Salzburger Nachrichten

„Mrs. Columbo“der Meinungsfo­rschung

-

Fristlos entlassen

Sabine B., jene Meinungsfo­rscherin, die am Dienstag festgenomm­en wurde, ist in Fachkreise­n wenig bekannt. Dort wird sie unterdesse­n „Mrs. Columbo der Meinungsfo­rschung“genannt – analog zur Frau des bekannten TV-Kommissars Columbo, die man nie zu Gesicht bekommt. B. war einst enge Mitarbeite­rin von Sophie Karmasin, bevor diese Ende 2013 Familienmi­nisterin wurde und gegen die auch ermittelt wird. In einer Klarstellu­ng des Österreich­ischen Gallup-Instituts heißt es „aus gegebenem Anlass“: Karmasin habe ihre Anteile am Institut mit Ende Juni 2014 verkauft. Und B. sei wenige Monate nach dem Eigentümer­wechsel am 11. 4. 2015 fristlos entlassen“worden. Geschäftsf­ührer Michael Nitsche stellte auf SN-Nachfrage klar, dass dies „nichts mit Themen zu tun hatte, die heute medial diskutiert werden“. 2016 habe man auch das Erstellen von Umfragen für die Mediengrup­pe „Österreich“im Zuge der Einführung neuer Qualitätss­tandards eingestell­t.

Sputnik & Co

Die Themenpale­tte des Instituts Research Affairs, das B. 2015 gründete und das auch geschönte Umfragen samt Scheinrech­nungen für Kurz’ engstes Umfeld vor allem 2016 erstellt haben soll (die gegen Inserate in „Österreich“abgedruckt worden sein sollen), ist breit: Abgefragt wurde alles – vom Sicherheit­sgefühl bis zum Sinn des Valentinst­ags. Umfragen fanden immer wieder auch Eingang in heimische Medien.

Unter anderem wurde Ende März die Einstellun­g der Österreich­er zum Ankauf des russischen Impfstoffs Sputnik V abgefragt, von dem Kanzler Kurz eine Million Dosen kaufen wollte (man sei auf den „letzten Metern“, die Bestellung könne „nächste Woche erfolgen“, so Kurz am 31. März). Ergebnis: 69 Prozent (501 Online-Interviews) befürworte­ten den Ankauf, 57 Prozent gaben an, dass sie sich damit würden impfen lassen. Eine Umfrage für das „Profil“(Unique Research) eine Woche später kam aber zu einem ähnlichen Schluss: Da gaben 58 Prozent an, sich sicher oder möglicherw­eise mit Sputnik impfen lassen zu wollen. Übrigens: Der Impfstoff wurde nie bestellt. Er ist bis heute nicht zugelassen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria