Wirre Kronzeugin belastet Ibiza-Detektiv
Der Drogenprozess gegen den mutmaßlichen Drahtzieher des Ibiza-Videos, Julian H., wurde am Mittwoch am Landesgericht St. Pölten mit Zeugenbefragungen fortgesetzt. Der 40-Jährige soll mehr als ein Kilo Kokain weitergegeben haben. Die Befragung der Hauptbelastungszeugin war schwierig, ihre Angaben widersprachen sich mitunter. Der Angeklagte bekennt sich nicht schuldig. Der Prozess wurde erneut vertagt.
Der Privatdetektiv soll laut Staatsanwalt Bernd Schneider 1,25 Kilo Kokain mit einem Reinheitsgehalt von zumindest 70 Prozent 2017 und 2018 nahe der niederösterreichischen Stadt Haag (Bezirk Amstetten), in Salzburg und Oberösterreich zu einem Grammpreis von 40 Euro an einen Bekannten übergeben haben. Damit soll Julian H. laut Anklage Schulden beglichen bzw. seine triste finanzielle Situation aufgebessert haben. Seine Verteidiger sprechen von konstruierten Vorwürfen.
Belastet wird der in U-Haft sitzende Angeklagte von zwei Zeugen. Der Mann und seine ehemalige Geliebte waren vor rund einem Jahr wegen Drogendelikten verurteilt worden. Die Slowakin, deren Einvernahme am ersten Verhandlungstag am 8. September aufgrund psychischer Probleme abgebrochen werden musste, wurde am Mittwoch auf ihren Wunsch hin in Abwesenheit des Angeklagten befragt. Ihre Angst vor dem Beschuldigten erklärte sie damit, dass er sie mit einer Pistole bedroht habe.
Die Kronzeugin war von der Polizei öfter als zehn Mal befragt worden. Diskrepanzen zeigen sich in den Aussagen der Slowakin in Bezug auf die Anzahl der Übergaben. Eine Weitergabe von einem halben Kilo Kokain in Oberösterreich habe sie erst in ihrer achten oder neunten Einvernahme erwähnt. „Das widerspricht dem Motiv, reinen Tisch zu machen“, meinte der Richter.
Der Angeklagte äußerte die Vermutung, dass der Geliebte der Zeugin für falsche Vorwürfe gegen ihn Geld bzw. geldwerte Sachleistungen erhalten habe. Das bestritt der Mann. Er gab jedoch zu, dass ein Lobbyist das Honorar seines Verteidigers im Drogenprozess in Salzburg bezahlt hatte.