Salzburger Nachrichten

Fresko blieb 300 Jahre im Verborgene­n

Am Tag des Denkmals ist das restaurier­te Mausoleum von Wolf Dietrich zu bestaunen – samt der zum Vorschein gekommenen Wandmalere­i.

- Elisa Jäger, Restaurato­rin

SALZBURG-STADT. Mindestens 300 Jahre lang schlummert­e die Wandmalere­i an der Südostfass­ade der Grabkapell­e von Fürsterzbi­schof Wolf Dietrich von Raitenau im St.-Sebastian-Friedhof inmitten der Salzburger Altstadt im Verborgene­n. Versteckt unter fünf Putz- und Farbschich­ten war das Fresko im Lauf der Jahrhunder­te aus dem Bewusstsei­n verschwund­en und in Vergessenh­eit geraten. Es war eine Sensation, als die Wandmalere­i 2019 während der Restaurier­ung der Fassade des Mausoleums zutage trat. Die Kapelle wurde zur Lebensund Regierungs­zeit von Wolf Dietrich errichtet und im Jahr 1603 eingeweiht. Die Malerei stammt aus der Entstehung­szeit und wurde später übermalt.

„Sie zeigt einen Baldachin aus Brokatstof­f als höfisches Motiv“, erklärt Dagmar Redl-Bunia, die Bauhistori­kerin der Stadt Salzburg. Die detailreic­hen Ornamente und der Faltenwurf seien gut zu erkennen. Die Malerei ist nur in Fragmenten erhalten, das Hauptwerk unterhalb des Baldachins ist verloren. „Das Werk ist unbekannt, es gibt keine Hinweise in den historisch­en Quellen.“Redl-Bunia kann lediglich mutmaßen. Es könnte sich um ein Kruzifix, ein Grabmal oder ein Wappen gehandelt haben. Ein Baldachin drücke stets die Würde dessen aus, was darunter sei. „Die Wandmalere­i war jedenfalls Teil eines Memorials für Wolf Dietrich,

sie ist quasi eine Visitenkar­te für den hier Bestattete­n.“

250 Stunden lang hat die auf Wandmalere­ien spezialisi­erte Restaurato­rin Elisa Jäger die Fragmente mit dem Skalpell freigelegt. „Um die Malerei für Besucher der Kapelle lesbar zu machen, haben wir uns entschloss­en, die kleinfläch­igen Fehlstelle­n mit Demut vor dem Original zu rekonstrui­eren“, schildert sie. Die Malerei war über und über mit Hackspitzl­öchern übersät. Drei Monate lang war die 28-Jährige beschäftig­t. Die gebürtige Deutsche aus Thüringen lebt seit drei Jahren in Salzburg. Sie hat in Dresden und Wien studiert. Für ihre Masterarbe­it hat sie ein Restaurier­ungskonzep­t für die Wandmalere­i erstellt. Die handwerkli­ch anspruchsv­olle Arbeit habe sie begeistert, schildert Jäger. „Die Wandmalere­i ist noch nie zuvor restaurier­t worden, es

„Ich habe das Fresko in 250 Stunden mit dem Skalpell freigelegt.“

ist eine Ehre, dass ich die Erste sein durfte.“Jäger hat auch bei der goldgelben Bordüre malerische Ergänzunge­n vorgenomme­n. Die großen Fehlstelle­n wurden belassen, auf diesem Abschnitt wurde der originale Fassadenpu­tz aufwendig restaurier­t. Nächstes Jahr soll ein Vordach angebracht werden, um die Wandmalere­i vor Witterungs­einflüssen zu schützen.

Sehenswert ist nach der Restaurier­ung die gesamte Fassade. Sie war zuletzt seit den 1980er

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