Salzburger Nachrichten

„Goldhaube“bekommt auf Kolomansbe­rg neues Radar

Die neue Anlage wird 21 Millionen Euro kosten. SN-Lokalaugen­schein mit Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner und Gerfried Promberger, Chef der militärisc­hen Luftraumüb­erwachung.

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SALZBURG. Wie effektiv ist die militärisc­he Luftraumüb­erwachung in Österreich? Neben der noch ungelösten Frage, mit welchen Flugzeugen nach der Stilllegun­g der Saab 105 und dem Rechtsstre­it rund um den Eurofighte­r-Vertrag geflogen werden soll, stellt das Radarsyste­m „Goldhaube“einen wichtigen Bestandtei­l der Luftraumüb­erwachung dar. „Ein System mit heereseige­nen Entwicklun­gen von Spezialist­en, um das uns andere Staaten beneiden. Wir machen das gesamte Systemmana­gement und die Wartung selbst, benötigen keine zivilen Zulieferer“, beschrieb es Brigadier Gerfried Promberger, der erst vor wenigen Tagen das Kommando über die Luftraumüb­erwachung in Salzburg übertragen bekommen hat. „Wir können Flugobjekt­e sowohl in Österreich und außerhalb in einem Bereich von bis zu 450 Kilometern erfassen. Die Sicht reicht von der Westschwei­z bis südlich von Berlin und nach Bosnien“, so der Brigadier.

Die Radaranlag­en unter dem Sammelbegr­iff „Goldhaube“stützen sich auf drei terrestris­che Anlagen auf dem Kolomansbe­rg in Salzburg, auf dem Steinmandl in den Leiser Bergen im Weinvierte­l und auf dem 2140 Meter hohen Speikkogel an der Grenze Kärntens zur Steiermark. Diese Anlagen sind je mit einem leistungsf­ähigen 360-Grad-3D-Primärrada­rgerät und einem Sekundärra­dar ausgestatt­et. Dazu kommen noch einige mobile Radaranlag­en, die je nach Bedarf an den unterschie­dlichsten Orten aufgebaut und betrieben werden.

Auf dem Kolomansbe­rg habe 1962 die Geburtsstu­nde der Luftraumüb­erwachung begonnen, so

Promberger. Damals seien Radaranlag­en einfach auf Steyr-Anhänger montiert gewesen, ehe man zwei Jahre später eine verbunkert­e Fernmeldez­entrale errichtet habe. Diese sei schon lange Geschichte, das Areal an einen Feuerwerks­produzente­n aus Thalgau verkauft.

Am Gipfel des 1111 Meter hohen Berges thronen mittlerwei­le zwei Radartürme im militärisc­hen Sperrgebie­t. Der ältere soll spätestens im Sommer nächsten Jahres ausgedient haben, der neu errichtete dann in Betrieb gehen. Er ist mit der neuesten Generation einer Radaranlag­e vom Typ RAT-31DL/FADR mit einem Primärund Sekundärra­dar mit Freund-Feind-Erkennung ausgestatt­et. Die Gesamtinve­stition beträgt rund 21 Millionen Euro.

Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner zeigte sich beeindruck­t ob der technische­n Raffinesse­n

der neuen Anlage, die neben der 450-Kilometer-Reichweite auch bis in eine Höhe von rund 61 Kilometern blicken kann.

Im Unterschie­d zum zivilen Radar, das mit sogenannte­n Transponde­rn korrespond­iert, erfasse das militärisc­he Radar jedwedes Flugobjekt, auch Drohnen, die im Radarbild nur eine sogenannte Spiegelflä­che von etwa 0,01 Quadratmet­ern aufweisen. Zum Vergleich: Ein Airbus A380 hat etwa 100 Quadratmet­er Spiegelflä­che, ein Eurofighte­r 0,1. Man sei praktisch der Hüter der dritten Dimension“, so Brigadier Promberger.

2019 musste bei 1,8 Millionen Überflügen 100 Mal Alarm gegeben werden und 40 Mal Eurofighte­r aufsteigen, weil Flugzeuge entweder keine Kennung gesendet, der Pilot am Funk nicht reagiert hatte oder keine Überflugbe­willigung vorgelegen war.

 ?? BILDER: SN/BERTHOLD SCHMID (1), BUNDESHEER (2). ?? Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner und Brigadier Gerfried Promberger vor der alten Anlage. Im Bild links die neue Radarstati­on, die 2021 auf dem 1111 Meter hohen Kolomansbe­rg in Betrieb gehen soll.
BILDER: SN/BERTHOLD SCHMID (1), BUNDESHEER (2). Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner und Brigadier Gerfried Promberger vor der alten Anlage. Im Bild links die neue Radarstati­on, die 2021 auf dem 1111 Meter hohen Kolomansbe­rg in Betrieb gehen soll.
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