Bis zur Rauchfreiheit in Österreich ist es noch weit
Wenn die Politik das EU-Ziel für 2040 ernst nimmt, muss sie die richtige Mischung aus Anreizen, Strenge und Alternativen finden.
Anlässlich des Weltnichtrauchertags sind die Zahlen alarmierend: 24 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher rauchen täglich – also fast 1,8 Millionen Menschen. Gründe aufzuhören gibt es viele. Das Gesundheitsrisiko ist evident, wie drei Fakten belegen: Nur 58 Prozent der Rauchenden erreichen das 70. Lebensjahr, bei den Nichtrauchenden sind es 81 Prozent. In Österreich sterben jährlich 14.000 Menschen an tabakbedingten Krankheiten. Zudem enthält Tabakrauch 5000 Chemikalien, darunter viele krebserzeugende Stoffe. Dazu kommt der extrem hohe volkswirtschaftliche Schaden – der mehr ausmacht als die zwei Milliarden Euro an Tabaksteuer: Denn mehr als die Hälfte der Kosten, die bei der Behandlung von Lungenkrebs, Atemwegs-, Herz-Kreislaufund ähnlichen Erkrankungen entstehen, werden durch Rauchen verursacht. Rauchen ist auch schlecht für Klima und Umwelt – wenn man nur an die Millionen weggeworfener Kippen und ihre Folgen denkt.
Positiv ist, dass zumindest in der Gastronomie ein Kompromiss zum Schutz der nicht rauchenden Mitarbeitenden und Gäste gefunden wurde: Dass nun auch in Österreich zum Zigarettenkonsum vor das Lokal gegangen werden muss, stört kaum mehr jemanden. Die Umsätze der Wirte sind nicht eingebrochen.
Schweden ist als erstes Land bereits jetzt annähernd rauchfrei. Das ist laut Weltgesundheitsorganisation geschafft, sobald die Quote der Rauchenden nicht höher als fünf Prozent ist. Damit Österreich dieses Ziel, das die EU bis 2040 vorgibt, erreicht, ist aber noch viel zu tun. Am Zug ist die Politik: Sie muss eine Balance aus strengeren Regeln, aber auch Anreizen für den Ausstieg schaffen. Und vor allem ein anderes Bewusstsein unter den Jungen schaffen, damit der Griff zum Glimmstängel unterbleibt.
Verbote alleine werden nur wenig nutzen. Schweden hat eine Strategie mit drei Eckpunkten gewählt: Rauchen wurde an vielen öffentlichen Orten untersagt – vor Gaststätten wie auch auf Spielplätzen, Busund Bahnhaltestellen. Rauchfreie Nikotinprodukte wie E-Zigaretten, Nikotinbeutel und der Lutschtabak Snus wurden als weniger schädliche Alternativen propagiert. Als dritter Punkt werden diese Alternativen geringer besteuert als Zigaretten. Der Erfolg gibt Schweden recht: Die Raucherquote ist binnen 15 Jahren von 15 auf nur mehr 5,6 Prozent gesunken. Das Land hat nun den geringsten Anteil an tabakbedingten Erkrankungen in der EU. Die Krebsinzidenz ist um 41 Prozent niedriger als in anderen EU-Ländern. Das sollte für Österreich ein Vorbild sein.