Kraftakt der Orte soll Gaißau doch noch retten
Weitere Klagen von Betroffenen und ein Vakuum in der Geschäftsführung – die Probleme häufen sich. Dennoch besteht wieder Hoffnung.
KRISPL, HINTERSEE. Nur noch Optimisten glauben daran, dass die Bergbahnen in Gaißau und Hintersee im kommenden Winter
wieder fahren werden. Es fehlt sowohl an einem neuen Betreiber als auch an Mitarbeitern.
Betroffene sehen sich dazu gezwungen, den Rechtsweg zu beschreiten, weil ihnen die Bergbahnen GmbH viel Geld schulde und keine Verantwortlichen erreichbar seien. Der größte Grundeigentümer und Verpächter im Skigebiet, die Bundesforste, klagen die Jahrespacht ein. „Wir haben nach wie vor einen aufrechten Vertrag. Das Entgelt ist offen, nicht beglichen“, bestätigt Erwin Stampfer, Leiter des Forstbetriebs Flachgau-Tennengau. Die Bundesforste haben die Causa ihrer Rechtsvertretung, der Finanzprokuratur, also dem
Anwalt der Republik, übergeben. Im September soll es eine erste Tagsatzung vor Gericht geben.
Dem Vernehmen nach sind auch andere Grundbesitzer dabei, vor Gericht zu ziehen. Geklagt haben auch Planungsfirmen, die offene Forderungen gegenüber den Bergbahnen hatten.
Außerdem haben sich ehemalige Mitarbeiter – mit Hilfe der Salzburger Arbeiterkammer – für den Klagsweg entschieden, weil Bemühungen um eine außergerichtliche Einigung erfolglos blieben. Es geht um angeblich nicht voll ausbezahlte Löhne, vor allem um Ansprüche aus Überstunden in beträchtlichem Ausmaß. Die Situation ist verfahren.
Von verschiedensten Seiten ist zu hören, dass es seit Langem keine
Ansprechpartner mehr im Unternehmen gebe. Die Firma sei quasi auf Tauchstation.
Dennoch läuft hinter den Kulissen ein großer Rettungsversuch, der über die beiden direkt
betroffenen kleinen Gemeinden der Skischaukel, Krispl und Hintersee, hinausgeht. Die öffentliche Hand soll zumindest in einer Übergangs- und Entwicklungsphase die Trägerschaft übernehmen. Konkret haben mehrere Gemeinden der Region bei der Eigentümerfamilie
ihre Bereitschaft bekundet, als Käufer der Lifte aufzutreten. Ihr Interesse teilten die Gemeinden Krispl, Adnet, Hintersee, Ebenau und Faistenau auch offiziell in einem Brief mit.
Nach außen wurde Stillschweigen über dieses Ansinnen vereinbart. Bürgermeister halten sich eher bedeckt und wollen ein direktes Engagement der Kommunen vermeiden. Es könnten Konstruktionen über den Regionalverband Osterhorngruppe bzw. den Tourismusverband Fuschlseeregion gewählt und in der Folge auch interessierte Unternehmen eingebunden werden. Für
das Betreiben selbst soll es jedenfalls Interessenten geben.
Die erste und größte Hürde ist: Steigt die Eigentümerfamilie auf das Angebot ein? Der ehemalige Geschäftsführer Bernhard Eibl
junior sagt, er wisse nicht, wer derzeit Ansprechpartner sei. „Die Familie Eibl ist nicht mehr dabei.“Es gibt laut Firmenbuch keine Geschäftsführerin und keinen Geschäftsführer mehr. Eibls Vater ist als Prokurist eingetragen.
Aber: „Mein Vater geht auch heraus“, kündigt der Junior an. Deshalb könne er die Frage, ob man zu einem Verkauf bereit wäre, nicht beantworten.
Das Fehlen einer Geschäftsführung verzögert zudem das
von Eibl selbst im Frühjahr angestrengte Verfahren für den Abbruch der Anlagen. Die Seilbahnbehörde beim Land kann das Verfahren vorerst nicht weiterführen. Nun soll das Landesgericht einen Notgeschäftsführer der GmbH einsetzen.
Wenn die Bergbahn keine Abbruchgenehmigung bekommt und deshalb das Material nicht
verwerten kann, wäre Eibl doch
„Die Bergbahn hat das Pachtentgelt nicht bezahlt.“Bundesforste
wieder am Zug und möglicherweise zu einem Verkauf bereit, so das Kalkül von Verantwortlichen in der Region. Sollte es hingegen neuerlich zu einem Konkurs kommen, droht wohl wieder ein längerer Stillstand, fürchten sie.
Um eine Nachfolgelösung bemüht hat sich auch die Landespolitik. Doch die Situation, dass „Eibl nicht greifbar ist“, sei leider
seit Monaten unverändert, heißt
„Die Familie Eibl ist bei der Bergbahn nicht mehr dabei.“
Ex-Geschäftsführer
es aus dem Büro von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP). Vom Eigentümer sei nicht zu erfahren, was oder wie viel Geld er wolle.
Die Bundesforste bekunden ihr Interesse an einer Weiterführung des Skibetriebs. „Wenn es eine Lösung gibt, sind wir selbstverständlich gesprächsbereit“, sagt der Betriebsleiter.