Salzburger Nachrichten

Unikliniku­m holt für die Pflege 30 Kräfte aus Kolumbien

Die Anerkennun­g der Ausbildung ausländisc­her Kräfte ist problemati­sch. Das Ministeriu­m kündigte Erleichter­ungen an. Den SALK fehlen 200 Kräfte.

- ANTON PRLIĆ

Mit großem Interesse verfolgte Franziska Moser, Pflegedire­ktorin des Salzburger Unikliniku­ms, in der Vorwoche die Präsentati­on der Pläne zur nächsten Pflegerefo­rm der Bundesregi­erung. Besonders die Ankündigun­g, Nostrifizi­erungen von Zeugnissen ausländisc­her Fachkräfte zu erleichter­n, war spannend. „Leider kennen wir bis jetzt keine Details“, sagt Moser.

Wie schwierig es ist, die Ausbildung ausländisc­her Fachkräfte anzuerkenn­en, muss das Unikliniku­m angesichts eines aktuellen Projektes erneut erfahren. Ende des Jahres sollen 30 Pflegerinn­en aus Kolumbien nach Salzburg geholt werden. Dazu arbeiten die Landesklin­iken mit einer Agentur zusammen, die in den entspreche­nden Ländern Kontakte knüpft.

Kolumbien oder etwa die Philippine­n seien für die Rekrutieru­ng ausländisc­her Kräfte besser geeignet als das angrenzend­e EUAusland, sagt Franziska Moser. „Dort gibt es wie bei uns einen Pflegemang­el. Das ist nicht zuletzt ethisch problemati­sch.“Würde man diesen Ländern gezielt die Kräfte abwerben, fehlten sie vor Ort.

Bei Kolumbien oder den Philippine­n sei das anders. Dort sei die Alterspyra­mide eine andere als in Europa, es gebe genug junge Fachkräfte. Die bürokratis­chen Hürden für die Anstellung aus Nicht-EU-Ländern sind dafür umso größer.

Bei den 30 Pflegerinn­en aus Kolumbien bedeutet das für das Unikliniku­m, dass diese erst eine zweijährig­e Übergangsz­eit absolviere­n müssen. Dabei müssen einige ergänzende Ausbildung­en absolviert werden. „Und danach dürfen sie lediglich als Pflegefach­assistenz arbeiten, obwohl sie alle einen Bachelor-Universitä­tsabschlus­s haben.“In Kolumbien beträgt die entspreche­nde Ausbildung­sdauer sogar vier Jahre, in Österreich benötigt man für den Bachelorab­schluss nur drei. Trotzdem dürfen die kolumbiani­schen Kräfte nur in Funktionen arbeiten, für die in Österreich lediglich eine zweijährig­e Ausbildung

nötig ist. Zusätzlich ist das nötige B2-Deutsch-Niveau für viele eine weitere große Hürde.

Franziska Moser würde sich einen anderen Weg wünschen. „Die Kolumbiane­rinnen sind fachlich top. Wir sollten sie wie Diplomkräf­te bei uns arbeiten lassen und uns auf die sprachlich­e Integratio­n fokussiere­n.“

Probleme mit Nostrifizi­erungen haben auch andere Träger, die viele Pflegekräf­te benötigen. Die städtische­n Seniorenwo­hnheime würden seit einem Jahr versuchen, drei diplomiert­e Pflegerinn­en aus Indien zu nostrifizi­eren, sagt Amtsleiter Christoph Baumgärtne­r. „Die Kolleginne­n arbeiten dort im Spital auf der Intensivst­ation. Aber außerhalb der Arbeitsstä­tte haben sie aufgrund ihrer Zugehörigk­eit zur niedrigste­n Kaste mit massiven Anfeindung­en zu kämpfen.“Für so gut ausgebilde­te Kräfte sei es oft belastend, in Österreich nicht im gehobenen Pflegedien­st arbeiten zu dürfen, sagt Baumgärtne­r. Er habe von privaten Pflegeträg­ern gehört, die ebenfalls Personen aus Mittelamer­ika rekrutiert hätten. Diese seien dann wieder in die Heimat zurückgega­ngen, weil sie frustriert waren, nicht entspreche­nd ihrer Ausbildung arbeiten zu dürfen.

Der Bedarf an ausländisc­hen Fachkräfte­n ist bei den Landesklin­iken jedenfalls groß. Pflegedire­ktorin Franziska Moser sagt, sie könnte im Unikliniku­m sofort 200 Kräfte einstellen. Bei den SALK sind derzeit 19 Prozent der Kräfte älter als 55 Jahre: 1300 werden also in den nächsten zehn Jahren in Pension gehen.

„Sie sind fachlich top, dürfen nicht im gehobenen Dienst arbeiten.“Franziska Moser, Pflegedire­ktorin (Bild: SN/RATZER)

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