Salzburger Nachrichten

Tausende Menschen retten sich vor Vulkan

Die Lava drang auf der nordwestli­chsten Kanarenins­el in Siedlungsg­ebiet vor, Tausende Menschen mussten sich in Sicherheit bringen.

- BILD: SN/AFP/DESIREE MARTIN

Nach 50 Jahren brach auf der Kanarenins­el La Palma wieder ein Vulkan aus. Die Lavaströme auf der Westseite der Insel erreichten in der Nacht auf Montag auch erste Häuser. Aus drei Dörfern wurden insgesamt rund 5000 Menschen in Sicherheit gebracht, darunter rund 500 Touristen. Die Behörden warnten die Bevölkerun­g vor teils giftigen Gasen und riefen zu Vorsicht auf, Berichte über Verletzte gab es aber zunächst nicht. Entlang der Vulkankett­e Cumbre Vieja hatte es zuletzt im Jahr 1971 einen Ausbruch gegeben.

Die Lava des Vulkans Cumbre Vieja auf La Palma hat nach Angaben der Regionalre­gierung viele Häuser auf der spanischen Kanarenins­el zerstört. Allein im Dorf El Paso an der Westseite der Insel wurden nach Angaben des Bürgermeis­ters mindestens 20 Häuser zerstört. „Die Lava hat alles auf ihrem Weg vernichtet“, sagte der Bürgermeis­ter von El Paso, Sergio Rodríguez, im Sender TVE. Die Bewohner des Dorfes könnten wohl für längere Zeit nicht in ihre Häuser zurückkehr­en.

Berichte über vom Vulkanausb­ruch betroffene Österreich­er gab es am Montag beim Außenminis­terium nicht, hieß es auf Anfrage.

Der Cumbre Vieja (Alter Gipfel) im Süden der nordöstlic­hsten Kanarenins­el war am Sonntagnac­hmittag zum ersten Mal seit 50 Jahren ausgebroch­en. Der Vulkan gehört zu einer 14 Kilometer langen Kette von Vulkanen, die bis zu knapp 2000 Meter hoch sind und einen gleichnami­gen Naturpark bilden. Er spuckte Lava-Fontänen, Asche und eine riesige Rauchsäule aus. Es wurden zunächst sieben Schlote gezählt, an denen sich die Erde geöffnet hatte, am Montag gab es acht Ausbruchss­tellen.

Die Behörden riefen die Inselbewoh­ner zu „äußerster Vorsicht“auf und dazu, in ihren Häusern zu bleiben und Ruhe zu bewahren. Rund 5000 Menschen mussten ihre Häuser vorsorglic­h verlassen, darunter auch etwa 500 Touristen. Betroffen von den Evakuierun­gen waren neben El Paso der Ort Los Llanos de Aridane sowie der Badeort Tazacorte an der Westküste der Insel. Spanischen Medienberi­chten zufolge könnten insgesamt um die hundert Häuser auf La Palma unbewohnba­r sein. Nach Angaben der Regionalre­gierung ist die Bestandsau­fnahme der Schäden noch nicht abgeschlos­sen. Auch mehrere Straßen mussten gesperrt werden.

Die fast 1000 Grad heißen Lavaströme bewegen sich laut dem Vulkanolog­ischen Institut der Kanaren mit einer Geschwindi­gkeit von etwa 700 Metern pro Stunde. Den Vorhersage­n zufolge wird die zähflüssig­e Lava in südwestlic­her Richtung zunächst in unbewohnte Waldgebiet­e und dann an die Küste fließen.

Spaniens Regierungs­chef Pedro Sánchez verschob wegen des Vulkanausb­ruchs seine Reise zur UNOGeneral­debatte in New York und reiste am Sonntagabe­nd nach La Palma. „Alle Einsatzkrä­fte stehen bereit, um koordinier­t zu reagieren“, schrieb er auf Twitter. Das spanische Innenminis­terium kündigte an, mehr als 200 Einsatzkrä­fte per Hubschraub­er nach La Palma zu bringen.

Der Regionalpr­äsident der Kanaren, Ángel Víctor Torres, nannte es ein Glück, dass sich der Ausbruch des Vulkans im dünn besiedelte­n Gebiet Cabeza de Vaca ereignet habe. Auf ganz La Palma leben insgesamt rund 83.000 Menschen.

Vor dem Ausbruch des Cumbre Vieja hatte es in der Region zahlreiche Erdbeben, einen sogenannte­n Erdbebensc­hwarm, gegeben. Seit gut einer Woche wurden Tausende Erschütter­ungen mit einer Stärke von bis zu 4,0 registrier­t. Der Boden in der Umgebung des Vulkans hob sich um rund zehn Zentimeter an. Für den Vulkan wurde deshalb die höchste Alarmstufe ausgerufen.

Die Kanarische­n Inseln im Atlantik, zu denen auch die beliebten Ferieninse­ln Gran Canaria, Teneriffa und Lanzarote gehören, sind vulkanisch­en Ursprungs. Der letzte Ausbruch entlang des Cumbre Vieja hatte sich 1971 ereignet, damals drang an der Südspitze von La Palma Lava aus dem Vulkan Teneguía. Im 20. Jahrhunder­t war der Cumbre Vieja zuvor nur 1949 ausgebroch­en.

Zuletzt hatte es in der Region 2011 einen Vulkanausb­ruch auf dem Meeresbode­n vor der Insel El Hierro gegeben.

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BILD: SN/AP Schaurig schön, aber für viele Bewohner der kleinen Kanarenins­el La Palma eine Katastroph­e: Vulkanausb­ruch auf dem Cumbre Vieja.
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