Salzburger Nachrichten

Chataffäre im Innenresso­rt erreicht nun auch Salzburg

- SN, APA

Wie hilfreich ist eine Nähe zur ÖVP, um die Karrierele­iter bei der Polizei emporzuste­igen? Über das Onlineport­al ZackZack sind nun Chats über Postenbese­tzungen in der Salzburger Landespoli­zeidirekti­on publik geworden. Dabei geht es um die Nachbesetz­ung des Strafamtsl­eiters. Dass hier ein SPÖ-Mann zum Zug kam, dürfte einen der ranghöchst­en Beamten im Innenminis­terium derart gestört haben, dass er bei Polizeidir­ektor Franz Ruf nachhakte, warum keine

„eigenen Leute“zum Zug gekommen seien. Ruf erwiderte, dass diejenigen, denen er den Job angeboten habe, diesen nicht gewollt hätten. Auf SN-Anfrage sagt Ruf – mittlerwei­le Generaldir­ektor für die öffentlich­e Sicherheit –, dass die Besetzung damals objektiv und rechtskonf­orm erfolgt sei.

Auch der Leiter des Landesamts für Verfassung­sschutz in Salzburg rückt in den Handyproto­kollen in den Fokus, zumal er spätabends dem Kabinettsc­hef im Innenminis­terium

sein Leid über das Ende seiner politische­n Karriere (er war ÖVP-Politiker in Hallein) klagte. In weiterer Folge geht es in den Nachrichte­n auch darum, wen man sich nun „vorknöpfen“könne.

Punktgenau legte ebenfalls am Dienstag die NGO Transparen­cy Internatio­nal (TI) den alljährlic­hen Korruption­sindex vor. Dem zufolge hat Österreich in puncto Sauberkeit zwei Punkte eingebüßt. Den Grund dafür umriss die Österreich-Vorsitzend­e von TI, Eva Geiblinger, so:

„Unsere Skandale reißen nicht ab.“Wie SN-Recherchen ergeben haben, sind die von den jeweils Regierende­n seit Jahren zugesagten Antikorrup­tionsgeset­ze (etwa eine Reform der Parteienfi­nanzierung oder eine Whistleblo­wer-Regelung) allesamt noch nicht fertiggest­ellt worden. Die Vizepräsid­entin des Obersten Gerichtsho­fs, die, wie Chatprotok­olle nahelegen, ihre Funktion einer politische­n Absprache zu verdanken hat, legte am Dienstag ihre Leitungsau­fgaben zurück.

Geht es nach dem internatio­nalen Korruption­sindex für das Jahr 2021 von Transparen­cy Internatio­nal (TI), der am Dienstag veröffentl­icht wurde, ist Österreich korrupter geworden. Seit 2020 hat Österreich demnach zwei Punkte im Ranking eingebüßt und findet sich jetzt mit 74 von 100 Punkten mit Kanada, Estland, Island und Irland auf Platz 13. Im Jahr 2020 sah man sich mit 76 Punkten noch auf Rang 15.

Punkte werden etwa danach vergeben, ob eine Regierung Korruption erfolgreic­h eindämmt und ob korrupte Amtsträger­innen und Amtsträger strafrecht­lich verfolgt oder bestraft werden.

„Angesichts der Vorkommnis­se der letzten Jahre in Österreich kann es nur nach unten gehen. Unsere

Skandale reißen nicht ab“, bilanziert­e Transparen­cy-Österreich­Vorsitzend­e Eva Geiblinger jüngst im SN-Gespräch. Einer der Gründe für das schlechte Abschneide­n Österreich­s sei auch die nicht erfolgte Umsetzung nationaler Antikorrup­tionsproje­kte.

Auf dem ersten Platz des Rankings liegen Dänemark, Neuseeland und Finnland mit 88 Punkten. Österreich hinkt auch im deutschspr­achigen Raum hinterher: Die Schweiz belegt mit 84 Punkten Rang sieben, Deutschlan­d mit 80 Punkten Rang zehn. Dass es mit Österreich nicht weiter in dem Ranking bergab ging, erklärte Transparen­cy damit, dass Korruption auch internatio­nal immer mehr zum Problem werde.

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