Vom eigenen Bauerngarten zum Bauernkalender
Der Bauernkalender erscheint zum 114. Mal und ist damit älter als die Salzburger Festspiele. Beatrix Binder hat der traditionsreichen Publikation sanft ein neues Gesicht verpasst.
SALZBURG. Für alle treuen Leserinnen und Leser des Bauernkalenders die gute Nachricht vorweg: Der wichtigste Teil ist gleich geblieben, und zwar das namensgebende Kalendarium. Es wurde vom Salzburger Maler Wilhelm Kaufmann gestaltet und zeigt auf einer Doppelseite für jeden Monat links das Kirchenjahr mit den jeweiligen Heiligen und rechts das bäuerliche Leben. Dazu kommen Informationen zu Lostagen, Bauernregeln sowie Mond- und Sonnenstand. „Der KaufmannKalender war der Ursprung und bleibt natürlich ein Fixpunkt“, sagt Beatrix Binder. Sie ist die neue Lektorin des Bauernkalenders, der kürzlich im Anton-Pustet-Verlag erschienen ist. Die 59-Jährige hat diese Aufgabe im
„Bei vielen Lesern gibt es eine sehr tiefe Verbundenheit.“
Vorjahr von Gertraud Steiner übernommen und den Innenteil der Publikation sanft an die heutige Zeit angepasst, sowohl inhaltlich als auch beim Layout. „Das ist natürlich eine Gratwanderung. Die Leser wissen, was sie gewohnt sind, im Bauernkalender zu finden. Bei vielen gibt es eine sehr tiefe Verbundenheit.“
Der Bezeichnung „Kalenderfrau“kann Binder nichts abgewinnen: „Viel wichtiger ist die Rolle der Autorinnen und Autoren. Der Bauernkalender ist ein Mosaik, und ich habe es zusammengefügt und ein paar neue Steine dazugelegt.“
Einer dieser neuen Steine ist zum Beispiel das Inhaltsverzeichnis, in dem zart gemalte Bienen umherschwirren. Es enthält auch erstmals verschiedene Rubriken wie Land & Leben, Natur & Umwelt, Tradition & Geschichte, oder auch „Selbstg’macht“. Dort sind zum ersten Mal auch Rezepte zu finden – früher eine Art Tabu im Bauernkalender. „Wir versuchen einen Brückenschlag zwischen dem bäuerlichen Leben und dem Leben der Städter und wollen das gegenseitige Verständnis stärken.“Die Nachfrage und das Bedürfnis nach regionalen Lebensmitteln sei jedenfalls in der Coronakrise stark gestiegen. Auch auf diese aktuellen Herausforderungen geht der Bauernkalender 2021 ein, indem er die zahlreichen Internetportale für Direktvermarkter vorstellt.
Um die meisten Beiträge hat sich Binder allerdings bereits vor gut einem Jahr bemüht. „Die Publikation benötigt schon einiges an Vorlaufzeit.“Bei manchen Geschichten spielte aber auch der Zufall Regie. Auf „Franz, den Franzosen“stieß Binder zum Beispiel bei einer Gartenbesichtigung in Leogang.
Das ist auch der Zugang, den die 59-Jährige zur Landwirtschaft mitbringt: Sie ist eine begeisterte Hobbygärtnerin. „Mit einem Garten ist man einfach so nah dran am Leben. Ich habe vor meinem Haus im Salzkammergut einen kleinen Bauerngarten angelegt.“Dort wachsen vor allem pflegeleichte Pflanzen, da Binder ihre Zelte abwechselnd auch bei ihrem Lebensgefährten im Flachgau aufschlägt. Aufgewachsen ist Binder in Passau, ihre Eltern stammen aus dem Salzkammergut. Nach dem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte arbeitete sie in München und Luxemburg als Journalistin. Der charmante bayerische Dialekt ist ihr als Markenzeichen erhalten geblieben.
Normalerweise wird der Bauernkalender auch auf dem Rupertikirtag verkauft, der jedoch heuer coronabedingt ausfällt. Einer der Käufer, Rupert Resch, erinnerte sich noch an die Kultschreiberin „Platten-Lisei“und bot gleich eigene Beiträge an. Heuer ist er mit einer Geschichte über das Feldwegbeten vertreten.