Personal fehlt: Hotelbetten bleiben leer
Britische Skilehrer fallen nach dem Brexit jetzt auch in die aus Sicht der Hoteliers ohnehin viel zu niedrige Saisonarbeiterquote.
Buchungsanfragen, die abgelehnt werden müssen, und eingeschränkte Küchenzeiten: Der Arbeitskräftemangel im Tourismus hinterlässt mittlerweile sichtbare Spuren. Und jetzt ist ein neues Problem aufgetaucht: Weil britische Skilehrer nach dem Brexit in das Kontingent der Saisonarbeitskräfte aus Drittstaaten fallen, droht eine weitere Verknappung bei den dringend benötigten Saisonkräften in der Hotellerie.
394 Saisonkräfte – plus eine Überziehungsquote von maximal 20 Prozent: Das ist das Kontingent an Arbeitskräften aus Drittstaaten, das dem Salzburger Tourismus zur Verfügung steht. „Schon jetzt sind 210 Anträge eingegangen“, sagt die Salzburger AMS-Chefin Jacqueline Beyer. Jeder Fall wird einzeln geprüft – nur wenn das AMS innerhalb von sechs Wochen keine Ersatzarbeitskraft aus dem heimischen
Arbeitsmarkt stellen kann, wird der Antrag genehmigt. „Bei der aktuellen Arbeitslosenquote von 3,5 Prozent ist es aber unrealistisch, dass wir Ersatzarbeitskräfte finden“, sagt die AMS-Chefin. Damit nicht auch noch britische Skilehrer die Quote belasten, sei man jetzt intensiv auf der Suche nach Skilehrern aus EU-Ländern wie Dänemark. In der letzten Wintersaison vor Corona seien 120 britische Skilehrer in Salzburg beschäftigt gewesen. „Wenn wir jetzt zumindest 40 dänische Skilehrer finden, dann hätten wir schon ein großes Ziel erreicht“, erklärt Jacqueline Beyer.
Geht es nach Georg Imlauer, dem Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der WKS, dann brauche die Branche für die Wintersaison das Zehnfache der für Salzburg genehmigten Saisonkräfte aus Drittstaaten. Ohne eine massive Erhöhung dieses Kontingents könnten viele Betriebe nur mehr Zimmer mit Frühstück, aber keine Halbpension mehr anbieten oder zum Teil gar nicht erst aufsperren. „Dann kann es sein, dass Sie in manchen Wintersportorten als Gast eigentlich jetzt schon einen Tisch für’s Abendessen buchen“, sagt Georg Imlauer. Er befürchtet, dass der Arbeitskräftemangel nicht nur einen finanziellen Schaden, sondern auch einen Imageschaden für die österreichische Gastlichkeit mit sich bringen wird.
Auch in seinen Häusern – Imlauer betreibt in Wien und Salzburg und Aigen im Ennstal insgesamt sieben Hotels – gab und gibt es Einschränkungen. „Wir konnten im Sommer Dutzende Zimmer nicht verkaufen. Und wir mussten Gäste, die nur eine Nacht bleiben wollten, ablehnen“, berichtet Imlauer. Der Grund war der „eklatante Mangel an Hilfskräften“, der sich bis in die Zulieferbranchen der Hotellerie ziehe – und auch Wäschereien betreffe. „Wir haben schlicht nicht mehr genug frische Wäsche bekommen“, sagt der Hotelier. Die Situation mit der Wäsche habe sich wieder entspannt, aber die Küchenzeiten in den Restaurants der Imlauerbetriebe bleiben eingeschränkt, warme Küche gibt es nun nicht mehr bis 23 Uhr.
Immer wieder Gäste abweisen muss auch das Hotel Ebner’s
Waldhof in Fuschl am See. „Wir könnten zwar Super-Umsätze machen, aber es geht einfach nicht, die Kapazitäten sind erschöpft“, sagt Geschäftsführerin Daniela Kari-Ebner und ergänzt, dass man die Mitarbeiter, die man habe, nicht überfordern wolle. Sie überlege, auf der zum
Hotel gehörenden Alm und dem Restaurant beim Golfplatz einen dritten Ruhetag einzuführen.
Als „katastrophal“bezeichnet die Personalsituation auch Sebastian Baier vom Hotel und Restaurant Wastlwirt in St. Michael im Lungau, der mit 26. November in die Wintersaison startet. In dem Vier-Sterne-Familienbetrieb fehlt ein Viertel der Stammmannschaft – zwei Stubenmädchen, eine Rezeptionistin, ein
Wir versuchen jetzt, dänische Skilehrer für Salzburg zu gewinnen.
Jacqueline Beyer, Salzburger AMS-Chefin
Koch, ein Kellner sowie ein Hausmeister. „Für die Familie bedeutet dies, dass die Eigenleistungen schon voll ausgeschöpft werden – wir sind bis zu 80 Stunden in der Woche im Haus. Wir wollen unsere Dienstleistungen nicht einzuschränken, sondern uns auf unsere Hausgäste konzentrieren“, sagt der Hotelier.
Im Hotel Aberseehof am Wolfgangsee mit 62 Betten fehlten auch schon im Sommer fünf Mitarbeiter. „Das hatte zur Folge, dass die Familie überall einspringen hat müssen. Ich habe mich selbst in die Küche gestellt und den Abwäscher zur Küchenhilfe umgelernt. Wenn jetzt die Adventmärkte am Wolfgangsee aufsperren, wird es wohl nicht besser, denn für die rund sechs Wochen werden sich auch keine neuen Mitarbeiter finden“, meint Hotelier Franz Gassner.
Auch beim Krallerhof in Leogang läuft die Suche nach Mitarbeitern auf allen Kanälen. Sie fehlen vor allem in den Bergbetrieben – zum Krallerhof gehören die Kraller Alm, die Alte Schmiede und das Asitzbräu. „Wir hatten im Sommer in den Bergbetrieben rund 60 Mitarbeiter, für den Winter benötigen wir an die 140“, sagt Krallerhof-Personalchef Kadir Eisenmann. Von den insgesamt 320 Mitarbeitern für Hotel und Bergbetriebe fehlen für den heurigen Winter 48. Georg Imlauer könnte in seinen Betrieben auf der Stelle 20 bis 30 Mitarbeitern aufnehmen und das ganzjährig, sagt er. Während der Fachkräftemangel die Branche schon mehrere Jahre begleite, sei das Fehlen von Hilfskräften ein neues Phänomen – zumindest in dem Ausmaß, wie man es jetzt zu spüren bekomme, sagt Georg Imlauer. Und das liege nicht etwa daran, dass man zu wenig bezahle oder so schlechte Arbeitsbedingungen biete. Sondern: Die Abwäscher und Stubenmädchen seien mit Beginn der Pandemie in ihre meist osteuropäischen Heimatländer Ungarn, Tschechien, Slowenien und Kroatien zurückgekehrt – und seither nicht wiedergekommen. Aufgrund langer Lockdowns hätten sie sich in ihren Heimatländern arrangiert und dort Arbeit angenommen. Ein anderer Teil habe die Zwangspause für Umschulungen genutzt und sei in den Pflegebereich abgewandert. Letztlich würden die Betriebe nicht umhinkommen, Leistungen einzuschränken, warnt er.
Die fehlenden Mitarbeiter kämen auch nicht wieder, wenn man das Saisonkontingent erhöhe. Was ihm abgehe, seien Analysen zu den Gründen des Mitarbeiterschwunds, so der Salzburger AK-Präsident Peter Eder.