Bei Rammstein bleibt die „Reihe null“leer
Nach Vorwürfen mehrerer Frauen gegen Sänger Till Lindemann wird Sicherheit bei Konzerten in München auch zum politischen Thema.
Die Shows sind ausverkauft: Vier Mal in Folge wird die deutsche Band Rammstein diese Woche das Münchner Olympiastadion füllen, das bei Großveranstaltungen Platz für bis zu 72.000 Besucherinnen und Besucher bietet. Der Bereich unmittelbar vor der Bühne dürfte beim ersten Konzert an diesem Mittwoch und auch bei den Folgeshows am Donnerstag, Samstag und Sonntag leer bleiben.
Nachdem Till Lindemann, der 60-jährige Sänger der BrachialBand, mit Vorwürfen mehrerer Frauen konfrontiert worden ist, werde es in München für Fans keinen Zutritt zur sogenannten „Row Zero“(Reihe null) geben, berichteten deutsche Medien. Auch die After-Show-Party habe der Veranstalter Propeller Music gestrichen.
Die „Row Zero“, eine nur auf Einladung zugängliche Zone direkt vor der Bühne, spielt bei den Vorwürfen gegen Lindemann eine zentrale Rolle, die der Sender NDR und die „Süddeutsche Zeitung“(SZ) in einer gemeinsamen Recherche veröffentlicht hatten. Immer wieder würden junge Frauen von Personen aus Lindemanns Umfeld gezielt etwa über
Instagram angesprochen und in die VIP-Zone sowie zu Treffen mit Lindemann vor und nach Konzerten eingeladen. Auch Instruktionen, wie sie sich schminken und anziehen sollen, seien Teil der Einladung.
Eine Irin, die bei einem Rammstein-Konzert im Mai in Vilnius für ein persönliches Treffen mit dem Frontmann ausgewählt wurde, berichtete, der Sänger habe ihr Alkohol angeboten und sei davon ausgegangen, dass sie in einer Konzertpause Sex mit ihm haben wolle. Nachdem sie abgelehnt habe, sei er aggressiv geworden, hieß es in dem SZ-Bericht. Dann habe ihre Erinnerung immer wieder ausgesetzt. Mehrere Frauen gaben ähnliche Erfahrungen zu Protokoll.
Am Dienstag machte auch die 21-jährige deutsche YouTuberin Kayla Shyx ihre Erfahrungen mit Backstage-Einladungen bei einem Rammstein-Konzert 2022 in Berlin öffentlich: Eine Mitarbeiterin suche junge Frauen für Rammstein-Partys aus, berichtete sie. Dass es bei den Einladungen um Sex mit Lindemann gehe, werde ihnen verschwiegen. Nach dem Besuch der „Row Zero“sei auch Shyx zur After-Show-Party gebeten worden, mit mehreren jungen Frauen sei sie allerdings in einen eigenen Raum gebracht und aufgefordert worden, das Handy abzugeben. Als sie den Raum verlassen wollte, sei ihr auch der Zutritt zur offiziellen Party verwehrt worden. Shyx habe im Austausch mit anderen Frauen viele Erfahrungsberichte gesammelt.
Während die Band in einer Instagram-Nachricht „jede Art von Übergriffigkeit“verurteilte, lösten die Vorwürfe in München eine politische Debatte über die Sicherheit bei Konzerten aus. Drei Stadtratsfraktionen (Grüne, ÖDP und Linke) haben einen entsprechenden Antrag eingebracht. Dieser sieht unter anderem vor, mehr sichere Plätze bei Konzerten zu schaffen. Auch solle geprüft werden, ob eine FanReihe vor der Absperrung an der Bühne künftig generell verboten werden könne.
Video von Influencerin Shyx schlägt Wellen