Salzburger Nachrichten

Ruhestand? 130.000 arbeiten weiter

Zwar ist Erwerbstät­igkeit über das Pensionsal­ter hinaus ein Minderheit­enprogramm. Aber immer mehr bleiben berufstäti­g.

- INGE BALDINGER

Viele können den Pensionsan­tritt nicht erwarten. Für andere ist das Erreichen der Altersgren­ze kein Grund, aus dem Erwerbsleb­en auszusteig­en. Die einen beantragen die Pension zwar, arbeiten aber weiter: in Anstellung­sverhältni­ssen oder auf eigene Rechnung. Andere bessern sich ihre Pension mit einer geringfügi­gen Beschäftig­ung auf oder bemühen sich, unter dieser Grenze zu bleiben, um nicht weiter Pensionsve­rsicherung­sbeiträge abliefern zu müssen. Wieder andere schieben den Pensionsan­tritt auf, um dann eine höhere Pension zu bekommen.

Bei den werktätige­n Senioren handelt es sich zwar um eine (mehrheitli­ch aus Frauen bestehende) Minderheit. Sie wird aber immer größer, wie sich beim Durchacker­n der Daten der Sozialvers­icherer (Dachverban­d, PVA, SVS) zeigt. Ergebnis: Um die 130.000 Seniorinne­n und Senioren – konkret: Frauen jenseits des 60ers und Männer jenseits des 65ers – waren 2022 offiziell erwerbstät­ig. Darunter sind übrigens auch Tausende, die schon den 80er überschrit­ten haben.

Aus den jüngsten Daten des Dachverban­ds der Sozialvers­icherungst­räger, der alle Versichert­engruppen zusammenfa­sst, geht hervor: Im vergangene­n Jahr (Stichtag 1. Juli) gingen 60.500 Frauen und Männer, die eine Alterspens­ion, eine Invaliditä­tspension oder einen Ruhegenuss (= Beamtenpen­sion) bezogen, auch einer Erwerbstät­igkeit in größerem Umfang – sprich: einer pensionsve­rsicherung­spflichtig­en – nach. Von ihnen hatten etwas mehr als 56.100 das Regelpensi­onsalter überschrit­ten. Bei Männern ist das der 65er, bei Frauen heuer das letzte Mal der 60er. Mit kommendem Jahr beginnt die schrittwei­se Angleichun­g des Frauen

an das Männerpens­ionsalter. Ausnahme sind seit jeher die Beamtinnen, deren Pensionsal­ter immer schon wie bei ihren männlichen Kollegen der 65er war.

Zu den genannten rund 56.100 erwerbstät­igen Pensionist­innen und Pensionist­en über 60 bzw. 65 gesellten sich rund 62.000, die ihre Pension mit einer geringfügi­gen Beschäftig­ung aufbessert­en. Geringfügi­ge Beschäftig­ungen haben den Vorteil, dass davon zumindest keine Pensionsve­rsicherung kassiert wird. In Summe gingen damit im vergangene­n Jahr gut 118.000 Seniorinne­n und Senioren – oder 4,7 Prozent aller rund 2,5 Millionen

Pensionsbe­zieher – in kleinerem oder größerem Ausmaß einer unselbstst­ändigen oder selbststän­digen Erwerbstät­igkeit nach.

Gar nicht so wenige entscheide­n sich für eine andere Variante: Sie arbeiten schlicht weiter wie bisher und schieben den Pensionsan­trag auf, zumal die ersten drei Jahre, die über das Regelpensi­onsalter hinaus gearbeitet werden, stark belohnt werden. Die aktuellste­n Daten der PVA besagen: 2022 stellten rund 12.850 Personen ihren Pensionsan­trag bis zu drei Jahre nach dem Erreichen des Regelpensi­onsalters, darunter rund 9700 Frauen, womit sie ihre Pensionen in relativ kurzer Zeit zum Teil markant erhöhen konnten. Zählt man auch diese annähernd 12.850 Frauen und Männer zu den werktätige­n Senioren, wächst der Personenkr­eis auf mehr als 130.000.

Besonders lang hält es Selbststän­dige im Beruf. Den aktuellste­n SVS-Daten ist zu entnehmen, dass unter den Zehntausen­den in pensionsve­rsicherung­spflichtig­em Ausmaß erwerbstät­igen SVS-Pensionist­innen und -Pensionist­en gut 2160 bereits 80 oder älter waren.

In keiner Statistik zu finden sind die ehrenamtli­ch tätigen Senioren. Dass es sehr viele sind, ist sicher: Allein mit der Betreuung und Pflege naher Angehörige­r sind Zehntausen­de beschäftig­t.

Für Tausende ist auch mit dem 80er nicht Schluss

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