Entsetzen nach Terrorangriff in Frankreich
Frankreich unter Schock: Ein Angreifer tötete in einer Kirche drei Menschen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reiste nach der tödlichen Messerattacke in einer Kirche am Donnerstag in die südfranzösische Metropole Nizza. Drei Menschen waren bei dem islamistischen Terrorangriff ums Leben gekommen. Der mutmaßliche Täter wurde angeschossen und festgenommen.
Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt. Die französische Regierung rief die höchste Terrorwarnstufe für das ganze Land aus. Politiker aus ganz Europa verurteilten den Anschlag und sicherten ihre Solidarität zu.
Die Terrorangriffe in Frankreich gehen weiter: Ein Islamist hat in der größten Kirche der Mittelmeerstadt Nizza am Donnerstag drei Menschen mit einem Messer getötet. Laut der Zeitung „Le Figaro“befindet sich unter den Opfern eine ältere Frau, die demnach fast enthauptet wurde. Getötet wurde bei dem Angriff auch der 45-jährige Mesner der Kirche Notre-Dame de l’Assomption. Eine dritte Frau konnte noch in ein Café flüchten, wo sie ihren schweren Verletzungen aber erlag.
Der mutmaßliche Angreifer ist laut „Le Figaro“etwa 20 Jahre alt. Er wurde von Polizisten mehrmals angeschossen. Er soll immer wieder „Allahu akbar“(„Gott ist groß“) gerufen haben. Der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, sagte: „Alle Bürger von Nizza sind schockiert und entsetzt.“Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Gegen 11 Uhr, rund zwei Stunden nach dem Angriff in Nizza, erschossen Polizisten einen Mann in Montfavet nahe Avignon. Er hatte Passanten mit einer Pistole bedroht. Vorerst gebe es keine Hinweise auf einen Terrorhintergrund, hieß es. Im Zentrum von Lyon wurde am Donnerstag ein mit einem Messer bewaffneter Mann festgenommen. Er soll den Sicherheitsbehörden bekannt sein. Verletzt wurde niemand. Auch hier gab es keine Hinweise auf einen Zusammenhang mit dem Angriff in Nizza. Die Zeitung „Le Parisien“berichtete indes von einer Festnahme in der Nähe von Paris. Ein Mann soll seinem Vater anvertraut haben, nach der Attacke in Nizza einen Anschlag verüben zu wollen, und habe ein Messer dabeigehabt, so die Zeitung weiter. Eine offizielle Bestätigung gab es nicht. Am französischen Konsulat in Dschidda in Saudi-Arabien wurde zudem ein Sicherheitsbeamter bei einem Messerangriff leicht verletzt. Franzosen in Saudi-Arabien wurden zu „höchster Wachsamkeit“aufgerufen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reiste am Nachmittag nach Nizza. Dort sagte er, die Messerattacke sei ein „islamistischer Terroranschlag“. Er kündigte verstärkten Schutz von Kirchen und Schulen an. Der schon länger laufende inländische Antiterroreinsatz „Sentinelle“des Militärs solle von 3000 auf 7000 Soldaten aufgestockt werden.
Die Antwort der Regierung auf die Anschläge werde „hart und unerbittlich“sein, sagte Premierminister
Jean Castex. Der Anschlag in Nizza sei eine „ebenso feige wie barbarische Tat, die das ganze Land in Trauer versetzt“. Castex rief die oberste Terrorwarnstufe für das ganze Land aus.
Die katholische Kirche in Frankreich sprach von einer „unsäglichen Tat“. Christen dürften nicht „zum symbolischen Schlachtopfer werden“. Papst Franziskus bete für die Opfer, ihre Angehörigen und das
„geliebte französische Volk“, hieß es aus dem Vatikan. Um 15 Uhr läuteten Kirchenglocken in ganz Frankreich zum Gedenken.
Nach der tödlichen Messerattacke in Nizza haben sich die Staatsund Regierungschefs der EU geschlossen an die Seite Frankreichs gestellt. „Wir verurteilen diese Attacken, die einen Angriff auf unsere gemeinsamen Werte darstellen, aufs Schärfste“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung, die EURatschef Charles Michel am Donnerstag veröffentlichte. Bundeskanzler Sebastian Kurz sprach von einem „unfassbaren Angriff“.
In einer ersten Reaktion appellierte der Vorsitzende des französischen Muslim-Rates CFCM, Mohammed Moussaoui, an alle Muslime, „zum Zeichen der Trauer und der Solidarität mit unseren Mitbürgern, die Opfer dieser niederträchtigen Tat wurden“, die Feierlichkeiten zum islamischen Fest Mawlid an-Nabi abzusagen.
Es ist nicht der erste Anschlag in einer Kirche in Frankreich: Im Juli 2016 schnitten zwei Attentäter dem Priester Jacques Hamel (85) in SaintÉtienne-du-Rouvray in der Normandie die Kehle durch, als er eine Messe abhielt.
Derzeit findet ein Prozess gegen einen algerischen Islamisten statt, der Attentate auf zwei Kirchen in der Pariser Vorstadt Villejuif geplant hatte und eine Frau tötete.
Die jüngsten Vorfälle ereigneten sich in einem höchst angespannten Kontext: Nach der Ermordung des Geschichtslehrers Samuel Paty – er hatte im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit Mohammed-Karikaturen der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“gezeigt – sagte Macron, man werde sich nicht verbieten lassen, weiterhin von dieser Freiheit Gebrauch zu machen und provokante Zeichnungen zu zeigen. Es gab wütende Reaktionen in einigen muslimischen Ländern, wo auch zum Boykott französischer Produkte aufgerufen wurde.
Im September begann in Paris der Prozess um mutmaßliche Unterstützer jener drei Terroristen, die im Jänner 2015 Anschläge gegen „Charlie Hebdo“und einen jüdischen Supermarkt verübt hatten und erschossen wurden. Die Satirezeitung veröffentlichte nun erneut Karikaturen des Propheten. Ende September griff ein 25-Jähriger zwei Journalisten vor dem früheren Redaktionsgebäude an und verletzte sie schwer.
„Eine ebenso feige wie barbarische Tat, die das ganze Land in Trauer versetzt.“
Jean Castex, Premierminister