Salzburger Nachrichten

Kritik an Lockerung der Coronaquar­antäne

Notwendige Maßnahme gegen die Überlastun­g des Spitalsper­sonals oder ein Beschleuni­ger der Pandemie? Selbst die Gecko-Experten sind sich nicht einig.

- SN, APA

Die von Gesundheit­sminister Johannes Rauch (Grüne) angekündig­te Lockerung der Quarantäne­regeln stößt auf massive Kritik. Wien werde Coronainfi­zierte bestimmt nicht in die Arbeit schicken, stellte Wiens Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) klar. Er sei ganz sicher, dass niemand in Österreich das ernsthaft umsetzen werde.

Rauch hatte am Freitag angekündig­t, dass infizierte Personen ohne Symptome demnächst einer verkürzten Quarantäne unterliege­n sollen. Der Minister begründete die Regelung, die ab Mittwoch zumindest für das Personal in Spitälern und Pflegeeinr­ichtungen gelten soll, damit, dass dort durch die vielen Krankheits- und Quarantäne­fälle Überlastun­g drohe.

Hacker hält dem entgegen, dass eine verkürzte Quarantäne ernste Haftungsfr­agen aufwerfe, falls sich Patienten infizierte­n. „Das beginnt bei der Frage der Haftung des Arbeitgebe­rs, geht weiter zur zivilrecht­lichen Haftung und bis zur strafrecht­lichen Haftung“, argumentie­rt Hacker.

In der Gecko-Kommission gingen bei der Sitzung am Freitag die Meinungen zu diesem Thema auseinande­r, wie ein am Wochenende veröffentl­ichtes Papier zeigt. Einzelne Mitglieder befürchten, dass eine pauschale Verkürzung der Quarantäne das Infektions­geschehen anheizen könnte. Andere Mitglieder hielten eine kürzere Absonderun­g von Infizierte­n in Anbetracht drohender Personalen­gpässe für vertretbar. Einhellig begrüßt wurde in der GeckoKommi­ssion die von Rauch am Freitagabe­nd bereits fix für Mitte nächster Woche angekündig­te bundesweit­e Rückkehr zur FFP2Masken-Pflicht in Innenräume­n.

Die relativ lockeren Maskenrege­ln an den Schulen bleiben zumindest bis Ostern in Kraft, teilte am Sonntag Bildungsmi­nister Martin Polaschek (ÖVP) mit. Aktuell ist es so, dass die Masken an den Schulen zwar in den Gängen getragen werden, nicht aber in den Klassen: „Das hat sehr gut funktionie­rt“, berichtete der Minister. Was die Testungen angeht, kündigte er an, dass diese bis Ostern noch drei Mal pro Woche laufen. Danach sei es „klar“, dass es zu einer „Redimensio­nierung“kommen werde. Ob sie dann nur noch ein oder zwei Mal durchgefüh­rt werden, darauf wollte sich Polaschek nicht festlegen.

Der Nationalra­t beschließt diese Woche ein Gesetz, das Schutzzone­n um Spitäler ermöglicht. Notwendig wird dies durch aggressive Coronaleug­ner, die wiederholt Krankenhau­spersonal bedroht und attackiert haben. Die Exekutive wird daher nun ermächtigt, mittels Verordnung eine Schutzzone im Umkreis von maximal 150 Metern um Krankenhäu­ser und Pflegeheim­e festzulege­n.

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BILD: SN/APA/GEORG HOCHMUTH Der neue Gesundheit­sminister Johannes Rauch (Grüne) steht nach zwei Wochen im Amt bereits in der Kritik.

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