Raftingboote kenterten an tückischer Stromschnelle
Großeinsatz für Rettungskräfte im Pinzgau: Bei einer Stromschnelle waren zwei Raftingboote gekentert. Der Unfall forderte zwei Verletzte.
LEND. Der Schrecken sitzt dem Raftingtourbetreiber noch in den Knochen – hinter der Mundschutzmaske ist aber auch Erleichterung in seinem Gesicht abzulesen. Seinen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen, aber er sei froh, dass alles glimpflich ausgegangen sei. „Ich möchte mich bei den Einsatzkräften bedanken, sie waren rasch zur Stelle“, sagt er. Und dass er stolz sei auf seine eigenen Leute, die die Situation gut im Griff gehabt hätten. „Genau für solche Situationen haben wir oft trainiert. Mit unseren Gästen üben wir so etwas im Trockentraining.“
Was war passiert? Mit drei Booten und 29 Personen – davon jeweils zwei Guides pro Boot – war die Tour gegen elf Uhr bei Eschenau bei Taxenbach gestartet. Wobei einer der 29 Personen (es handelt sich um ein Kind) stets an Land war. Dann – bei der Eisenbahnbrücke bei Bahnkilometer 73 – kam es zum Unglück. Das erste der drei Boote schaffte es ohne Probleme über die als „Waschrumpel“bekannte Stelle. Das zweite und auch das dritte Boot kenterten.
„Das ist eine Stelle, an der große Wasserbausteine hineingelegt worden sind, damit sich die Salzach nicht tiefer gräbt. Dort herrscht auf einer Länge von 30 Metern ein Höhenunterschied im Wasser von vier bis fünf Metern. Wenn viel Wasser ist, geht es dort relativ rasch und wild zu“, erklärt Engelbert Haunsperger, der Pinzgauer Bezirksleiter der Wasserrettung.
Aus fünf Ortsstellen waren die Wasserrettungsmannschaften angerückt. Unterstützt wurden die Retter von den Feuerwehren Lend und Schwarzach, dem Roten Kreuz sowie der Polizei.
Nach der Alarmierung um 12.07 Uhr war Engelbert Haunsperger als einer der ersten am Einsatzort. „Wir stellen uns laut Einsatzplan an gewissen Stellen auf, die wir schon vorher kennen, errichten dort Sperrmauern und warten, welche Personen uns entgegentreiben.“Zwei Menschen wurden von den Rettungskräften direkt aus dem Wasser gerettet. Alle anderen konnten selbst an das zum Teil steile und unzugängliche Ufer gelangen.
Auf diese Weise hatten sich zunächst 17 Personen auf der Goldegger Seite der Salzach in Sicherheit gebracht. Wildwasserretter bargen kurz darauf eine in der Salzach schwimmende Person. Sie war rund 800 Meter von der Unglücksstelle abgetrieben worden. In Folge konnten vier weitere Personen aus dem Uferbereich gerettet werden, im Bereich der Gasteiner Ache trafen die Rettungskräfte zwei weitere gestrandete Rafter an. Vier Personen wurden mittels Seilbergung mit dem Hubschrauber in Sicherheit gebracht. Ein entscheidender Hinweis kam von einem LkwFahrer, der gesehen hatte, wie sich eine Frau an einen Felsen unterhalb der „Waschrumpel“klammerte. Auch sie wurde von Wildwasserrettern geborgen und sicher an Land gebracht.
Zwei Rafterinnen – es dürfte sich um eine Niederländerin und eine Belgierin handeln – wurden mit Verletzungen unbestimmten Grades ins Krankenhaus Schwarzach geflogen. Alle anderen kamen mit kleinen Schrammen und einem Schock davon. Sie wurden im Feuerwehrhaus von Lend vom
Kriseninterventionsteam betreut und anschließend in ihre Unterkünfte gebracht. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um Urlauber. Laut Polizei waren zwölf Niederländer, sechs Deutsche, fünf Belgier, vier Österreicher sowie je ein Kroate und ein Brite Teilnehmer der Raftingtour.
Aber war die Tour nach dem Hochwasser der vergangenen Tage zu verantworten? Für den Bezirksleiter der Wasserrettung war kein Leichtsinn im Spiel. Denn die Salzach führe zwar viel Wasser, aber kein Hochwasser. „Am Dienstag wäre eine solche Unternehmung noch unverantwortlich gewesen. Da lag der Wasserpegel an der Stelle aber noch um bis zu vier Meter höher als am Mittwoch“, schildert Engelbert Haunsperger. Dass gleich zwei Boote an ein und derselben Stelle gekentert seien, sei „einfach Pech gewesen“. Engelbert Haunsperger lobt zudem die Professionalität des Touranbieters. „Es waren zwei Guides pro Boot an Bord. Alle Teilnehmer waren mit Helmen, Schwimmwesten und Füßlingen ausgerüstet. Und sie haben sich alle richtig verhalten.“
Das sieht auch der Pinzgauer Bezirksfeuerwehrkommandant Klaus Portenkirchner so. „Eine gute Ausrüstung spielt eine große Rolle und erhöht die Überlebenschancen wesentlich. Auch wenn die Salzach viel Wasser führt: Es war niederschlagsfrei und so hat heute alles zusammengespielt“, sagt Portenkirchner.
Die Polizei wird eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft übermitteln, die dann entscheidet, ob es zu weiteren Ermittlungen kommt. Insgesamt waren 51 Fahrzeuge mit 164 Einsatzkräften von Rotem Kreuz, Wasserrettung, Feuerwehr und Polizei im Rettungseinsatz.
„Dass dort gleich zwei Boote gekentert sind, war Pech.“
E. Haunsperger, Wasserrettung