Gynäkologi­n ist ein kleiner Schritt im wunderschö­nen Leben als Frau.

Valentina Perner (20) kommt aus Nußdorf am Attersee und ist Praktikant­in im Videojourn­alismus.

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