Uniklinikum holt für die Pflege 30 Kräfte aus Kolumbien
Die Anerkennung der Ausbildung ausländischer Kräfte ist problematisch. Das Ministerium kündigte Erleichterungen an. Den SALK fehlen 200 Kräfte.
Mit großem Interesse verfolgte Franziska Moser, Pflegedirektorin des Salzburger Uniklinikums, in der Vorwoche die Präsentation der Pläne zur nächsten Pflegereform der Bundesregierung. Besonders die Ankündigung, Nostrifizierungen von Zeugnissen ausländischer Fachkräfte zu erleichtern, war spannend. „Leider kennen wir bis jetzt keine Details“, sagt Moser.
Wie schwierig es ist, die Ausbildung ausländischer Fachkräfte anzuerkennen, muss das Uniklinikum angesichts eines aktuellen Projektes erneut erfahren. Ende des Jahres sollen 30 Pflegerinnen aus Kolumbien nach Salzburg geholt werden. Dazu arbeiten die Landeskliniken mit einer Agentur zusammen, die in den entsprechenden Ländern Kontakte knüpft.
Kolumbien oder etwa die Philippinen seien für die Rekrutierung ausländischer Kräfte besser geeignet als das angrenzende EUAusland, sagt Franziska Moser. „Dort gibt es wie bei uns einen Pflegemangel. Das ist nicht zuletzt ethisch problematisch.“Würde man diesen Ländern gezielt die Kräfte abwerben, fehlten sie vor Ort.
Bei Kolumbien oder den Philippinen sei das anders. Dort sei die Alterspyramide eine andere als in Europa, es gebe genug junge Fachkräfte. Die bürokratischen Hürden für die Anstellung aus Nicht-EU-Ländern sind dafür umso größer.
Bei den 30 Pflegerinnen aus Kolumbien bedeutet das für das Uniklinikum, dass diese erst eine zweijährige Übergangszeit absolvieren müssen. Dabei müssen einige ergänzende Ausbildungen absolviert werden. „Und danach dürfen sie lediglich als Pflegefachassistenz arbeiten, obwohl sie alle einen Bachelor-Universitätsabschluss haben.“In Kolumbien beträgt die entsprechende Ausbildungsdauer sogar vier Jahre, in Österreich benötigt man für den Bachelorabschluss nur drei. Trotzdem dürfen die kolumbianischen Kräfte nur in Funktionen arbeiten, für die in Österreich lediglich eine zweijährige Ausbildung
nötig ist. Zusätzlich ist das nötige B2-Deutsch-Niveau für viele eine weitere große Hürde.
Franziska Moser würde sich einen anderen Weg wünschen. „Die Kolumbianerinnen sind fachlich top. Wir sollten sie wie Diplomkräfte bei uns arbeiten lassen und uns auf die sprachliche Integration fokussieren.“
Probleme mit Nostrifizierungen haben auch andere Träger, die viele Pflegekräfte benötigen. Die städtischen Seniorenwohnheime würden seit einem Jahr versuchen, drei diplomierte Pflegerinnen aus Indien zu nostrifizieren, sagt Amtsleiter Christoph Baumgärtner. „Die Kolleginnen arbeiten dort im Spital auf der Intensivstation. Aber außerhalb der Arbeitsstätte haben sie aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur niedrigsten Kaste mit massiven Anfeindungen zu kämpfen.“Für so gut ausgebildete Kräfte sei es oft belastend, in Österreich nicht im gehobenen Pflegedienst arbeiten zu dürfen, sagt Baumgärtner. Er habe von privaten Pflegeträgern gehört, die ebenfalls Personen aus Mittelamerika rekrutiert hätten. Diese seien dann wieder in die Heimat zurückgegangen, weil sie frustriert waren, nicht entsprechend ihrer Ausbildung arbeiten zu dürfen.
Der Bedarf an ausländischen Fachkräften ist bei den Landeskliniken jedenfalls groß. Pflegedirektorin Franziska Moser sagt, sie könnte im Uniklinikum sofort 200 Kräfte einstellen. Bei den SALK sind derzeit 19 Prozent der Kräfte älter als 55 Jahre: 1300 werden also in den nächsten zehn Jahren in Pension gehen.
„Sie sind fachlich top, dürfen nicht im gehobenen Dienst arbeiten.“Franziska Moser, Pflegedirektorin (Bild: SN/RATZER)