Der Rabenvater verleugnete seine populärsten Schöpfungen
Zum 100. Geburtstag von Paul Flora zeigt das Karikaturmuseum Krems eine Retrospektive seines Schaffens.
KREMS. „Ich bin kein Karikaturist, ich bin Zeichner“, stellte Paul Flora einmal klar. Dass der gebürtige Südtiroler über einen Zeitraum von 14 Jahren wöchentlich Karikaturen für die „Zeit“lieferte, zeugt von widersprüchlicher Selbstwahrnehmung.
Das Karikaturmuseum Krems zeigt anlässlich des 100. Geburtstags von Paul Flora eine Retrospektive, die seine künstlerische Entwicklung mittels 170 Originalzeichnungen nachzeichnet. Bereits als Mittelschüler fertigt er Karikaturen der Lehrer an, verblüfft aber auch mit einer expressionistischen Darstellung der Hinrichtung Andreas Hofers. Es sei „sensationell“, dass diese Schulzeichnungen nun im Karikaturmuseum zu sehen seien, sagt Direktor Gottfried Gusenbauer: „Die Elemente, mit denen er später bekannt wird, kommen bereits in seinen frühen Werken vor.“Lässt sich der Jugendliche noch vom Vorbild
Alfred Kubin leiten, entwickelt Flora später in Diensten des Hamburger Wochenblatts schnell eine eigene Handschrift. 3000 politische Karikaturen fertigt er zwischen 1957 und 1971 für die „Zeit“an. Die Loslösung von dieser lukrativen Arbeit wird als kathartischer Akt inszeniert: Im Garten seiner Villa in Innsbruck verbrennt Paul Flora eine Kiste voller Karikaturen.
Feiner Humor bleibt Teil seines Schaffens, ob es nun Tiroler Fratzen oder jene gefiederten Wesen sind, die zu Paul Floras Markenzeichen werden. „Natürlich zeigen wir auch Raben“, sagt Gusenbauer. Flora soll gesagt haben, er zeichne diese Vögel nur, weil Käufer danach verlangten. Dem widerspricht die Vielfalt, mit der Paul Flora das Motiv einsetzt: als Gefangene einer „Rabenmutter“oder als geheimnisvolle spitznasige Masse zwischen Mensch und Kreatur. Naturgemäß zeigt Paul Floras letztes Werk kurz vor seinem Tod 2009 eine Unterhaltung
zweier Raben. Einer der Raben blickt den Betrachter gequält an – ein stummer Hilferuf aus der Kommunikations-Hölle?
Sein Werk lebt weiter – auch in Form des Paul-Flora-Preises. Eine der Preisträgerinnen ist Gabi Oberkofler, die in Krems ihre „Buggelkraxen“zeigt. Mit dieser Installation aus Obstkisten am Rücken ging die Südtirolerin auf Reisen und ließ sich dabei fotografieren. Die „Buggelkraxen“bildet eine dörfliche Struktur ab, die sich am Kosmopolitischen der Fotomotive genüsslich reibt. Paul Flora hätte seine Freude an dieser widersprüchlichen Kunst.
Ausstellung: