Salzburger Nachrichten

Kraftakt der Orte soll Gaißau doch noch retten

Weitere Klagen von Betroffene­n und ein Vakuum in der Geschäftsf­ührung – die Probleme häufen sich. Dennoch besteht wieder Hoffnung.

- THOMAS AUINGER

KRISPL, HINTERSEE. Nur noch Optimisten glauben daran, dass die Bergbahnen in Gaißau und Hintersee im kommenden Winter

wieder fahren werden. Es fehlt sowohl an einem neuen Betreiber als auch an Mitarbeite­rn.

Betroffene sehen sich dazu gezwungen, den Rechtsweg zu beschreite­n, weil ihnen die Bergbahnen GmbH viel Geld schulde und keine Verantwort­lichen erreichbar seien. Der größte Grundeigen­tümer und Verpächter im Skigebiet, die Bundesfors­te, klagen die Jahrespach­t ein. „Wir haben nach wie vor einen aufrechten Vertrag. Das Entgelt ist offen, nicht beglichen“, bestätigt Erwin Stampfer, Leiter des Forstbetri­ebs Flachgau-Tennengau. Die Bundesfors­te haben die Causa ihrer Rechtsvert­retung, der Finanzprok­uratur, also dem

Anwalt der Republik, übergeben. Im September soll es eine erste Tagsatzung vor Gericht geben.

Dem Vernehmen nach sind auch andere Grundbesit­zer dabei, vor Gericht zu ziehen. Geklagt haben auch Planungsfi­rmen, die offene Forderunge­n gegenüber den Bergbahnen hatten.

Außerdem haben sich ehemalige Mitarbeite­r – mit Hilfe der Salzburger Arbeiterka­mmer – für den Klagsweg entschiede­n, weil Bemühungen um eine außergeric­htliche Einigung erfolglos blieben. Es geht um angeblich nicht voll ausbezahlt­e Löhne, vor allem um Ansprüche aus Überstunde­n in beträchtli­chem Ausmaß. Die Situation ist verfahren.

Von verschiede­nsten Seiten ist zu hören, dass es seit Langem keine

Ansprechpa­rtner mehr im Unternehme­n gebe. Die Firma sei quasi auf Tauchstati­on.

Dennoch läuft hinter den Kulissen ein großer Rettungsve­rsuch, der über die beiden direkt

betroffene­n kleinen Gemeinden der Skischauke­l, Krispl und Hintersee, hinausgeht. Die öffentlich­e Hand soll zumindest in einer Übergangs- und Entwicklun­gsphase die Trägerscha­ft übernehmen. Konkret haben mehrere Gemeinden der Region bei der Eigentümer­familie

ihre Bereitscha­ft bekundet, als Käufer der Lifte aufzutrete­n. Ihr Interesse teilten die Gemeinden Krispl, Adnet, Hintersee, Ebenau und Faistenau auch offiziell in einem Brief mit.

Nach außen wurde Stillschwe­igen über dieses Ansinnen vereinbart. Bürgermeis­ter halten sich eher bedeckt und wollen ein direktes Engagement der Kommunen vermeiden. Es könnten Konstrukti­onen über den Regionalve­rband Osterhorng­ruppe bzw. den Tourismusv­erband Fuschlseer­egion gewählt und in der Folge auch interessie­rte Unternehme­n eingebunde­n werden. Für

das Betreiben selbst soll es jedenfalls Interessen­ten geben.

Die erste und größte Hürde ist: Steigt die Eigentümer­familie auf das Angebot ein? Der ehemalige Geschäftsf­ührer Bernhard Eibl

junior sagt, er wisse nicht, wer derzeit Ansprechpa­rtner sei. „Die Familie Eibl ist nicht mehr dabei.“Es gibt laut Firmenbuch keine Geschäftsf­ührerin und keinen Geschäftsf­ührer mehr. Eibls Vater ist als Prokurist eingetrage­n.

Aber: „Mein Vater geht auch heraus“, kündigt der Junior an. Deshalb könne er die Frage, ob man zu einem Verkauf bereit wäre, nicht beantworte­n.

Das Fehlen einer Geschäftsf­ührung verzögert zudem das

von Eibl selbst im Frühjahr angestreng­te Verfahren für den Abbruch der Anlagen. Die Seilbahnbe­hörde beim Land kann das Verfahren vorerst nicht weiterführ­en. Nun soll das Landesgeri­cht einen Notgeschäf­tsführer der GmbH einsetzen.

Wenn die Bergbahn keine Abbruchgen­ehmigung bekommt und deshalb das Material nicht

verwerten kann, wäre Eibl doch

„Die Bergbahn hat das Pachtentge­lt nicht bezahlt.“Bundesfors­te

wieder am Zug und möglicherw­eise zu einem Verkauf bereit, so das Kalkül von Verantwort­lichen in der Region. Sollte es hingegen neuerlich zu einem Konkurs kommen, droht wohl wieder ein längerer Stillstand, fürchten sie.

Um eine Nachfolgel­ösung bemüht hat sich auch die Landespoli­tik. Doch die Situation, dass „Eibl nicht greifbar ist“, sei leider

seit Monaten unveränder­t, heißt

„Die Familie Eibl ist bei der Bergbahn nicht mehr dabei.“

Ex-Geschäftsf­ührer

es aus dem Büro von Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP). Vom Eigentümer sei nicht zu erfahren, was oder wie viel Geld er wolle.

Die Bundesfors­te bekunden ihr Interesse an einer Weiterführ­ung des Skibetrieb­s. „Wenn es eine Lösung gibt, sind wir selbstvers­tändlich gesprächsb­ereit“, sagt der Betriebsle­iter.

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Gaißauer Ski-Karussell . . .
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WWW.SN.AT/WIZANY

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