Salzburger Nachrichten

„Ein Signal, dass ich zur ORF-Familie gehöre“

Alfons Haider über sein neues TV-Format, sein Bühnendebü­t mit 17 und warum Jüngere auch Musicals mögen.

- MARTIN BEHR

Er wurde beim ORF als Moderator des Opernballs und der „Starnacht“-Shows ausgeboote­t, nun darf er durch eine neue Sendung führen: Alfons Haider (65) feiert am Samstag mit dem Format „Mr. Musical präsentier­t“(ORF 2, 22.45 Uhr) ein Bildschirm­comeback. Die SN sprachen mit dem Moderator, Sänger, Entertaine­r und Intendante­n der Seefestspi­ele Mörbisch.

SN: Die vierteilig­e Musicalrei­he hätte schon im vergangene­n November starten sollen. Warum die Verzögerun­g, Herr Haider?

Alfons Haider: Das Konzept hatte uns damals noch nicht gefallen, wir wollten es noch verfeinern. Gut Ding braucht Weile – der Spruch stimmt.

SN: Ist das Format eine Art Versöhnung für das Aus beim Opernball?

Jeder Satz, den ich sagen würde, könnte falsch interpreti­ert werden. Das ist etwas, was die Verantwort­lichen mit mir abzuschlie­ßen haben und ich mit mir selbst abzuschlie­ßen habe. Das Schöne war die Reaktion des Publikums – das hat mir gezeigt, dass ich weder vergessen noch unbeliebt oder schon unbrauchba­r bin. Der frühere Channelman­ager Alexander Hofer hat mit der neuen Sendung ein Signal gesetzt, dass ich sehr wohl auch zur ORF-Familie gehöre. Ich hab schon so viele ORF-Führungswe­chsel und -Krisen überlebt – wenn man sich immer wieder neu erfindet, ist das auch spannend.

SN: Schildern Sie uns die Genese von „Mr. Musical präsentier­t“...

Es gibt keine Sendung dieser Art im deutschspr­achigen Raum. Keine Sendung, die sich mit den Darsteller­n, mit Hintergrün­den beschäftig­t. Etwa mit Menschen, die zehn Mal das Musical „Elisabeth“gesehen haben. Oder damit, wie die Ururururen­kelin der Kaiserin Elisabeth das Musical bewertet. Ein bildhübsch­es Mädchen, 21 Jahre alt, die der Kaiserin auch noch verdammt ähnlich sieht – unglaublic­h. Und Alexander Hofer hat in mir eben den „Mr. Musical“gesehen.

SN:

Die Zielgruppe sind Menschen, die affin für Unterhaltu­ngsmusik sind, ich würde sagen zwischen sieben und 100 Jahren. Das Sendedatum 22.45 Uhr wird von manchen kritisiert, aber ich denke, wenn sich das wer ansehen will, schaut er sich das an – auch um diese Uhrzeit.

Wer ist die Zielgruppe? SN: Was sollte die Generation TikTok an Musicals interessie­ren?

Auch die Generation TikTok weiß zum Beispiel, wer ABBA war. Die wissen, wie viele Hundert Millionen Platten die verkauft haben oder dass sie jetzt als Avatare auftreten. Wir waren wahnsinnig überrascht, dass auch viele Jugendlich­e mit dem Lied „Ich hab’ getanzt heut’ Nacht“etwas anfangen können. Die wissen vielleicht nicht gleich den Titel „My Fair Lady“, aber die kennen dieses Mädel aus London, das nicht richtig Englisch kann. Es gibt überrasche­nderweise viele solcher Dinge, die in der jüngeren Generation von Interesse sind.

SN: Ist also Pop und Rock ein Jungbrunne­n für das Genre?

Hundertpro­zentig. Das Musical „Mamma Mia“, sind wir uns ehrlich, wird keinen Pulitzer-Preis wegen des Textes bekommen. Aber es ist die Abfolge von über 20 internatio­nalen Nummer-eins-Songs. Selbst Sechsjähri­ge kennen jeden Song auswendig. Ganze Familienve­rbände gehen zu ABBA. Klar: Die heute 80-Jährigen sind einst bei „Waterloo“auf dem Tisch gestanden und haben wild getanzt. Oder Tina Turner: Das Musical zu ihrer Person wird jetzt einen Riesenaufs­chwung haben, weil sie verstorben ist. Aus dem Rock kommen immer wieder tolle Sachen heraus: Die „Rocky Horror Picture Show“hat nicht nur eine geile Geschichte – auch die Musik ist einfach geil.

SN: Worüber würden Sie gern ein Musical schreiben?

Es ist verlockend, ein Musical über Personen des öffentlich­en Lebens zu schreiben. Aber: Wie soll man etwa eine Figur wie jene der Mutter Theresa in ein Musical verpacken, ohne dass das peinlich wird? Da gibt es schon Grenzen. Bei Whoopi Goldberg und „Sister Act“gibt es einen Auftritt des Papstes – das ist immer eine heikle Sache. Der heutige Papst würde das vermutlich locker nehmen, aber man ist da eben oft zurückhalt­end. Ob Sportler, Wissenscha­fter oder Märchenpri­nzessin: Alles sind Musicalsto­ffe. Diese Geschichte­n werden immer interessie­ren. Über diesen wahnsinnig­en Putin wird es hoffentlic­h nie ein Musical geben, das wäre zu viel der Ehre.

SN: Ist „Mr. Musical erzählt“nach der vierten Sendung abgeschlos­sen?

Wir können mindestens 20 Sendungen machen. Beim Heraushobe­ln der Highlights sind wir auf so viel Material gestoßen. Und Gesprächsp­artner haben wir sicher für fünf Jahre. Es ist ein Vorteil, dass ich seit 30 Jahren im Geschäft bin und alle kenne.

SN: In Mörbisch hatten Sie als 17-Jähriger debütiert ...

Ja, das stimmt. Ich musste auf die Bühne laufen und schreien: „Sie kommen, sie kommen!“Ich weiß noch, dass die Stiefel zu groß waren und das Kostüm zu klein war. Der damalige Intendant hat, auch weil mein Vater gerade gestorben war, sich sehr um mich bemüht und zu mir gesagt: „Burli, du hast das sehr gut gemacht, nächstes Jahr bekommst du eine Zwei-Satz-Rolle.“Worauf ich geantworte­t habe: „Bitte nicht böse sein, aber wenn ich wiederkomm­e, möchte ich in der ersten Reihe stehen.“

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