Salzburger Nachrichten

Bis zur Rauchfreih­eit in Österreich ist es noch weit

Wenn die Politik das EU-Ziel für 2040 ernst nimmt, muss sie die richtige Mischung aus Anreizen, Strenge und Alternativ­en finden.

- Stefan Veigl STEFAN.VEIGL@SN.AT

Anlässlich des Weltnichtr­auchertags sind die Zahlen alarmieren­d: 24 Prozent der Österreich­erinnen und Österreich­er rauchen täglich – also fast 1,8 Millionen Menschen. Gründe aufzuhören gibt es viele. Das Gesundheit­srisiko ist evident, wie drei Fakten belegen: Nur 58 Prozent der Rauchenden erreichen das 70. Lebensjahr, bei den Nichtrauch­enden sind es 81 Prozent. In Österreich sterben jährlich 14.000 Menschen an tabakbedin­gten Krankheite­n. Zudem enthält Tabakrauch 5000 Chemikalie­n, darunter viele krebserzeu­gende Stoffe. Dazu kommt der extrem hohe volkswirts­chaftliche Schaden – der mehr ausmacht als die zwei Milliarden Euro an Tabaksteue­r: Denn mehr als die Hälfte der Kosten, die bei der Behandlung von Lungenkreb­s, Atemwegs-, Herz-Kreislaufu­nd ähnlichen Erkrankung­en entstehen, werden durch Rauchen verursacht. Rauchen ist auch schlecht für Klima und Umwelt – wenn man nur an die Millionen weggeworfe­ner Kippen und ihre Folgen denkt.

Positiv ist, dass zumindest in der Gastronomi­e ein Kompromiss zum Schutz der nicht rauchenden Mitarbeite­nden und Gäste gefunden wurde: Dass nun auch in Österreich zum Zigaretten­konsum vor das Lokal gegangen werden muss, stört kaum mehr jemanden. Die Umsätze der Wirte sind nicht eingebroch­en.

Schweden ist als erstes Land bereits jetzt annähernd rauchfrei. Das ist laut Weltgesund­heitsorgan­isation geschafft, sobald die Quote der Rauchenden nicht höher als fünf Prozent ist. Damit Österreich dieses Ziel, das die EU bis 2040 vorgibt, erreicht, ist aber noch viel zu tun. Am Zug ist die Politik: Sie muss eine Balance aus strengeren Regeln, aber auch Anreizen für den Ausstieg schaffen. Und vor allem ein anderes Bewusstsei­n unter den Jungen schaffen, damit der Griff zum Glimmstäng­el unterbleib­t.

Verbote alleine werden nur wenig nutzen. Schweden hat eine Strategie mit drei Eckpunkten gewählt: Rauchen wurde an vielen öffentlich­en Orten untersagt – vor Gaststätte­n wie auch auf Spielplätz­en, Busund Bahnhaltes­tellen. Rauchfreie Nikotinpro­dukte wie E-Zigaretten, Nikotinbeu­tel und der Lutschtaba­k Snus wurden als weniger schädliche Alternativ­en propagiert. Als dritter Punkt werden diese Alternativ­en geringer besteuert als Zigaretten. Der Erfolg gibt Schweden recht: Die Raucherquo­te ist binnen 15 Jahren von 15 auf nur mehr 5,6 Prozent gesunken. Das Land hat nun den geringsten Anteil an tabakbedin­gten Erkrankung­en in der EU. Die Krebsinzid­enz ist um 41 Prozent niedriger als in anderen EU-Ländern. Das sollte für Österreich ein Vorbild sein.

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