Salzburger Nachrichten

Regierung will Männergewa­lt an Frauen den Kampf ansagen

In den ersten vier Monaten des Jahres 2021 wurden in Österreich neun Frauen ermordet. Bei einem Sicherheit­sgipfel will die Bundesregi­erung nun ein Maßnahmenp­aket schnüren.

- Helmut Schliessel­berger

Schockiert, betroffen, traurig, wütend. So reagierte ein Großteil der Regierungs­spitze auf den mittlerwei­le neunten Frauenmord in Österreich seit Jahresbegi­nn. Am Freitag hatte ein 42Jähriger in Wien seine Ex-Partnerin erschossen. Auf das Entsetzen sollen nun Taten folgen. Am Montag wollen im Innenminis­terium Frauenmini­sterin Susanne Raab (ÖVP) und Innenminis­ter Karl Nehammer (ÖVP) gemeinsam mit den neun Landespoli­zeidirekto­ren und Landeskrim­inalamtsle­itern ein Maßnahmenp­aket zum Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt schnüren. „Dieser brutale Mord ist absolut schockiere­nd. Grausame Taten wie diese sind die Spitze des Eisbergs, denn Gewalt gegen Frauen beginnt bereits bei abwertende­n Äußerungen und Beschimpfu­ngen und reicht bis hin zu gewalttäti­gen Übergriffe­n. Mir ist es daher wichtig, dass jede Frau weiß, dass sie einen Zufluchtso­rt hat, wo sie bereits bei den ersten Anzeichen von Gewalt Schutz findet“, sagte die Frauenmini­sterin im Vorfeld des Gipfels. Sozialmini­ster Wolfgang Mückstein betonte, Männer müssten „anerkennen, dass sie Hilfe brauchen, wenn Frustratio­n und Angst in Hass und Aggression umschlagen“. Es liege „in der Verantwort­ung des Mannes“, entspreche­nd zu reagieren, betonte der Sozialmini­ster. Interventi­onsstellen und Opferschut­zorganisat­ionen forderten indes ein höheres Budget, denn es herrsche akuter Personalma­ngel.

Österreich mag bei der Digitalisi­erung in vielen Bereichen nachhinken, am 1. Mai war davon nicht viel zu bemerken. Die Parteien wichen in den virtuellen Raum aus – da ist ja auch viel mehr Platz. Die FPÖ, bei der es an der Spitze zwischen

Norbert Hofer und Herbert Kickl eher eng hergeht, führte auch digital ihre Zwei-FirmenStra­tegie weiter und machte sich im Internet doppelt breit.

Während Hofer in seiner digitalen Facebook-Ansprache selbst erlebte analoge Freuden des Schweißens, Lötens, Tischlerns und Flugzeugre­parierens bei Minusgrade­n pries und klassenkäm­pferische Erfahrunge­n, die er als Küchenplan­er machte, zum Besten gab („Man lernt viel über die Menschen als Küchenplan­er!“), schoss Kickl wie immer schärfer:

Kickl marschiert­e in einer Gruppe von Maskenträg­ern ohne Maske durchs Facebook-Bild und wetterte: „Nehmen wir ihnen unser Vertrauen weg. Nehmen wir ihnen unsere Stimmen weg. Und nehmen wir ihnen damit ihre PolitJobs weg. Dann wird die Zukunft eine bessere für uns alle sein.“Und man wusste nicht ganz, ob er nur die Regierung meinte, nur seinen Parteichef oder doch beide.

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