In der Holzindustrie ist der Wurm drin
Die eingebrochene Bautätigkeit macht der Holzwirtschaft zu schaffen. Mit Maßnahmen wie erneuter Kurzarbeit will sie die Krise durchtauchen.
Die österreichische Holzindustrie kann auf ein erfolgreiches Jahr 2022 zurückblicken, aber der Ausblick ist durchwachsen. Der wichtigste Grund dafür ist die große Zurückhaltung beim Bauen, teilte der Fachverband (FV) der Holzindustrie Österreichs am Dienstag mit. Seit Mitte 2022 habe die Nachfrage deutlich nachgelassen.
So seien im Vorjahr um 23 Prozent weniger Wohnungen zum Bau genehmigt worden, sagt der stellvertretende FV-Obmann Erlfried
Taurer. „Wir stellen uns auf eine längere Flaute der Bauwirtschaft ein.“Das bestätigen die ersten Monate des laufenden Jahres. „Es gibt heuer keine Frühjahrsbelebung, weder von der heimischen Baukonjunktur noch von den Überseemärkten.“Damit sei klar: „2023 wird kein Jubeljahr werden.“
Dabei hatte man das vergangene Jahr noch gut gemeistert. Die knapp 1300 Mitgliedsbetriebe mit gut 28.000 Beschäftigten hätten Waren im Wert von 11,45 Mrd. Euro abgesetzt, im Vergleich zum Jahr davor ein Plus von 13 Prozent. Der Außenhandelsüberschuss der Holzindustrie erhöhte sich um 11 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro – fast ein Zehntel des gesamten Handelsbilanzdefizits (19,6 Mrd. Euro). Nach fast zehn Prozent plus beim Holzeinschlag stieg der Inlandsanteil beim verarbeiteten Holz laut FV-Obmann Herbert Jöbstl auf über 60 Prozent.
Angesichts der Flaute müssen die Betriebe Kapazitäten zurückfahren. Begonnen wird mit einem Abbau von Überstunden und Urlauben. Stellenkürzungen will man so lange wie möglich vermeiden und man pocht auf neuerliche Kurzarbeit.
Trotz der Eintrübung sei die Erfolgsgeschichte Holz intakt, sagt Taurer.
Zur Stützung der Branche fordert die Holzindustrie einen „Sanierungsturbo“, eine Verlängerung des bis 2027 laufenden Waldfonds sowie eine Überarbeitung des Green Deal der EU. Dieser schränke die Nutzung der nachhaltigen und erneuerbaren Ressource Holz unhaltbar und unangemessen ein. Außerdem sollte die verpflichtende Beförderung von Altholz per Bahn fallen. Die doppelt so hohen Kosten machten den Transport unattraktiv, daher werde auf Frischholz ausgewichen. „Altholz ist kein Abfall, sondern ein wertvoller Rohstoff.“