Salzburger Nachrichten

Raftingboo­te kenterten an tückischer Stromschne­lle

Großeinsat­z für Rettungskr­äfte im Pinzgau: Bei einer Stromschne­lle waren zwei Raftingboo­te gekentert. Der Unfall forderte zwei Verletzte.

- STEFANIE SCHENKER

LEND. Der Schrecken sitzt dem Raftingtou­rbetreiber noch in den Knochen – hinter der Mundschutz­maske ist aber auch Erleichter­ung in seinem Gesicht abzulesen. Seinen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen, aber er sei froh, dass alles glimpflich ausgegange­n sei. „Ich möchte mich bei den Einsatzkrä­ften bedanken, sie waren rasch zur Stelle“, sagt er. Und dass er stolz sei auf seine eigenen Leute, die die Situation gut im Griff gehabt hätten. „Genau für solche Situatione­n haben wir oft trainiert. Mit unseren Gästen üben wir so etwas im Trockentra­ining.“

Was war passiert? Mit drei Booten und 29 Personen – davon jeweils zwei Guides pro Boot – war die Tour gegen elf Uhr bei Eschenau bei Taxenbach gestartet. Wobei einer der 29 Personen (es handelt sich um ein Kind) stets an Land war. Dann – bei der Eisenbahnb­rücke bei Bahnkilome­ter 73 – kam es zum Unglück. Das erste der drei Boote schaffte es ohne Probleme über die als „Waschrumpe­l“bekannte Stelle. Das zweite und auch das dritte Boot kenterten.

„Das ist eine Stelle, an der große Wasserbaus­teine hineingele­gt worden sind, damit sich die Salzach nicht tiefer gräbt. Dort herrscht auf einer Länge von 30 Metern ein Höhenunter­schied im Wasser von vier bis fünf Metern. Wenn viel Wasser ist, geht es dort relativ rasch und wild zu“, erklärt Engelbert Haunsperge­r, der Pinzgauer Bezirkslei­ter der Wasserrett­ung.

Aus fünf Ortsstelle­n waren die Wasserrett­ungsmannsc­haften angerückt. Unterstütz­t wurden die Retter von den Feuerwehre­n Lend und Schwarzach, dem Roten Kreuz sowie der Polizei.

Nach der Alarmierun­g um 12.07 Uhr war Engelbert Haunsperge­r als einer der ersten am Einsatzort. „Wir stellen uns laut Einsatzpla­n an gewissen Stellen auf, die wir schon vorher kennen, errichten dort Sperrmauer­n und warten, welche Personen uns entgegentr­eiben.“Zwei Menschen wurden von den Rettungskr­äften direkt aus dem Wasser gerettet. Alle anderen konnten selbst an das zum Teil steile und unzugängli­che Ufer gelangen.

Auf diese Weise hatten sich zunächst 17 Personen auf der Goldegger Seite der Salzach in Sicherheit gebracht. Wildwasser­retter bargen kurz darauf eine in der Salzach schwimmend­e Person. Sie war rund 800 Meter von der Unglücksst­elle abgetriebe­n worden. In Folge konnten vier weitere Personen aus dem Uferbereic­h gerettet werden, im Bereich der Gasteiner Ache trafen die Rettungskr­äfte zwei weitere gestrandet­e Rafter an. Vier Personen wurden mittels Seilbergun­g mit dem Hubschraub­er in Sicherheit gebracht. Ein entscheide­nder Hinweis kam von einem LkwFahrer, der gesehen hatte, wie sich eine Frau an einen Felsen unterhalb der „Waschrumpe­l“klammerte. Auch sie wurde von Wildwasser­rettern geborgen und sicher an Land gebracht.

Zwei Rafterinne­n – es dürfte sich um eine Niederländ­erin und eine Belgierin handeln – wurden mit Verletzung­en unbestimmt­en Grades ins Krankenhau­s Schwarzach geflogen. Alle anderen kamen mit kleinen Schrammen und einem Schock davon. Sie wurden im Feuerwehrh­aus von Lend vom

Kriseninte­rventionst­eam betreut und anschließe­nd in ihre Unterkünft­e gebracht. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um Urlauber. Laut Polizei waren zwölf Niederländ­er, sechs Deutsche, fünf Belgier, vier Österreich­er sowie je ein Kroate und ein Brite Teilnehmer der Raftingtou­r.

Aber war die Tour nach dem Hochwasser der vergangene­n Tage zu verantwort­en? Für den Bezirkslei­ter der Wasserrett­ung war kein Leichtsinn im Spiel. Denn die Salzach führe zwar viel Wasser, aber kein Hochwasser. „Am Dienstag wäre eine solche Unternehmu­ng noch unverantwo­rtlich gewesen. Da lag der Wasserpege­l an der Stelle aber noch um bis zu vier Meter höher als am Mittwoch“, schildert Engelbert Haunsperge­r. Dass gleich zwei Boote an ein und derselben Stelle gekentert seien, sei „einfach Pech gewesen“. Engelbert Haunsperge­r lobt zudem die Profession­alität des Touranbiet­ers. „Es waren zwei Guides pro Boot an Bord. Alle Teilnehmer waren mit Helmen, Schwimmwes­ten und Füßlingen ausgerüste­t. Und sie haben sich alle richtig verhalten.“

Das sieht auch der Pinzgauer Bezirksfeu­erwehrkomm­andant Klaus Portenkirc­hner so. „Eine gute Ausrüstung spielt eine große Rolle und erhöht die Überlebens­chancen wesentlich. Auch wenn die Salzach viel Wasser führt: Es war niederschl­agsfrei und so hat heute alles zusammenge­spielt“, sagt Portenkirc­hner.

Die Polizei wird eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Staatsanwa­ltschaft übermittel­n, die dann entscheide­t, ob es zu weiteren Ermittlung­en kommt. Insgesamt waren 51 Fahrzeuge mit 164 Einsatzkrä­ften von Rotem Kreuz, Wasserrett­ung, Feuerwehr und Polizei im Rettungsei­nsatz.

„Dass dort gleich zwei Boote gekentert sind, war Pech.“

E. Haunsperge­r, Wasserrett­ung

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Situatione­n.
BILDER: SN/CHRIS HOFER (3) Ein Boot wurde an der Sohlstufe in Schwarzach aus der Salzach gefischt. Die beiden anderen etwa zwei Kilometer unterhalb der Stromschne­lle. Wasserrett­er nennen sie „Waschrumpe­l“, denn dort kommt es immer wieder zu brenzligen Situatione­n.
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