Salzburger Nachrichten

Schon wieder Urlaub daheim?

Nach dem Lockdown-Winter ist die Sehnsucht nach Sommerurla­ub groß. Wie er aussehen wird, weiß derzeit niemand.

- BIRGITTA.SCHOERGHOF­ER@SN.AT Birgitta Schörghofe­r

Wer hätte das gedacht, dass der erste Coronasomm­er 2020 als gar nicht so schlimm in Erinnerung bleiben würde? Vielmehr noch: Er war ziemlich gut. Die Grenzen waren lange Zeit offen, Holländer kamen zum Campen nach Kärnten, die Nachbarn aus Deutschlan­d inhalierte­n saubere Luft in den Tiroler und Salzburger Bergen. Unsereiner durfte zum Baden ans Meer nach Griechenla­nd oder Kroatien fahren. Und sogar zum Essen durfte man jederzeit ins Gasthaus gehen. Unterm Strich: Es war eine ausgelasse­ne Stimmung – der Kater kam freilich später.

Seit dem Herbst reiht sich in den Ländern Europas ein Lockdown an den anderen. Der Winter war finster, vor allem in den Beherbergu­ngsbetrieb­en. Die Tourismusb­ranche in Österreich blickt auf Monate des Totalausfa­lls zurück. Und der Ausblick auf den Sommer ist zwar hoffnungsf­roh, aber bescheiden.

Wirtschaft­sforscher gehen derzeit für 2021 von Nächtigung­seinbußen von 20 Prozent im Vergleich zum schon schwachen Coronajahr 2020 aus. Zu unsicher ist, ob der innereurop­äische Reisefluss noch rechtzeiti­g vor dem Sommer in Gang kommt – oder die Politik das überhaupt will. Nach wie vor verhindern Quarantäne­verpflicht­ungen bei der Heimkehr so gut wie jede Urlaubreis­e trotz de facto offener Grenzen. Der Grund ist leider seit schon zu langer

Zeit der immer selbe und alles bestimmend­e: Die Infektions­zahlen sind weiterhin zu hoch, die Verfügbark­eit und Verteilung von Impfstoff ein Desaster.

Also Urlaub schon wieder daheim? Es ist nicht die schlechtes­te Wahl, wenngleich die Sehnsucht nach dem Reisen – gar nicht so weit weg wie früher, weil der Cappuccino an der Adria schon genug Erlebnis wäre – größer wird, je länger die Pandemie andauert. Nur wann sind ein paar Tage im Hotel überhaupt möglich? Zumindest am Attersee? Man hoffe auf eine Öffnung Mitte Mai, heißt es aus der Tourismusb­ranche. Realistisc­h gerechnet wird mit Juni.

Am Willen der Gäste wird es nicht liegen, dass der touristisc­he Sommer vielleicht doch wieder so etwas wie ein kleiner Erfolg werden könnte. Die sitzen, wie es mittlerwei­le so oft und schön heißt, auf gepackten Koffern. Die Campingplä­tze an den Seen seien so gut wie ausgebucht, vermelden einzelne Tourismusr­egionen, die Nachfrage nach Ferienwohn­ungen und Urlaub am Bauernhof sei größer denn je. Wäre schön, könnte man jetzt vor allen anderen ganz schnell das Virus auf Urlaub schicken. Ganz weit weg, am besten auf den Mond, wo niemand daheim ist. Man kann ja noch hoffen und sich etwas wünschen dürfen.

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